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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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oben drein, was ich für Schaden und Nach-
theil von dieser Sach gehabt, ist mit keiner
Zunge zubeschreiben, sagte das Mensch; und
sein Bruder machte das Düpflj aufs j. Aber sie
wollten nur Geld; und der Krebler, der wohl
sah, daß hier nichts anders zu machen, als
den Sekel zu ziehen, sagte endlich.

Nu was kostet es denn? damit wir abein-
ander kommen.

Ja sagte die Margreth, ich bin jezt bald
drey viertel Jahr auf mir selber gesessen, und
hab keinen Dienst finden können, weil sie
mich so als eine Diebin zum Haus hinausge-
than, vom andern will ich nur nicht reden. --

Und ihr Bruder, -- es ist da nicht an
uns zu fordern, wenn du es also willst so
kannst du nur bieten was du geben wollest,
es wird sich dann zeigen, was wir dazu sa-
gen wollen.

Kurz sie brandschazten ihn vor 20 Gulden.
Als sie aber die hatten, war weiter von Ehr
und gutem Nahmen keine Red. --

Den Sigrist und Schulmeister ließ der Jun-
ker gar spat ruffen, damit sie recht lang unter
den andern Wirthshaus Lumpen da stehen müs-
sen.

Diese wollten noch eine Predig halten, wie
es gekommen, daß der einte 5. und der an-
dere 7. Gulden schuldig.


oben drein, was ich fuͤr Schaden und Nach-
theil von dieſer Sach gehabt, iſt mit keiner
Zunge zubeſchreiben, ſagte das Menſch; und
ſein Bruder machte das Duͤpflj aufs j. Aber ſie
wollten nur Geld; und der Krebler, der wohl
ſah, daß hier nichts anders zu machen, als
den Sekel zu ziehen, ſagte endlich.

Nu was koſtet es denn? damit wir abein-
ander kommen.

Ja ſagte die Margreth, ich bin jezt bald
drey viertel Jahr auf mir ſelber geſeſſen, und
hab keinen Dienſt finden koͤnnen, weil ſie
mich ſo als eine Diebin zum Haus hinausge-
than, vom andern will ich nur nicht reden. —

Und ihr Bruder, — es iſt da nicht an
uns zu fordern, wenn du es alſo willſt ſo
kannſt du nur bieten was du geben wolleſt,
es wird ſich dann zeigen, was wir dazu ſa-
gen wollen.

Kurz ſie brandſchazten ihn vor 20 Gulden.
Als ſie aber die hatten, war weiter von Ehr
und gutem Nahmen keine Red. —

Den Sigriſt und Schulmeiſter ließ der Jun-
ker gar ſpat ruffen, damit ſie recht lang unter
den andern Wirthshaus Lumpen da ſtehen muͤſ-
ſen.

Dieſe wollten noch eine Predig halten, wie
es gekommen, daß der einte 5. und der an-
dere 7. Gulden ſchuldig.


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[188/0210] oben drein, was ich fuͤr Schaden und Nach- theil von dieſer Sach gehabt, iſt mit keiner Zunge zubeſchreiben, ſagte das Menſch; und ſein Bruder machte das Duͤpflj aufs j. Aber ſie wollten nur Geld; und der Krebler, der wohl ſah, daß hier nichts anders zu machen, als den Sekel zu ziehen, ſagte endlich. Nu was koſtet es denn? damit wir abein- ander kommen. Ja ſagte die Margreth, ich bin jezt bald drey viertel Jahr auf mir ſelber geſeſſen, und hab keinen Dienſt finden koͤnnen, weil ſie mich ſo als eine Diebin zum Haus hinausge- than, vom andern will ich nur nicht reden. — Und ihr Bruder, — es iſt da nicht an uns zu fordern, wenn du es alſo willſt ſo kannſt du nur bieten was du geben wolleſt, es wird ſich dann zeigen, was wir dazu ſa- gen wollen. Kurz ſie brandſchazten ihn vor 20 Gulden. Als ſie aber die hatten, war weiter von Ehr und gutem Nahmen keine Red. — Den Sigriſt und Schulmeiſter ließ der Jun- ker gar ſpat ruffen, damit ſie recht lang unter den andern Wirthshaus Lumpen da ſtehen muͤſ- ſen. Dieſe wollten noch eine Predig halten, wie es gekommen, daß der einte 5. und der an- dere 7. Gulden ſchuldig.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/210>, abgerufen am 30.04.2024.