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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Aber gält, es hätte den Pfarrer gefreut,
wenn er dieses Garten-Nachbars los wor-
den wäre?

Das denk' ich; er und der Hans sagten
beyde, er fresse nur ab ihrem Boden, ant-
wortete der Bub -- Und der Vater sagte:
er frißt hoffentlich noch länger darab als sie
beyde.

Der Bub. Jch habe dem Pfarrer, da
ich sah, daß es mit dem Vogt nichts war,
gesagt: ich glaub', ich habe dich unrecht ver-
standen, und du habest vielleicht einen an-
dern Baum gemeynt.

§. 16.
Die Dorfmeister suchen in ihrer
Angst beym Teufel und seiner
Großmutter Hülffe.

Den geängstigten Bauren aber giengen gar
wunderliche Ding in ihren Köpfen her-
um: Nicht nur einem kams zu Sinn, wenn
der Pfarrer und der Junker, oder nur einer
von beyden todt wäre, so wäre die Gefahr
für sie völlig vorüber; doch bliebs dabey, es
gieng keiner hin, sie todt bethen zu lassen,
und keiner schlug sie todt.

Aber
D 4

Aber gaͤlt, es haͤtte den Pfarrer gefreut,
wenn er dieſes Garten-Nachbars los wor-
den waͤre?

Das denk' ich; er und der Hans ſagten
beyde, er freſſe nur ab ihrem Boden, ant-
wortete der Bub — Und der Vater ſagte:
er frißt hoffentlich noch laͤnger darab als ſie
beyde.

Der Bub. Jch habe dem Pfarrer, da
ich ſah, daß es mit dem Vogt nichts war,
geſagt: ich glaub', ich habe dich unrecht ver-
ſtanden, und du habeſt vielleicht einen an-
dern Baum gemeynt.

§. 16.
Die Dorfmeiſter ſuchen in ihrer
Angſt beym Teufel und ſeiner
Großmutter Huͤlffe.

Den geaͤngſtigten Bauren aber giengen gar
wunderliche Ding in ihren Koͤpfen her-
um: Nicht nur einem kams zu Sinn, wenn
der Pfarrer und der Junker, oder nur einer
von beyden todt waͤre, ſo waͤre die Gefahr
fuͤr ſie voͤllig voruͤber; doch bliebs dabey, es
gieng keiner hin, ſie todt bethen zu laſſen,
und keiner ſchlug ſie todt.

Aber
D 4
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[55/0073] Aber gaͤlt, es haͤtte den Pfarrer gefreut, wenn er dieſes Garten-Nachbars los wor- den waͤre? Das denk' ich; er und der Hans ſagten beyde, er freſſe nur ab ihrem Boden, ant- wortete der Bub — Und der Vater ſagte: er frißt hoffentlich noch laͤnger darab als ſie beyde. Der Bub. Jch habe dem Pfarrer, da ich ſah, daß es mit dem Vogt nichts war, geſagt: ich glaub', ich habe dich unrecht ver- ſtanden, und du habeſt vielleicht einen an- dern Baum gemeynt. §. 16. Die Dorfmeiſter ſuchen in ihrer Angſt beym Teufel und ſeiner Großmutter Huͤlffe. Den geaͤngſtigten Bauren aber giengen gar wunderliche Ding in ihren Koͤpfen her- um: Nicht nur einem kams zu Sinn, wenn der Pfarrer und der Junker, oder nur einer von beyden todt waͤre, ſo waͤre die Gefahr fuͤr ſie voͤllig voruͤber; doch bliebs dabey, es gieng keiner hin, ſie todt bethen zu laſſen, und keiner ſchlug ſie todt. Aber D 4

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/73>, abgerufen am 23.11.2024.