Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

was es an seinem Hütertag bey der Heerde ge-
than, sey es dann, es habe Stroh geflochten,
oder Wolle gestrikt, oder Holz aufgehauen. --

Die Kinder versprachen laut und freudig,
daß sie die Punkten alle gewiß, gewiß, und
gern, gern halten wollen.

Aber etliche Väter, die hinter den Kindern
zustuhnden, bükten sich zu ihnen herunter, und
sagten ihnen, ja -- Kinder -- Kinder --
es ist geschwind ja gesagt, wenn es denn nur
auch so munter geht, wanns ums halten zu
thun ist.

Der Junker hörte was diese Väter sagten,
es freute ihn, und er sagte auch; es ist recht,
was sie euch sagen, ihr Lieben! Versprechet
mir nichts, was ihr hinten nach dann nicht
haltet. --

Die Kinder versprachen wieder, sie wollens
gewiß halten. Und der Carl, der auch bey
ihnen stuhnd, nahm seinen Papa bey der Hand
und sagte, Nein -- Papa, glaub es ihnen
auch, es ist ihnen gewiß Ernst. --

Jä, jä, Carl, wie oft hast du schon etwas
versprochen, und hinten nach nur halb gethan,
sagte der Junker, und lächelte.

Eine Weile darauf sagte er: aber wenn sit
es thun, und hüten wie recht und brav und
wie sie versprochen, so müssen sie denn im
Herbst einen ganzen Tag mit ihrem Geissen zu

H

was es an ſeinem Huͤtertag bey der Heerde ge-
than, ſey es dann, es habe Stroh geflochten,
oder Wolle geſtrikt, oder Holz aufgehauen. —

Die Kinder verſprachen laut und freudig,
daß ſie die Punkten alle gewiß, gewiß, und
gern, gern halten wollen.

Aber etliche Vaͤter, die hinter den Kindern
zuſtuhnden, buͤkten ſich zu ihnen herunter, und
ſagten ihnen, ja — Kinder — Kinder —
es iſt geſchwind ja geſagt, wenn es denn nur
auch ſo munter geht, wanns ums halten zu
thun iſt.

Der Junker hoͤrte was dieſe Vaͤter ſagten,
es freute ihn, und er ſagte auch; es iſt recht,
was ſie euch ſagen, ihr Lieben! Verſprechet
mir nichts, was ihr hinten nach dann nicht
haltet. —

Die Kinder verſprachen wieder, ſie wollens
gewiß halten. Und der Carl, der auch bey
ihnen ſtuhnd, nahm ſeinen Papa bey der Hand
und ſagte, Nein — Papa, glaub es ihnen
auch, es iſt ihnen gewiß Ernſt. —

Jaͤ, jaͤ, Carl, wie oft haſt du ſchon etwas
verſprochen, und hinten nach nur halb gethan,
ſagte der Junker, und laͤchelte.

Eine Weile darauf ſagte er: aber wenn ſit
es thun, und huͤten wie recht und brav und
wie ſie verſprochen, ſo muͤſſen ſie denn im
Herbſt einen ganzen Tag mit ihrem Geiſſen zu

H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0135" n="113"/>
was es an &#x017F;einem Hu&#x0364;tertag bey der Heerde ge-<lb/>
than, &#x017F;ey es dann, es habe Stroh geflochten,<lb/>
oder Wolle ge&#x017F;trikt, oder Holz aufgehauen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Die Kinder ver&#x017F;prachen laut und freudig,<lb/>
daß &#x017F;ie die Punkten alle gewiß, gewiß, und<lb/>
gern, gern halten wollen.</p><lb/>
        <p>Aber etliche Va&#x0364;ter, die hinter den Kindern<lb/>
zu&#x017F;tuhnden, bu&#x0364;kten &#x017F;ich zu ihnen herunter, und<lb/>
&#x017F;agten ihnen, ja &#x2014; Kinder &#x2014; Kinder &#x2014;<lb/>
es i&#x017F;t ge&#x017F;chwind ja ge&#x017F;agt, wenn es denn nur<lb/>
auch &#x017F;o munter geht, wanns ums halten zu<lb/>
thun i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Der Junker ho&#x0364;rte was die&#x017F;e Va&#x0364;ter &#x017F;agten,<lb/>
es freute ihn, und er &#x017F;agte auch; es i&#x017F;t recht,<lb/>
was &#x017F;ie euch &#x017F;agen, ihr Lieben! Ver&#x017F;prechet<lb/>
mir nichts, was ihr hinten nach dann nicht<lb/>
haltet. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Die Kinder ver&#x017F;prachen wieder, &#x017F;ie wollens<lb/>
gewiß halten. Und der Carl, der auch bey<lb/>
ihnen &#x017F;tuhnd, nahm &#x017F;einen Papa bey der Hand<lb/>
und &#x017F;agte, Nein &#x2014; Papa, glaub es ihnen<lb/>
auch, es i&#x017F;t ihnen gewiß Ern&#x017F;t. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ja&#x0364;, ja&#x0364;, Carl, wie oft ha&#x017F;t du &#x017F;chon etwas<lb/>
ver&#x017F;prochen, und hinten nach nur halb gethan,<lb/>
&#x017F;agte der Junker, und la&#x0364;chelte.</p><lb/>
        <p>Eine Weile darauf &#x017F;agte er: aber wenn &#x017F;it<lb/>
es thun, und hu&#x0364;ten wie recht und brav und<lb/>
wie &#x017F;ie ver&#x017F;prochen, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie denn im<lb/>
Herb&#x017F;t einen ganzen Tag mit ihrem Gei&#x017F;&#x017F;en zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0135] was es an ſeinem Huͤtertag bey der Heerde ge- than, ſey es dann, es habe Stroh geflochten, oder Wolle geſtrikt, oder Holz aufgehauen. — Die Kinder verſprachen laut und freudig, daß ſie die Punkten alle gewiß, gewiß, und gern, gern halten wollen. Aber etliche Vaͤter, die hinter den Kindern zuſtuhnden, buͤkten ſich zu ihnen herunter, und ſagten ihnen, ja — Kinder — Kinder — es iſt geſchwind ja geſagt, wenn es denn nur auch ſo munter geht, wanns ums halten zu thun iſt. Der Junker hoͤrte was dieſe Vaͤter ſagten, es freute ihn, und er ſagte auch; es iſt recht, was ſie euch ſagen, ihr Lieben! Verſprechet mir nichts, was ihr hinten nach dann nicht haltet. — Die Kinder verſprachen wieder, ſie wollens gewiß halten. Und der Carl, der auch bey ihnen ſtuhnd, nahm ſeinen Papa bey der Hand und ſagte, Nein — Papa, glaub es ihnen auch, es iſt ihnen gewiß Ernſt. — Jaͤ, jaͤ, Carl, wie oft haſt du ſchon etwas verſprochen, und hinten nach nur halb gethan, ſagte der Junker, und laͤchelte. Eine Weile darauf ſagte er: aber wenn ſit es thun, und huͤten wie recht und brav und wie ſie verſprochen, ſo muͤſſen ſie denn im Herbſt einen ganzen Tag mit ihrem Geiſſen zu H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/135
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/135>, abgerufen am 14.10.2024.