wenn ihr die Hölle um nichts verdienet, so ver- dienet ihr sie ob mir, und dergleichen.
Wenn man so mit den Leuthen redt, und insonderheit mit Kindern, so macht man ih- nen nichts weniger als gut Blut, und sie müß- ten wohl mehr als Kinder seyn, wenn sie ei- nen Narren, der alle Augenblike so ein Wort zu ihnen sagt, noch lieben könnten.
Sie wußten aber beynahe völlig, mit wem sie zuthun hatten, und wenn er auch am laute- sten that, sagten sie zu einander: -- wenn wir jezt bald wieder mezgen und ihm Würst und Fleisch bringen, so kommen wir denn nicht mehr in die Höll hinab, so lang er davon zu Mittag hat.
Jezt wars anderst, das stärkste, das der Lieu- tenaut zu seinen Kindern sagte, wenn sie fehl- ten, war: "du bist ein schlechter Kerl, oder aus dir giebt nichts.
So wenig als das war, so würkte es; denn es war wahr.
Was der andere sagte, war eine Luge, und würkte darum nichts.
Und denn brauchte er bey seinem Strafen auch das Narrenholz selten, das der Alte im- mer in Händen hatte, und in den Händen des Alten war es sicher ein Narrenholz.
Die Art hingegen wie der Glüphj strafte, bestuhnd mehrentheils in Uebungen, die dem
wenn ihr die Hoͤlle um nichts verdienet, ſo ver- dienet ihr ſie ob mir, und dergleichen.
Wenn man ſo mit den Leuthen redt, und inſonderheit mit Kindern, ſo macht man ih- nen nichts weniger als gut Blut, und ſie muͤß- ten wohl mehr als Kinder ſeyn, wenn ſie ei- nen Narren, der alle Augenblike ſo ein Wort zu ihnen ſagt, noch lieben koͤnnten.
Sie wußten aber beynahe voͤllig, mit wem ſie zuthun hatten, und wenn er auch am laute- ſten that, ſagten ſie zu einander: — wenn wir jezt bald wieder mezgen und ihm Wuͤrſt und Fleiſch bringen, ſo kommen wir denn nicht mehr in die Hoͤll hinab, ſo lang er davon zu Mittag hat.
Jezt wars anderſt, das ſtaͤrkſte, das der Lieu- tenaut zu ſeinen Kindern ſagte, wenn ſie fehl- ten, war: „du biſt ein ſchlechter Kerl, oder aus dir giebt nichts.
So wenig als das war, ſo wuͤrkte es; denn es war wahr.
Was der andere ſagte, war eine Luge, und wuͤrkte darum nichts.
Und denn brauchte er bey ſeinem Strafen auch das Narrenholz ſelten, das der Alte im- mer in Haͤnden hatte, und in den Haͤnden des Alten war es ſicher ein Narrenholz.
Die Art hingegen wie der Gluͤphj ſtrafte, beſtuhnd mehrentheils in Uebungen, die dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0337"n="315"/>
wenn ihr die Hoͤlle um nichts verdienet, ſo ver-<lb/>
dienet ihr ſie ob mir, und dergleichen.</p><lb/><p>Wenn man ſo mit den Leuthen redt, und<lb/>
inſonderheit mit Kindern, ſo macht man ih-<lb/>
nen nichts weniger als gut Blut, und ſie muͤß-<lb/>
ten wohl mehr als Kinder ſeyn, wenn ſie ei-<lb/>
nen Narren, der alle Augenblike ſo ein Wort<lb/>
zu ihnen ſagt, noch lieben koͤnnten.</p><lb/><p>Sie wußten aber beynahe voͤllig, mit wem<lb/>ſie zuthun hatten, und wenn er auch am laute-<lb/>ſten that, ſagten ſie zu einander: — wenn<lb/>
wir jezt bald wieder mezgen und ihm Wuͤrſt<lb/>
und Fleiſch bringen, ſo kommen wir denn nicht<lb/>
mehr in die Hoͤll hinab, ſo lang er davon zu<lb/>
Mittag hat.</p><lb/><p>Jezt wars anderſt, das ſtaͤrkſte, das der Lieu-<lb/>
tenaut zu ſeinen Kindern ſagte, wenn ſie fehl-<lb/>
ten, war: „du biſt ein ſchlechter Kerl, oder<lb/>
aus dir giebt nichts.</p><lb/><p>So wenig als das war, ſo wuͤrkte es; denn<lb/>
es war wahr.</p><lb/><p>Was der andere ſagte, war eine Luge, und<lb/>
wuͤrkte darum nichts.</p><lb/><p>Und denn brauchte er bey ſeinem Strafen<lb/>
auch das Narrenholz ſelten, das der Alte im-<lb/>
mer in Haͤnden hatte, und in den Haͤnden des<lb/>
Alten war es ſicher ein Narrenholz.</p><lb/><p>Die Art hingegen wie der Gluͤphj ſtrafte,<lb/>
beſtuhnd mehrentheils in Uebungen, die dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[315/0337]
wenn ihr die Hoͤlle um nichts verdienet, ſo ver-
dienet ihr ſie ob mir, und dergleichen.
Wenn man ſo mit den Leuthen redt, und
inſonderheit mit Kindern, ſo macht man ih-
nen nichts weniger als gut Blut, und ſie muͤß-
ten wohl mehr als Kinder ſeyn, wenn ſie ei-
nen Narren, der alle Augenblike ſo ein Wort
zu ihnen ſagt, noch lieben koͤnnten.
Sie wußten aber beynahe voͤllig, mit wem
ſie zuthun hatten, und wenn er auch am laute-
ſten that, ſagten ſie zu einander: — wenn
wir jezt bald wieder mezgen und ihm Wuͤrſt
und Fleiſch bringen, ſo kommen wir denn nicht
mehr in die Hoͤll hinab, ſo lang er davon zu
Mittag hat.
Jezt wars anderſt, das ſtaͤrkſte, das der Lieu-
tenaut zu ſeinen Kindern ſagte, wenn ſie fehl-
ten, war: „du biſt ein ſchlechter Kerl, oder
aus dir giebt nichts.
So wenig als das war, ſo wuͤrkte es; denn
es war wahr.
Was der andere ſagte, war eine Luge, und
wuͤrkte darum nichts.
Und denn brauchte er bey ſeinem Strafen
auch das Narrenholz ſelten, das der Alte im-
mer in Haͤnden hatte, und in den Haͤnden des
Alten war es ſicher ein Narrenholz.
Die Art hingegen wie der Gluͤphj ſtrafte,
beſtuhnd mehrentheils in Uebungen, die dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/337>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.