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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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lich, wenigstens könnten sie es, wenn sie
nur wollten; ich hab schon hundertmal ge-
sagt, es wär einem jeden Spinnerkind so
leicht als nichts möglich, auch seine 8 oder
10 Dublonen zusammen zu legen.

Junker. Haltest du das für so leicht
möglich?

Meyer. Es braucht nichts anders als
daß ein Kind von einem Gulden den es in
der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba-
zen beyseits lege, und daß ihm jemand dann
zu dem Geld Sorg trage, so wäre das in
seiner Ordnung.

Junker. Aber könnte ich etwas beytra-
gen, daß das so käme?

Meyer. Ja freylich! wenn ihr so gut
seyn wolltet.

Junker. Wie so?

Meyer. Wenn ihr z. E. einem jeden
Spinnerkind, das so seine 10 Dublonen er-
spahren würde, eh' es seine 20 Jahr alt ist,
etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land
für sein Lebtag Zehndenfrey lassen würdet,
so würdet ihr mehr als etwas dazu beytra-
gen.

Der Junker ohne sich zu besinnen, sagte
darauf: freylich wenn es damit geholfen, so
soll es an dem nicht fehlen.

Da der Meyer so von der Zehend Frey-

lich, wenigſtens koͤnnten ſie es, wenn ſie
nur wollten; ich hab ſchon hundertmal ge-
ſagt, es waͤr einem jeden Spinnerkind ſo
leicht als nichts moͤglich, auch ſeine 8 oder
10 Dublonen zuſammen zu legen.

Junker. Halteſt du das fuͤr ſo leicht
moͤglich?

Meyer. Es braucht nichts anders als
daß ein Kind von einem Gulden den es in
der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba-
zen beyſeits lege, und daß ihm jemand dann
zu dem Geld Sorg trage, ſo waͤre das in
ſeiner Ordnung.

Junker. Aber koͤnnte ich etwas beytra-
gen, daß das ſo kaͤme?

Meyer. Ja freylich! wenn ihr ſo gut
ſeyn wolltet.

Junker. Wie ſo?

Meyer. Wenn ihr z. E. einem jeden
Spinnerkind, das ſo ſeine 10 Dublonen er-
ſpahren wuͤrde, eh’ es ſeine 20 Jahr alt iſt,
etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land
fuͤr ſein Lebtag Zehndenfrey laſſen wuͤrdet,
ſo wuͤrdet ihr mehr als etwas dazu beytra-
gen.

Der Junker ohne ſich zu beſinnen, ſagte
darauf: freylich wenn es damit geholfen, ſo
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[8/0030] lich, wenigſtens koͤnnten ſie es, wenn ſie nur wollten; ich hab ſchon hundertmal ge- ſagt, es waͤr einem jeden Spinnerkind ſo leicht als nichts moͤglich, auch ſeine 8 oder 10 Dublonen zuſammen zu legen. Junker. Halteſt du das fuͤr ſo leicht moͤglich? Meyer. Es braucht nichts anders als daß ein Kind von einem Gulden den es in der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba- zen beyſeits lege, und daß ihm jemand dann zu dem Geld Sorg trage, ſo waͤre das in ſeiner Ordnung. Junker. Aber koͤnnte ich etwas beytra- gen, daß das ſo kaͤme? Meyer. Ja freylich! wenn ihr ſo gut ſeyn wolltet. Junker. Wie ſo? Meyer. Wenn ihr z. E. einem jeden Spinnerkind, das ſo ſeine 10 Dublonen er- ſpahren wuͤrde, eh’ es ſeine 20 Jahr alt iſt, etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land fuͤr ſein Lebtag Zehndenfrey laſſen wuͤrdet, ſo wuͤrdet ihr mehr als etwas dazu beytra- gen. Der Junker ohne ſich zu beſinnen, ſagte darauf: freylich wenn es damit geholfen, ſo ſoll es an dem nicht fehlen. Da der Meyer ſo von der Zehend Frey-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/30>, abgerufen am 28.03.2024.