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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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andre Leuth durch die Welt kommen möchte,
nicht seyn wie du bist.

Bin ich denn gar nichts rechts? sagte die
Reinoldin, ihm die Hand immer haltend vor
allen Spinnerweibern.

Wohl freylich erwiederte das Mareylj, bist
etwas Rechts. -- Aber ich gehe doch nicht
zurük, es kann niemand so etwas rechts seyn
wie du, aussert er habe es wie du. --

Das ist jezt nur dein Hochmuth, du meynst
du brauchest nichts dazu, als dich selber, zu seyn,
was du bist, sagte die Reinoldin. --

Und das Mareylj: -- nein, freylich, ich
brauche das ganze Dorf dazu, was wäre ich
ohne die Spinnerleuthe? --

Du Schalk, -- du weissest den Unterscheid
wohl, und thust, wie wenn du ihn nicht wüß-
test, sagte die Reinoldin. -- Denn redten
sie wieder von den Meisterkazen, die den guten
Kindern ihre Freude, wegen des morndrigen
Zugs verderben wollten. Beyde ereiferten sich
wieder mit dem Haufen Spinnervolk, das
um sie herumstand, daß sie sich so leicht von
ihnen am Narrenseil herumführen lassen.

Diese Meisterkazen waren schon längst fort,
aber es gieng ihnen nicht gut daheim.

Wenn gerathen wäre, was sie probiert, so
wären auf der Welt keine bräfere, und kei-
ne gescheidere Weiber gewesen, als sie; aber

andre Leuth durch die Welt kommen moͤchte,
nicht ſeyn wie du biſt.

Bin ich denn gar nichts rechts? ſagte die
Reinoldin, ihm die Hand immer haltend vor
allen Spinnerweibern.

Wohl freylich erwiederte das Mareylj, biſt
etwas Rechts. — Aber ich gehe doch nicht
zuruͤk, es kann niemand ſo etwas rechts ſeyn
wie du, auſſert er habe es wie du. —

Das iſt jezt nur dein Hochmuth, du meynſt
du braucheſt nichts dazu, als dich ſelber, zu ſeyn,
was du biſt, ſagte die Reinoldin. —

Und das Mareylj: — nein, freylich, ich
brauche das ganze Dorf dazu, was waͤre ich
ohne die Spinnerleuthe? —

Du Schalk, — du weiſſeſt den Unterſcheid
wohl, und thuſt, wie wenn du ihn nicht wuͤß-
teſt, ſagte die Reinoldin. — Denn redten
ſie wieder von den Meiſterkazen, die den guten
Kindern ihre Freude, wegen des morndrigen
Zugs verderben wollten. Beyde ereiferten ſich
wieder mit dem Haufen Spinnervolk, das
um ſie herumſtand, daß ſie ſich ſo leicht von
ihnen am Narrenſeil herumfuͤhren laſſen.

Dieſe Meiſterkazen waren ſchon laͤngſt fort,
aber es gieng ihnen nicht gut daheim.

Wenn gerathen waͤre, was ſie probiert, ſo
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ne geſcheidere Weiber geweſen, als ſie; aber

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[146/0168] andre Leuth durch die Welt kommen moͤchte, nicht ſeyn wie du biſt. Bin ich denn gar nichts rechts? ſagte die Reinoldin, ihm die Hand immer haltend vor allen Spinnerweibern. Wohl freylich erwiederte das Mareylj, biſt etwas Rechts. — Aber ich gehe doch nicht zuruͤk, es kann niemand ſo etwas rechts ſeyn wie du, auſſert er habe es wie du. — Das iſt jezt nur dein Hochmuth, du meynſt du braucheſt nichts dazu, als dich ſelber, zu ſeyn, was du biſt, ſagte die Reinoldin. — Und das Mareylj: — nein, freylich, ich brauche das ganze Dorf dazu, was waͤre ich ohne die Spinnerleuthe? — Du Schalk, — du weiſſeſt den Unterſcheid wohl, und thuſt, wie wenn du ihn nicht wuͤß- teſt, ſagte die Reinoldin. — Denn redten ſie wieder von den Meiſterkazen, die den guten Kindern ihre Freude, wegen des morndrigen Zugs verderben wollten. Beyde ereiferten ſich wieder mit dem Haufen Spinnervolk, das um ſie herumſtand, daß ſie ſich ſo leicht von ihnen am Narrenſeil herumfuͤhren laſſen. Dieſe Meiſterkazen waren ſchon laͤngſt fort, aber es gieng ihnen nicht gut daheim. Wenn gerathen waͤre, was ſie probiert, ſo waͤren auf der Welt keine braͤfere, und kei- ne geſcheidere Weiber geweſen, als ſie; aber

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/168>, abgerufen am 09.10.2024.