Vogt, in Gottes Namen wollen wir izt ge- hen." Der Vogt sah ihn barmherzig an, und konnte nicht reden. -- "Es muß in Gottes Namen einmal seyn, erwiederte der Pfarrer: Dann nahm er ihn bey der Hand, machte ihn aufstehen und sagte: "Mit zau- dern machst du dirs nur schwerer; komm izt in Gottes Namen, und leide mit Geduld, was du zu leiden hast; achte nicht, was um dich her ist, und was man um dich herum macht, und denk du izt an dich selber."
§. 7. Menschlichkeit und Gerechtigkeit bey einander.
Und dann giengen sie mit einander an seinen Ort, und der Pfarrer bethete laut den ganzen Weg durch, und alles Volk begleitete ihn im stummen Stillschweigen.
So herrschet stummes Stillschweigen um den Sarg des Bürgers, dessen verlassene Kin- der ein gerührtes Volk mitleidig zum Grabe begleitet; und die Stunde der stillen Rüh- rung, während welcher die Todtengloke von Bonnal läutete, that dem Vogt und allem Volk wohl. -- Siehe, es war nicht die Straffe eines wüthenden Thiers, das man
nur
Vogt, in Gottes Namen wollen wir izt ge- hen.“ Der Vogt ſah ihn barmherzig an, und konnte nicht reden. — „Es muß in Gottes Namen einmal ſeyn, erwiederte der Pfarrer: Dann nahm er ihn bey der Hand, machte ihn aufſtehen und ſagte: „Mit zau- dern machſt du dirs nur ſchwerer; komm izt in Gottes Namen, und leide mit Geduld, was du zu leiden haſt; achte nicht, was um dich her iſt, und was man um dich herum macht, und denk du izt an dich ſelber.“
§. 7. Menſchlichkeit und Gerechtigkeit bey einander.
Und dann giengen ſie mit einander an ſeinen Ort, und der Pfarrer bethete laut den ganzen Weg durch, und alles Volk begleitete ihn im ſtummen Stillſchweigen.
So herrſchet ſtummes Stillſchweigen um den Sarg des Buͤrgers, deſſen verlaſſene Kin- der ein geruͤhrtes Volk mitleidig zum Grabe begleitet; und die Stunde der ſtillen Ruͤh- rung, waͤhrend welcher die Todtengloke von Bonnal laͤutete, that dem Vogt und allem Volk wohl. — Siehe, es war nicht die Straffe eines wuͤthenden Thiers, das man
nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0034"n="16"/>
Vogt, in Gottes Namen wollen wir izt ge-<lb/>
hen.“ Der Vogt ſah ihn barmherzig an,<lb/>
und konnte nicht reden. —„Es muß in<lb/>
Gottes Namen einmal ſeyn, erwiederte der<lb/>
Pfarrer: Dann nahm er ihn bey der Hand,<lb/>
machte ihn aufſtehen und ſagte: „Mit zau-<lb/>
dern machſt du dirs nur ſchwerer; komm izt<lb/>
in Gottes Namen, und leide mit Geduld,<lb/>
was du zu leiden haſt; achte nicht, was um<lb/>
dich her iſt, und was man um dich herum<lb/>
macht, und denk du izt an dich ſelber.“</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 7.<lb/>
Menſchlichkeit und Gerechtigkeit<lb/>
bey einander.</head><lb/><p><hirendition="#in">U</hi>nd dann giengen ſie mit einander an ſeinen<lb/>
Ort, und der Pfarrer bethete laut den<lb/>
ganzen Weg durch, und alles Volk begleitete<lb/>
ihn im ſtummen Stillſchweigen.</p><lb/><p>So herrſchet ſtummes Stillſchweigen um<lb/>
den Sarg des Buͤrgers, deſſen verlaſſene Kin-<lb/>
der ein geruͤhrtes Volk mitleidig zum Grabe<lb/>
begleitet; und die Stunde der ſtillen Ruͤh-<lb/>
rung, waͤhrend welcher die Todtengloke von<lb/>
Bonnal laͤutete, that dem Vogt und allem<lb/>
Volk wohl. — Siehe, es war nicht die<lb/>
Straffe eines wuͤthenden Thiers, das man<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nur</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[16/0034]
Vogt, in Gottes Namen wollen wir izt ge-
hen.“ Der Vogt ſah ihn barmherzig an,
und konnte nicht reden. — „Es muß in
Gottes Namen einmal ſeyn, erwiederte der
Pfarrer: Dann nahm er ihn bey der Hand,
machte ihn aufſtehen und ſagte: „Mit zau-
dern machſt du dirs nur ſchwerer; komm izt
in Gottes Namen, und leide mit Geduld,
was du zu leiden haſt; achte nicht, was um
dich her iſt, und was man um dich herum
macht, und denk du izt an dich ſelber.“
§. 7.
Menſchlichkeit und Gerechtigkeit
bey einander.
Und dann giengen ſie mit einander an ſeinen
Ort, und der Pfarrer bethete laut den
ganzen Weg durch, und alles Volk begleitete
ihn im ſtummen Stillſchweigen.
So herrſchet ſtummes Stillſchweigen um
den Sarg des Buͤrgers, deſſen verlaſſene Kin-
der ein geruͤhrtes Volk mitleidig zum Grabe
begleitet; und die Stunde der ſtillen Ruͤh-
rung, waͤhrend welcher die Todtengloke von
Bonnal laͤutete, that dem Vogt und allem
Volk wohl. — Siehe, es war nicht die
Straffe eines wuͤthenden Thiers, das man
nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/34>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.