chen: und der Ikr. sagte selbst; jä Gertrud, er ist einmal euer Schulmeister.
Das machte sie betroffen; sie ward roth, und wußte nicht was sie sagen wollte.
Warum wird sie so still? sagte der Lieute- nant.
Es dünkt mich es wäre gut, wenn ich vor einer Viertelstund so still gewesen.
Lieutenant. Warum jezt das?
Gertrud. Wie wollt ich Euch können hel- fen, wenn Ihr Schulmeister seyt.
Lieutenant. Sie sucht jezt Ausflüchte, aber ich lasse sie nicht los.
Gertrud. Ich will gebätten haben.
Lieutenant. Daraus gibt's nichts; wenn sie mir die Ehe versprochen, sie müßte mir halten.
Gertrud. Oeppen (etwann) nicht?
Lieutenant. Oeppen wohl.
Gertrud. Es kann nicht seyn.
Weist du was, Gertrud, sagte der Ikr. halt's du so gut du kannst, und mehr wird er nicht fordern: aber was du immer thun wirst, ihm zu helfen, das wirst du mir thun.
Gertrud. Ich will wohl gern, aber Sie sehen die Stube voll Kinder, und wie ich an- gebunden bin: wenn's aber um Rath und Hülfe in Arbeitssachen, die so ein Herr frey- lich nicht verstehen kan, zu thun ist, so weiß
chen: und der Ikr. ſagte ſelbſt; jaͤ Gertrud, er iſt einmal euer Schulmeiſter.
Das machte ſie betroffen; ſie ward roth, und wußte nicht was ſie ſagen wollte.
Warum wird ſie ſo ſtill? ſagte der Lieute- nant.
Es duͤnkt mich es waͤre gut, wenn ich vor einer Viertelſtund ſo ſtill geweſen.
Lieutenant. Warum jezt das?
Gertrud. Wie wollt ich Euch koͤnnen hel- fen, wenn Ihr Schulmeiſter ſeyt.
Lieutenant. Sie ſucht jezt Ausfluͤchte, aber ich laſſe ſie nicht los.
Gertrud. Ich will gebaͤtten haben.
Lieutenant. Daraus gibt’s nichts; wenn ſie mir die Ehe verſprochen, ſie muͤßte mir halten.
Gertrud. Oeppen (etwann) nicht?
Lieutenant. Oeppen wohl.
Gertrud. Es kann nicht ſeyn.
Weiſt du was, Gertrud, ſagte der Ikr. halt’s du ſo gut du kannſt, und mehr wird er nicht fordern: aber was du immer thun wirſt, ihm zu helfen, das wirſt du mir thun.
Gertrud. Ich will wohl gern, aber Sie ſehen die Stube voll Kinder, und wie ich an- gebunden bin: wenn’s aber um Rath und Huͤlfe in Arbeitsſachen, die ſo ein Herr frey- lich nicht verſtehen kan, zu thun iſt, ſo weiß
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chen: und der Ikr. ſagte ſelbſt; jaͤ Gertrud,
er iſt einmal euer Schulmeiſter.
Das machte ſie betroffen; ſie ward roth,
und wußte nicht was ſie ſagen wollte.
Warum wird ſie ſo ſtill? ſagte der Lieute-
nant.
Es duͤnkt mich es waͤre gut, wenn ich vor
einer Viertelſtund ſo ſtill geweſen.
Lieutenant. Warum jezt das?
Gertrud. Wie wollt ich Euch koͤnnen hel-
fen, wenn Ihr Schulmeiſter ſeyt.
Lieutenant. Sie ſucht jezt Ausfluͤchte,
aber ich laſſe ſie nicht los.
Gertrud. Ich will gebaͤtten haben.
Lieutenant. Daraus gibt’s nichts; wenn
ſie mir die Ehe verſprochen, ſie muͤßte mir
halten.
Gertrud. Oeppen (etwann) nicht?
Lieutenant. Oeppen wohl.
Gertrud. Es kann nicht ſeyn.
Weiſt du was, Gertrud, ſagte der Ikr.
halt’s du ſo gut du kannſt, und mehr wird
er nicht fordern: aber was du immer thun
wirſt, ihm zu helfen, das wirſt du mir thun.
Gertrud. Ich will wohl gern, aber Sie
ſehen die Stube voll Kinder, und wie ich an-
gebunden bin: wenn’s aber um Rath und
Huͤlfe in Arbeitsſachen, die ſo ein Herr frey-
lich nicht verſtehen kan, zu thun iſt, ſo weiß
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/113>, abgerufen am 16.07.2024.
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