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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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den, als Leuthe, die von niemand nichts ha-
ben, und von niemand nichts wollen, ist ein
böses Exempel, dem ich vorbiegen muß; und
einen Augenblik darauf sagte er zu ihm, wie
viel Geschwisterte hast du?

Es sagte, fünfe.

Und Er wieder: gehen sie auch so hoffärtig
daher?

Es schwieg.

Er fragte zum andernmal: gehen sie auch
so hoffartig daher?

Da sagte es nein.

Er fuhr fort: aber haben sie Strümpf und
Schuh, und ganze Hemder?

Es zitterte und schwieg wieder. --

Und Er sagte wieder: haben sie Schuh,
Strümpf und ganze Hemder, deine fünf Ge-
schwisterte?

Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein
sagen.

Und der Junker fuhr fort, -- aber dein
Vater, und deine Mutter, können sich die
vor Kälte und Wärme schüzen, Kleidern hal-
ber?

Es schwieg wieder.

Ich sehe wohl, auch das ist nein, -- sagte
der Junker, und du schämst dich nicht, und
förchtest dich nicht der Sünde halber so daher
zu kommen. --


den, als Leuthe, die von niemand nichts ha-
ben, und von niemand nichts wollen, iſt ein
boͤſes Exempel, dem ich vorbiegen muß; und
einen Augenblik darauf ſagte er zu ihm, wie
viel Geſchwiſterte haſt du?

Es ſagte, fuͤnfe.

Und Er wieder: gehen ſie auch ſo hoffaͤrtig
daher?

Es ſchwieg.

Er fragte zum andernmal: gehen ſie auch
ſo hoffartig daher?

Da ſagte es nein.

Er fuhr fort: aber haben ſie Struͤmpf und
Schuh, und ganze Hemder?

Es zitterte und ſchwieg wieder. —

Und Er ſagte wieder: haben ſie Schuh,
Struͤmpf und ganze Hemder, deine fuͤnf Ge-
ſchwiſterte?

Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein
ſagen.

Und der Junker fuhr fort, — aber dein
Vater, und deine Mutter, koͤnnen ſich die
vor Kaͤlte und Waͤrme ſchuͤzen, Kleidern hal-
ber?

Es ſchwieg wieder.

Ich ſehe wohl, auch das iſt nein, — ſagte
der Junker, und du ſchaͤmſt dich nicht, und
foͤrchteſt dich nicht der Suͤnde halber ſo daher
zu kommen. —


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[182/0204] den, als Leuthe, die von niemand nichts ha- ben, und von niemand nichts wollen, iſt ein boͤſes Exempel, dem ich vorbiegen muß; und einen Augenblik darauf ſagte er zu ihm, wie viel Geſchwiſterte haſt du? Es ſagte, fuͤnfe. Und Er wieder: gehen ſie auch ſo hoffaͤrtig daher? Es ſchwieg. Er fragte zum andernmal: gehen ſie auch ſo hoffartig daher? Da ſagte es nein. Er fuhr fort: aber haben ſie Struͤmpf und Schuh, und ganze Hemder? Es zitterte und ſchwieg wieder. — Und Er ſagte wieder: haben ſie Schuh, Struͤmpf und ganze Hemder, deine fuͤnf Ge- ſchwiſterte? Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein ſagen. Und der Junker fuhr fort, — aber dein Vater, und deine Mutter, koͤnnen ſich die vor Kaͤlte und Waͤrme ſchuͤzen, Kleidern hal- ber? Es ſchwieg wieder. Ich ſehe wohl, auch das iſt nein, — ſagte der Junker, und du ſchaͤmſt dich nicht, und foͤrchteſt dich nicht der Suͤnde halber ſo daher zu kommen. —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/204>, abgerufen am 21.11.2024.