Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

zu hintern, wieder zu dem zu kommen, was
er verlohren; -- bin ich doch mit nichts zu
einem Wirthshaus, zu einer Mühli, und
zum Vogtdienst gekommen, so mußte ich
doch ein armer Tropf seyn, wenn ich izt mit
dem allem nicht auch wieder zu einem Stük
Geld kommen sollte -- mein Wesen, das
ich doch noch habe, und das Volk, das sich
um mich her auflassen will, zu meistern wie
vor und ehe. --

Er baute auf sein Jasten und Jagen, auf
seyn früh und spatseyn, und in alle Spiel
sezen, sagte, es falle immer bey allem doch
auch etwas Profit ab. -- Aber er vergaß,
daß Jasten und Jagen, daß früh und spat
seyn, und in alle Spiel sezen, nichts helfe,
wo Fundament mangelt, und keine Ordnung
ist. --

Mit allem Jasten und Jagen, mit allem
fruh und spat seyn, hatte er in der schönen
neuen Herren-Mühli nie, was er brauchte,
und mußte alle Augenblik allen Teufelskün-
sten aufbiethen, hunderterley Leute mit Wor-
ten abzuspeisen, denen er Geld geben sollte.

Diese Aenderung seiner Umständen und
daß der steife Glauben, den er hatte, diese
Umstände im Augenblik wieder ändern zu
können, ihm nicht ordentlich in Erfüllung ge-
gangen, machte ihn wie rasend. -- Ob's

Gott

zu hintern, wieder zu dem zu kommen, was
er verlohren; — bin ich doch mit nichts zu
einem Wirthshaus, zu einer Muͤhli, und
zum Vogtdienſt gekommen, ſo mußte ich
doch ein armer Tropf ſeyn, wenn ich izt mit
dem allem nicht auch wieder zu einem Stuͤk
Geld kommen ſollte — mein Weſen, das
ich doch noch habe, und das Volk, das ſich
um mich her auflaſſen will, zu meiſtern wie
vor und ehe. —

Er baute auf ſein Jaſten und Jagen, auf
ſeyn fruͤh und ſpatſeyn, und in alle Spiel
ſezen, ſagte, es falle immer bey allem doch
auch etwas Profit ab. — Aber er vergaß,
daß Jaſten und Jagen, daß fruͤh und ſpat
ſeyn, und in alle Spiel ſezen, nichts helfe,
wo Fundament mangelt, und keine Ordnung
iſt. —

Mit allem Jaſten und Jagen, mit allem
fruh und ſpat ſeyn, hatte er in der ſchoͤnen
neuen Herren-Muͤhli nie, was er brauchte,
und mußte alle Augenblik allen Teufelskuͤn-
ſten aufbiethen, hunderterley Leute mit Wor-
ten abzuſpeiſen, denen er Geld geben ſollte.

Dieſe Aenderung ſeiner Umſtaͤnden und
daß der ſteife Glauben, den er hatte, dieſe
Umſtaͤnde im Augenblik wieder aͤndern zu
koͤnnen, ihm nicht ordentlich in Erfuͤllung ge-
gangen, machte ihn wie raſend. — Ob's

Gott
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0350" n="332"/>
zu hintern, wieder zu dem zu kommen, was<lb/>
er verlohren; &#x2014; bin ich doch mit nichts zu<lb/>
einem Wirthshaus, zu einer Mu&#x0364;hli, und<lb/>
zum Vogtdien&#x017F;t gekommen, &#x017F;o mußte ich<lb/>
doch ein armer Tropf &#x017F;eyn, wenn ich izt mit<lb/>
dem allem nicht auch wieder zu einem Stu&#x0364;k<lb/>
Geld kommen &#x017F;ollte &#x2014; mein We&#x017F;en, das<lb/>
ich doch noch habe, und das Volk, das &#x017F;ich<lb/>
um mich her aufla&#x017F;&#x017F;en will, zu mei&#x017F;tern wie<lb/>
vor und ehe. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Er baute auf &#x017F;ein Ja&#x017F;ten und Jagen, auf<lb/>
&#x017F;eyn fru&#x0364;h und &#x017F;pat&#x017F;eyn, und in alle Spiel<lb/>
&#x017F;ezen, &#x017F;agte, es falle immer bey allem doch<lb/>
auch etwas Profit ab. &#x2014; Aber er vergaß,<lb/>
daß Ja&#x017F;ten und Jagen, daß fru&#x0364;h und &#x017F;pat<lb/>
&#x017F;eyn, und in alle Spiel &#x017F;ezen, nichts helfe,<lb/>
wo Fundament mangelt, und keine Ordnung<lb/>
i&#x017F;t. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Mit allem Ja&#x017F;ten und Jagen, mit allem<lb/>
fruh und &#x017F;pat &#x017F;eyn, hatte er in der &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
neuen Herren-Mu&#x0364;hli nie, was er brauchte,<lb/>
und mußte alle Augenblik allen Teufelsku&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten aufbiethen, hunderterley Leute mit Wor-<lb/>
ten abzu&#x017F;pei&#x017F;en, denen er Geld geben &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Aenderung &#x017F;einer Um&#x017F;ta&#x0364;nden und<lb/>
daß der &#x017F;teife Glauben, den er hatte, die&#x017F;e<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde im Augenblik wieder a&#x0364;ndern zu<lb/>
ko&#x0364;nnen, ihm nicht ordentlich in Erfu&#x0364;llung ge-<lb/>
gangen, machte ihn wie ra&#x017F;end. &#x2014; Ob's<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gott</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0350] zu hintern, wieder zu dem zu kommen, was er verlohren; — bin ich doch mit nichts zu einem Wirthshaus, zu einer Muͤhli, und zum Vogtdienſt gekommen, ſo mußte ich doch ein armer Tropf ſeyn, wenn ich izt mit dem allem nicht auch wieder zu einem Stuͤk Geld kommen ſollte — mein Weſen, das ich doch noch habe, und das Volk, das ſich um mich her auflaſſen will, zu meiſtern wie vor und ehe. — Er baute auf ſein Jaſten und Jagen, auf ſeyn fruͤh und ſpatſeyn, und in alle Spiel ſezen, ſagte, es falle immer bey allem doch auch etwas Profit ab. — Aber er vergaß, daß Jaſten und Jagen, daß fruͤh und ſpat ſeyn, und in alle Spiel ſezen, nichts helfe, wo Fundament mangelt, und keine Ordnung iſt. — Mit allem Jaſten und Jagen, mit allem fruh und ſpat ſeyn, hatte er in der ſchoͤnen neuen Herren-Muͤhli nie, was er brauchte, und mußte alle Augenblik allen Teufelskuͤn- ſten aufbiethen, hunderterley Leute mit Wor- ten abzuſpeiſen, denen er Geld geben ſollte. Dieſe Aenderung ſeiner Umſtaͤnden und daß der ſteife Glauben, den er hatte, dieſe Umſtaͤnde im Augenblik wieder aͤndern zu koͤnnen, ihm nicht ordentlich in Erfuͤllung ge- gangen, machte ihn wie raſend. — Ob's Gott

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/350
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/350>, abgerufen am 18.05.2024.