den ihr Ahnherr alle Jahre feyerte, und von dem ihr lieber Großvater selig ihr so viel er- zählt hat.
Sie drükte Arner die Hand und sagte ihm das. Er erwiederte, ja du mußt uns erzäh- len, wie das ein Fest war!
Da erzählte Therese das Nahmensfest ihres Großvaters, wie er denn mit allen Kindern sei- nes Dorfes zu Mittag geessen, und wie er Jahr ein, und Jahr aus nie so fröhlich gewesen als an diesem Tag.
Er trank denn das erste Glas für seinen Herzog, der ihm so lieb war, und das zweyte für die Armen. Er war selber, sagte Therese, vor allen Kindern nichts weniger als reich, hatte nur ein einziges Dorf; und wenn er denn den Becher oben am Tisch hoch in der Hand hielt, sagte er dann, Gott segne die hölzer- nen Schüsseln, und die so daraus essen!
Dann giengs wie ein Rundgesang um den Tisch. Zuerst bot er der lieben Ahnfrau den Becher, die hielt ihn dann hoch, wie der Ahn- herr, und sagte, es geht unserm Herzog wohl, und den Edlen im Land, wenn die hölzernen Schüsseln gesegnet, und die so daraus essen.
Dann giengs hinunter bis zum Knecht, der am Tisch saß; alles mußte den Becher nem- men, und ein Wort sagen zum Lob des Bau- ernstands, und zum Trost der Armen.
den ihr Ahnherr alle Jahre feyerte, und von dem ihr lieber Großvater ſelig ihr ſo viel er- zaͤhlt hat.
Sie druͤkte Arner die Hand und ſagte ihm das. Er erwiederte, ja du mußt uns erzaͤh- len, wie das ein Feſt war!
Da erzaͤhlte Thereſe das Nahmensfeſt ihres Großvaters, wie er denn mit allen Kindern ſei- nes Dorfes zu Mittag geeſſen, und wie er Jahr ein, und Jahr aus nie ſo froͤhlich geweſen als an dieſem Tag.
Er trank denn das erſte Glas fuͤr ſeinen Herzog, der ihm ſo lieb war, und das zweyte fuͤr die Armen. Er war ſelber, ſagte Thereſe, vor allen Kindern nichts weniger als reich, hatte nur ein einziges Dorf; und wenn er denn den Becher oben am Tiſch hoch in der Hand hielt, ſagte er dann, Gott ſegne die hoͤlzer- nen Schuͤſſeln, und die ſo daraus eſſen!
Dann giengs wie ein Rundgeſang um den Tiſch. Zuerſt bot er der lieben Ahnfrau den Becher, die hielt ihn dann hoch, wie der Ahn- herr, und ſagte, es geht unſerm Herzog wohl, und den Edlen im Land, wenn die hoͤlzernen Schuͤſſeln geſegnet, und die ſo daraus eſſen.
Dann giengs hinunter bis zum Knecht, der am Tiſch ſaß; alles mußte den Becher nem- men, und ein Wort ſagen zum Lob des Bau- ernſtands, und zum Troſt der Armen.
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den ihr Ahnherr alle Jahre feyerte, und von
dem ihr lieber Großvater ſelig ihr ſo viel er-
zaͤhlt hat.
Sie druͤkte Arner die Hand und ſagte ihm
das. Er erwiederte, ja du mußt uns erzaͤh-
len, wie das ein Feſt war!
Da erzaͤhlte Thereſe das Nahmensfeſt ihres
Großvaters, wie er denn mit allen Kindern ſei-
nes Dorfes zu Mittag geeſſen, und wie er Jahr
ein, und Jahr aus nie ſo froͤhlich geweſen
als an dieſem Tag.
Er trank denn das erſte Glas fuͤr ſeinen
Herzog, der ihm ſo lieb war, und das zweyte
fuͤr die Armen. Er war ſelber, ſagte Thereſe,
vor allen Kindern nichts weniger als reich,
hatte nur ein einziges Dorf; und wenn er denn
den Becher oben am Tiſch hoch in der Hand
hielt, ſagte er dann, Gott ſegne die hoͤlzer-
nen Schuͤſſeln, und die ſo daraus eſſen!
Dann giengs wie ein Rundgeſang um den
Tiſch. Zuerſt bot er der lieben Ahnfrau den
Becher, die hielt ihn dann hoch, wie der Ahn-
herr, und ſagte, es geht unſerm Herzog wohl,
und den Edlen im Land, wenn die hoͤlzernen
Schuͤſſeln geſegnet, und die ſo daraus eſſen.
Dann giengs hinunter bis zum Knecht, der
am Tiſch ſaß; alles mußte den Becher nem-
men, und ein Wort ſagen zum Lob des Bau-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/259>, abgerufen am 27.11.2024.
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