Dieser erzählte, die rechte Barbel heisse die Fromme, und sey sint dem Sonntag alle Nacht, wenns stokfinster gewesen, vors Haus gekom- men, und habe ihm mit Sprüchen aus der Bibel, und weiß nicht was allem zugesezt, daß er um Gotteswillen auch so barmherzig seye, und das Maul halte, wenn das andere Babelj für sie unter der Linde hervor komme, und zahle. Er sezte hinzu, er habe, damit er ih- rer los komme, geantwortet, wenn niemand nichts sage, so wolle er auch schweigen.
Der Junker fragte darauf das andere Ba- beli, aber was hat sie dir Lohn gegeben, daß du für sie da herfürgekommen?
Es antwortete, einen halben Gulden, und sezte hinzu, es seye ein armes Mensch, und habe gedacht, es schade niemand nichts, wenn es das thue.
Aber hast du nicht gedacht? Es schade dir selber, deinen guten Nahmen so an Lumpen- tisch hervor zu tragen, sagte der Junker. --
Und es -- ich habe gedacht, es glaube das niemand. --
Der Junker mußte ob ihm lachen, über die andere lachte er nicht. Er rief dem Haschier, und befahl ihm den Augenblik, die rechte Bar- bel aus dem Haus zu nehmen, und hieher zu bringen.
der Junker, und fragte den Hummel, was das ſeye?
Dieſer erzaͤhlte, die rechte Barbel heiſſe die Fromme, und ſey ſint dem Sonntag alle Nacht, wenns ſtokfinſter geweſen, vors Haus gekom- men, und habe ihm mit Spruͤchen aus der Bibel, und weiß nicht was allem zugeſezt, daß er um Gotteswillen auch ſo barmherzig ſeye, und das Maul halte, wenn das andere Babelj fuͤr ſie unter der Linde hervor komme, und zahle. Er ſezte hinzu, er habe, damit er ih- rer los komme, geantwortet, wenn niemand nichts ſage, ſo wolle er auch ſchweigen.
Der Junker fragte darauf das andere Ba- beli, aber was hat ſie dir Lohn gegeben, daß du fuͤr ſie da herfuͤrgekommen?
Es antwortete, einen halben Gulden, und ſezte hinzu, es ſeye ein armes Menſch, und habe gedacht, es ſchade niemand nichts, wenn es das thue.
Aber haſt du nicht gedacht? Es ſchade dir ſelber, deinen guten Nahmen ſo an Lumpen- tiſch hervor zu tragen, ſagte der Junker. —
Und es — ich habe gedacht, es glaube das niemand. —
Der Junker mußte ob ihm lachen, uͤber die andere lachte er nicht. Er rief dem Haſchier, und befahl ihm den Augenblik, die rechte Bar- bel aus dem Haus zu nehmen, und hieher zu bringen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0200"n="178"/>
der Junker, und fragte den Hummel, was<lb/>
das ſeye?</p><lb/><p>Dieſer erzaͤhlte, die rechte Barbel heiſſe die<lb/>
Fromme, und ſey ſint dem Sonntag alle Nacht,<lb/>
wenns ſtokfinſter geweſen, vors Haus gekom-<lb/>
men, und habe ihm mit Spruͤchen aus der<lb/>
Bibel, und weiß nicht was allem zugeſezt, daß<lb/>
er um Gotteswillen auch ſo barmherzig ſeye,<lb/>
und das Maul halte, wenn das andere Babelj<lb/>
fuͤr ſie unter der Linde hervor komme, und<lb/>
zahle. Er ſezte hinzu, er habe, damit er ih-<lb/>
rer los komme, geantwortet, wenn niemand<lb/>
nichts ſage, ſo wolle er auch ſchweigen.</p><lb/><p>Der Junker fragte darauf das andere Ba-<lb/>
beli, aber was hat ſie dir Lohn gegeben, daß<lb/>
du fuͤr ſie da herfuͤrgekommen?</p><lb/><p>Es antwortete, einen halben Gulden, und<lb/>ſezte hinzu, es ſeye ein armes Menſch, und<lb/>
habe gedacht, es ſchade niemand nichts, wenn<lb/>
es das thue.</p><lb/><p>Aber haſt du nicht gedacht? Es ſchade dir<lb/>ſelber, deinen guten Nahmen ſo an Lumpen-<lb/>
tiſch hervor zu tragen, ſagte der Junker. —</p><lb/><p>Und es — ich habe gedacht, es glaube das<lb/>
niemand. —</p><lb/><p>Der Junker mußte ob ihm lachen, uͤber die<lb/>
andere lachte er nicht. Er rief dem Haſchier,<lb/>
und befahl ihm den Augenblik, die rechte Bar-<lb/>
bel aus dem Haus zu nehmen, und hieher zu<lb/>
bringen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[178/0200]
der Junker, und fragte den Hummel, was
das ſeye?
Dieſer erzaͤhlte, die rechte Barbel heiſſe die
Fromme, und ſey ſint dem Sonntag alle Nacht,
wenns ſtokfinſter geweſen, vors Haus gekom-
men, und habe ihm mit Spruͤchen aus der
Bibel, und weiß nicht was allem zugeſezt, daß
er um Gotteswillen auch ſo barmherzig ſeye,
und das Maul halte, wenn das andere Babelj
fuͤr ſie unter der Linde hervor komme, und
zahle. Er ſezte hinzu, er habe, damit er ih-
rer los komme, geantwortet, wenn niemand
nichts ſage, ſo wolle er auch ſchweigen.
Der Junker fragte darauf das andere Ba-
beli, aber was hat ſie dir Lohn gegeben, daß
du fuͤr ſie da herfuͤrgekommen?
Es antwortete, einen halben Gulden, und
ſezte hinzu, es ſeye ein armes Menſch, und
habe gedacht, es ſchade niemand nichts, wenn
es das thue.
Aber haſt du nicht gedacht? Es ſchade dir
ſelber, deinen guten Nahmen ſo an Lumpen-
tiſch hervor zu tragen, ſagte der Junker. —
Und es — ich habe gedacht, es glaube das
niemand. —
Der Junker mußte ob ihm lachen, uͤber die
andere lachte er nicht. Er rief dem Haſchier,
und befahl ihm den Augenblik, die rechte Bar-
bel aus dem Haus zu nehmen, und hieher zu
bringen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/200>, abgerufen am 12.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.