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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Ein Sigmund Reich hatte das Herz ihm
zu antworten; Es vermögen in Gottes Namen
nicht alle Leuthe gut auszusehen.

Das brachte Arner auf. Er antwortete
ihm, unverschämter Mann, es vermag ein je-
der Mensch sich an Leib und Seel nicht zu ver-
hunden, und wie ein Schurk, ein Lump, und
wie du auszusehen.

Die andern Sechs und zwanzig hätten ihm
gern das Maul eingeschlagen, daß er dieses
Wort geredt, und die in den Bänken, seye
es aus Neid wegen den Geissen oder sonst,
lachten überlaut, und sagten: der Junker ha-
be wohl recht, es habe viele von ihnen noch
ihr gutes Geld gekostet, bis sie es dahingebracht
auszusehen, wie sie aussehen.

Der Junker fragte indessen den Pfarrer ob
ihre Weiber und Kinder auch so aussehen?

Leider Gott erbarm, wie ab ihnen geschnit-
ten, sagte der Pfarrer.

Der Junker schüttelte den Kopf und erwie-
derte, denn ists bös, und hier wendete er sich
wieder an die Männer, und sagte ihnen, wo
es euch eigentlich fehlt ist weder mit Land noch
mit Geiß-Milch zu helfen, und ich weiß wirk-
lich nicht was ich thun will.

Einen Augenblik darauf, -- wenns mir
nicht um euere Kinder zu thun wäre, so schikte
ich die Geissen wieder, wo sie hergekommen.


Ein Sigmund Reich hatte das Herz ihm
zu antworten; Es vermoͤgen in Gottes Namen
nicht alle Leuthe gut auszuſehen.

Das brachte Arner auf. Er antwortete
ihm, unverſchaͤmter Mann, es vermag ein je-
der Menſch ſich an Leib und Seel nicht zu ver-
hunden, und wie ein Schurk, ein Lump, und
wie du auszuſehen.

Die andern Sechs und zwanzig haͤtten ihm
gern das Maul eingeſchlagen, daß er dieſes
Wort geredt, und die in den Baͤnken, ſeye
es aus Neid wegen den Geiſſen oder ſonſt,
lachten uͤberlaut, und ſagten: der Junker ha-
be wohl recht, es habe viele von ihnen noch
ihr gutes Geld gekoſtet, bis ſie es dahingebracht
auszuſehen, wie ſie ausſehen.

Der Junker fragte indeſſen den Pfarrer ob
ihre Weiber und Kinder auch ſo ausſehen?

Leider Gott erbarm, wie ab ihnen geſchnit-
ten, ſagte der Pfarrer.

Der Junker ſchuͤttelte den Kopf und erwie-
derte, denn iſts boͤs, und hier wendete er ſich
wieder an die Maͤnner, und ſagte ihnen, wo
es euch eigentlich fehlt iſt weder mit Land noch
mit Geiß-Milch zu helfen, und ich weiß wirk-
lich nicht was ich thun will.

Einen Augenblik darauf, — wenns mir
nicht um euere Kinder zu thun waͤre, ſo ſchikte
ich die Geiſſen wieder, wo ſie hergekommen.


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[109/0131] Ein Sigmund Reich hatte das Herz ihm zu antworten; Es vermoͤgen in Gottes Namen nicht alle Leuthe gut auszuſehen. Das brachte Arner auf. Er antwortete ihm, unverſchaͤmter Mann, es vermag ein je- der Menſch ſich an Leib und Seel nicht zu ver- hunden, und wie ein Schurk, ein Lump, und wie du auszuſehen. Die andern Sechs und zwanzig haͤtten ihm gern das Maul eingeſchlagen, daß er dieſes Wort geredt, und die in den Baͤnken, ſeye es aus Neid wegen den Geiſſen oder ſonſt, lachten uͤberlaut, und ſagten: der Junker ha- be wohl recht, es habe viele von ihnen noch ihr gutes Geld gekoſtet, bis ſie es dahingebracht auszuſehen, wie ſie ausſehen. Der Junker fragte indeſſen den Pfarrer ob ihre Weiber und Kinder auch ſo ausſehen? Leider Gott erbarm, wie ab ihnen geſchnit- ten, ſagte der Pfarrer. Der Junker ſchuͤttelte den Kopf und erwie- derte, denn iſts boͤs, und hier wendete er ſich wieder an die Maͤnner, und ſagte ihnen, wo es euch eigentlich fehlt iſt weder mit Land noch mit Geiß-Milch zu helfen, und ich weiß wirk- lich nicht was ich thun will. Einen Augenblik darauf, — wenns mir nicht um euere Kinder zu thun waͤre, ſo ſchikte ich die Geiſſen wieder, wo ſie hergekommen.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/131>, abgerufen am 23.11.2024.