daß den andern die Lust zum Mithalten ver- gehen würde: Sie begnügten sich also nur Ausflüchten und Auswege zu suchen, und einer rieth an, man könne vor einmal nicht weiter kommen, als zu trachten, die Sache bis in Herbst aufschieben zu machen; her- nach werde es sich dann weiter zeigen, und seiner Meynung nach, solle man dem Jun- ker vorstellen lassen, es sey izt gar eine un- schikliche Zeit zu dieser Vertheilung; sie seyen alle mit Vieh überstellt, und mit dem Futer nicht dazu eingerichtet, den Waidgang zu entbehren, und können doch unmöglich ihr Vieh izt in den Ställen verhungern lassen: der Junker werde das auch selber nicht wollen. --
Eine andre Meynung war, sie wollen zur Prob ein Stük Land, das gar nichts nuz ist, und voll großer Steinen und Sümpfen im Winkel zwischen dem obern und untern Wald grad izt zum vertheilen preis geben: "das Stük wird denen, die es bekommen, sagten sie unter einander, von sich selber erleiden, daß sie es nicht recht bauen, und wir müssen Stök seyn, wenn wir dann nicht machen können, daß der Junker darob maßleidig wird, und für die faulen Hünd, die das erste Stük nicht recht bauen, eben nicht mehr so eifrig seyn wird, das andre zu vertheilen.
Nach
daß den andern die Luſt zum Mithalten ver- gehen wuͤrde: Sie begnuͤgten ſich alſo nur Ausfluͤchten und Auswege zu ſuchen, und einer rieth an, man koͤnne vor einmal nicht weiter kommen, als zu trachten, die Sache bis in Herbſt aufſchieben zu machen; her- nach werde es ſich dann weiter zeigen, und ſeiner Meynung nach, ſolle man dem Jun- ker vorſtellen laſſen, es ſey izt gar eine un- ſchikliche Zeit zu dieſer Vertheilung; ſie ſeyen alle mit Vieh uͤberſtellt, und mit dem Futer nicht dazu eingerichtet, den Waidgang zu entbehren, und koͤnnen doch unmoͤglich ihr Vieh izt in den Staͤllen verhungern laſſen: der Junker werde das auch ſelber nicht wollen. —
Eine andre Meynung war, ſie wollen zur Prob ein Stuͤk Land, das gar nichts nuz iſt, und voll großer Steinen und Suͤmpfen im Winkel zwiſchen dem obern und untern Wald grad izt zum vertheilen preis geben: „das Stuͤk wird denen, die es bekommen, ſagten ſie unter einander, von ſich ſelber erleiden, daß ſie es nicht recht bauen, und wir muͤſſen Stoͤk ſeyn, wenn wir dann nicht machen koͤnnen, daß der Junker darob maßleidig wird, und fuͤr die faulen Huͤnd, die das erſte Stuͤk nicht recht bauen, eben nicht mehr ſo eifrig ſeyn wird, das andre zu vertheilen.
Nach
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daß den andern die Luſt zum Mithalten ver-
gehen wuͤrde: Sie begnuͤgten ſich alſo nur
Ausfluͤchten und Auswege zu ſuchen, und
einer rieth an, man koͤnne vor einmal nicht
weiter kommen, als zu trachten, die Sache
bis in Herbſt aufſchieben zu machen; her-
nach werde es ſich dann weiter zeigen, und
ſeiner Meynung nach, ſolle man dem Jun-
ker vorſtellen laſſen, es ſey izt gar eine un-
ſchikliche Zeit zu dieſer Vertheilung; ſie ſeyen
alle mit Vieh uͤberſtellt, und mit dem Futer
nicht dazu eingerichtet, den Waidgang zu
entbehren, und koͤnnen doch unmoͤglich ihr
Vieh izt in den Staͤllen verhungern laſſen:
der Junker werde das auch ſelber nicht
wollen. —
Eine andre Meynung war, ſie wollen zur
Prob ein Stuͤk Land, das gar nichts nuz iſt,
und voll großer Steinen und Suͤmpfen im
Winkel zwiſchen dem obern und untern Wald
grad izt zum vertheilen preis geben: „das
Stuͤk wird denen, die es bekommen, ſagten
ſie unter einander, von ſich ſelber erleiden,
daß ſie es nicht recht bauen, und wir muͤſſen
Stoͤk ſeyn, wenn wir dann nicht machen
koͤnnen, daß der Junker darob maßleidig
wird, und fuͤr die faulen Huͤnd, die das
erſte Stuͤk nicht recht bauen, eben nicht mehr
ſo eifrig ſeyn wird, das andre zu vertheilen.
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/98>, abgerufen am 23.11.2024.
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