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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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§. 36.
Der Anfang der Morgenangst.

Arner stuhnd vor den fünfen auf; er hatte
um diese Zeit den Weibel zu sich beschie-
den, und gab ihm da aus des Vogts Haus-
buch den Rodel, was für Leuthen er auf die-
sen Morgen noch zur Rechnung bieten solle.

Indem er ihm das Papier in die Hand
gab, sagte er, es ist mir nur leid für die vie-
len Leuthe, denen dieser Rodel Mühe machen
wird.

Der Weibel gab ihm zur Antwort: es ge-
schiehet ihnen nur recht, sie habens so wollen,
und dachte nichts weniger als daß sein liebes
Töchterlein oben an stehe.

Der Junker sah ihn so an, ließ ihn gehen,
und er sazte sich dann daheim noch hinter den
Tisch, um eine Tasse Caffee zu trinken, eh er
den Lauf durchs Dorf antrette, und nahm da
erst den Rodel in die Hand, zusehen, wo er
eigentlich hin müsse, -- aber er verschüttete
die Tasse Caffee, als er sein Kind darinn oben
an sahe, und wußte nicht was er that, bis er
zum Haus hinaus war, so verwirrete ihn der
Name seines lieben Kinds an diesem Ort.
Und da er zum Haus hinaus war, wußte er es
noch vielweniger, und mußte einmal über das

§. 36.
Der Anfang der Morgenangſt.

Arner ſtuhnd vor den fuͤnfen auf; er hatte
um dieſe Zeit den Weibel zu ſich beſchie-
den, und gab ihm da aus des Vogts Haus-
buch den Rodel, was fuͤr Leuthen er auf die-
ſen Morgen noch zur Rechnung bieten ſolle.

Indem er ihm das Papier in die Hand
gab, ſagte er, es iſt mir nur leid fuͤr die vie-
len Leuthe, denen dieſer Rodel Muͤhe machen
wird.

Der Weibel gab ihm zur Antwort: es ge-
ſchiehet ihnen nur recht, ſie habens ſo wollen,
und dachte nichts weniger als daß ſein liebes
Toͤchterlein oben an ſtehe.

Der Junker ſah ihn ſo an, ließ ihn gehen,
und er ſazte ſich dann daheim noch hinter den
Tiſch, um eine Taſſe Caffee zu trinken, eh er
den Lauf durchs Dorf antrette, und nahm da
erſt den Rodel in die Hand, zuſehen, wo er
eigentlich hin muͤſſe, — aber er verſchuͤttete
die Taſſe Caffee, als er ſein Kind darinn oben
an ſahe, und wußte nicht was er that, bis er
zum Haus hinaus war, ſo verwirrete ihn der
Name ſeines lieben Kinds an dieſem Ort.
Und da er zum Haus hinaus war, wußte er es
noch vielweniger, und mußte einmal uͤber das

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[166/0188] §. 36. Der Anfang der Morgenangſt. Arner ſtuhnd vor den fuͤnfen auf; er hatte um dieſe Zeit den Weibel zu ſich beſchie- den, und gab ihm da aus des Vogts Haus- buch den Rodel, was fuͤr Leuthen er auf die- ſen Morgen noch zur Rechnung bieten ſolle. Indem er ihm das Papier in die Hand gab, ſagte er, es iſt mir nur leid fuͤr die vie- len Leuthe, denen dieſer Rodel Muͤhe machen wird. Der Weibel gab ihm zur Antwort: es ge- ſchiehet ihnen nur recht, ſie habens ſo wollen, und dachte nichts weniger als daß ſein liebes Toͤchterlein oben an ſtehe. Der Junker ſah ihn ſo an, ließ ihn gehen, und er ſazte ſich dann daheim noch hinter den Tiſch, um eine Taſſe Caffee zu trinken, eh er den Lauf durchs Dorf antrette, und nahm da erſt den Rodel in die Hand, zuſehen, wo er eigentlich hin muͤſſe, — aber er verſchuͤttete die Taſſe Caffee, als er ſein Kind darinn oben an ſahe, und wußte nicht was er that, bis er zum Haus hinaus war, ſo verwirrete ihn der Name ſeines lieben Kinds an dieſem Ort. Und da er zum Haus hinaus war, wußte er es noch vielweniger, und mußte einmal uͤber das

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/188>, abgerufen am 24.11.2024.