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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Das war zu rund, und der Kerl zählte nicht
darauf, daß ihm jemand anderst als mit dem
Maul Antwort geben würde. Zu seinem Un-
glük war einer da, der das that, und ihn an
Maul und Nase blutend zur Stube hinaus und
die Treppen hinabschikte. -- Das Hagelwet-
ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm
niemand das Wort reden, und auch die Armen
sagten: wenn er schon auch ein Wort hätte re-
den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel-
wetter gekommen wäre.

§. 80.
Allerley Narrenlohn.

Im Grund aber hatte ihm der Kienast seinen
Bärentazen nichts weniger als um deswil-
len vors Maul geschlagen, sondern sicher nur
vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr
das Maul brauchen dörfen.

Auch zeigte das Lachen der Dikbäuchen aller,
da das Blut ihm also zu Maul und Nase her-
ausschoß, daß sie dabey an etwas ganz anders
denken, als an sein Hagelwetter.

Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle
Samstag rühmten mehrere Leuth wie es fast in
allen armen Häusern so viel besser gehe. Doch
thut so etwas auch dergleichen Leuthen für den
Augenblik wohl.


Das war zu rund, und der Kerl zaͤhlte nicht
darauf, daß ihm jemand anderſt als mit dem
Maul Antwort geben wuͤrde. Zu ſeinem Un-
gluͤk war einer da, der das that, und ihn an
Maul und Naſe blutend zur Stube hinaus und
die Treppen hinabſchikte. — Das Hagelwet-
ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm
niemand das Wort reden, und auch die Armen
ſagten: wenn er ſchon auch ein Wort haͤtte re-
den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel-
wetter gekommen waͤre.

§. 80.
Allerley Narrenlohn.

Im Grund aber hatte ihm der Kienaſt ſeinen
Baͤrentazen nichts weniger als um deswil-
len vors Maul geſchlagen, ſondern ſicher nur
vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr
das Maul brauchen doͤrfen.

Auch zeigte das Lachen der Dikbaͤuchen aller,
da das Blut ihm alſo zu Maul und Naſe her-
ausſchoß, daß ſie dabey an etwas ganz anders
denken, als an ſein Hagelwetter.

Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle
Samſtag ruͤhmten mehrere Leuth wie es faſt in
allen armen Haͤuſern ſo viel beſſer gehe. Doch
thut ſo etwas auch dergleichen Leuthen fuͤr den
Augenblik wohl.


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[377/0399] Das war zu rund, und der Kerl zaͤhlte nicht darauf, daß ihm jemand anderſt als mit dem Maul Antwort geben wuͤrde. Zu ſeinem Un- gluͤk war einer da, der das that, und ihn an Maul und Naſe blutend zur Stube hinaus und die Treppen hinabſchikte. — Das Hagelwet- ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm niemand das Wort reden, und auch die Armen ſagten: wenn er ſchon auch ein Wort haͤtte re- den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel- wetter gekommen waͤre. §. 80. Allerley Narrenlohn. Im Grund aber hatte ihm der Kienaſt ſeinen Baͤrentazen nichts weniger als um deswil- len vors Maul geſchlagen, ſondern ſicher nur vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr das Maul brauchen doͤrfen. Auch zeigte das Lachen der Dikbaͤuchen aller, da das Blut ihm alſo zu Maul und Naſe her- ausſchoß, daß ſie dabey an etwas ganz anders denken, als an ſein Hagelwetter. Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle Samſtag ruͤhmten mehrere Leuth wie es faſt in allen armen Haͤuſern ſo viel beſſer gehe. Doch thut ſo etwas auch dergleichen Leuthen fuͤr den Augenblik wohl.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/399>, abgerufen am 27.11.2024.