Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Jch höre halt das Donnern nicht gern;
aber sonst was wollt mir so ein Wetter ma-
chen? erwiederte der Vogt.

Zehn solche Wetter möchten dir nichts
machen; -- du hast gut reden, so reich als
du bist -- sag' aber das ein andrer auch,
wenn er kann -- erwiederten die Lumpen,
die bey ihm soffen.

Das ist eben der Vortheil, sagte der
Vogt, und grinzte das Glas in der Hand,
gegen die Kerl, wie ein Aff.

Das Wort war noch in seinem Mund,
und ein Donner, stärker als sie je einen ge-
hört, schlug über ihrem Haupt, sie wurden
alle todtblaß, der Vogt verschüttete das
Glas, das er eben in den Händen hatte,
und der Christen sagte zu ihm: Du bist
doch izt auch erschroken -- Es ist wahr,
erwiederte dieser -- ich förchte mich ganz
erschröklich vor dem Donner -- dann bath
er sie, daß sie doch bey ihm bleiben, bis das
Wetter vorüber; allein, weit die wenigsten
wollten; -- es möchte begegnen was es
wollte, so muß man heim, wenns so kommt,
-- ich wollte nicht Lohn nehmen, und mir
nachreden lassen, ich wär da im Wirthshaus,
wenn ein Unglük begegnete, sagten die Kerls,
so liederlich sie waren, giengen erschroken
nach Haus, und erzählten in ihren Stuben,

Was

Jch hoͤre halt das Donnern nicht gern;
aber ſonſt was wollt mir ſo ein Wetter ma-
chen? erwiederte der Vogt.

Zehn ſolche Wetter moͤchten dir nichts
machen; — du haſt gut reden, ſo reich als
du biſt — ſag' aber das ein andrer auch,
wenn er kann — erwiederten die Lumpen,
die bey ihm ſoffen.

Das iſt eben der Vortheil, ſagte der
Vogt, und grinzte das Glas in der Hand,
gegen die Kerl, wie ein Aff.

Das Wort war noch in ſeinem Mund,
und ein Donner, ſtaͤrker als ſie je einen ge-
hoͤrt, ſchlug uͤber ihrem Haupt, ſie wurden
alle todtblaß, der Vogt verſchuͤttete das
Glas, das er eben in den Haͤnden hatte,
und der Chriſten ſagte zu ihm: Du biſt
doch izt auch erſchroken — Es iſt wahr,
erwiederte dieſer — ich foͤrchte mich ganz
erſchroͤklich vor dem Donner — dann bath
er ſie, daß ſie doch bey ihm bleiben, bis das
Wetter voruͤber; allein, weit die wenigſten
wollten; — es moͤchte begegnen was es
wollte, ſo muß man heim, wenns ſo kom̃t,
— ich wollte nicht Lohn nehmen, und mir
nachreden laſſen, ich waͤr da im Wirthshaus,
wenn ein Ungluͤk begegnete, ſagten die Kerls,
ſo liederlich ſie waren, giengen erſchroken
nach Haus, und erzaͤhlten in ihren Stuben,

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0338" n="320"/>
          <p>Jch ho&#x0364;re halt das Donnern nicht gern;<lb/>
aber &#x017F;on&#x017F;t was wollt mir &#x017F;o ein Wetter ma-<lb/>
chen? erwiederte der Vogt.</p><lb/>
          <p>Zehn &#x017F;olche Wetter mo&#x0364;chten dir nichts<lb/>
machen; &#x2014; du ha&#x017F;t gut reden, &#x017F;o reich als<lb/>
du bi&#x017F;t &#x2014; &#x017F;ag' aber das ein andrer auch,<lb/>
wenn er kann &#x2014; erwiederten die Lumpen,<lb/>
die bey ihm &#x017F;offen.</p><lb/>
          <p>Das i&#x017F;t eben der Vortheil, &#x017F;agte der<lb/>
Vogt, und grinzte das Glas in der Hand,<lb/>
gegen die Kerl, wie ein Aff.</p><lb/>
          <p>Das Wort war noch in &#x017F;einem Mund,<lb/>
und ein Donner, &#x017F;ta&#x0364;rker als &#x017F;ie je einen ge-<lb/>
ho&#x0364;rt, &#x017F;chlug u&#x0364;ber ihrem Haupt, &#x017F;ie wurden<lb/>
alle todtblaß, der Vogt ver&#x017F;chu&#x0364;ttete das<lb/>
Glas, das er eben in den Ha&#x0364;nden hatte,<lb/>
und der Chri&#x017F;ten &#x017F;agte zu ihm: Du bi&#x017F;t<lb/>
doch izt auch er&#x017F;chroken &#x2014; Es i&#x017F;t wahr,<lb/>
erwiederte die&#x017F;er &#x2014; ich fo&#x0364;rchte mich ganz<lb/>
er&#x017F;chro&#x0364;klich vor dem Donner &#x2014; dann bath<lb/>
er &#x017F;ie, daß &#x017F;ie doch bey ihm bleiben, bis das<lb/>
Wetter voru&#x0364;ber; allein, weit die wenig&#x017F;ten<lb/>
wollten; &#x2014; es mo&#x0364;chte begegnen was es<lb/>
wollte, &#x017F;o muß man heim, wenns &#x017F;o kom&#x0303;t,<lb/>
&#x2014; ich wollte nicht Lohn nehmen, und mir<lb/>
nachreden la&#x017F;&#x017F;en, ich wa&#x0364;r da im Wirthshaus,<lb/>
wenn ein Unglu&#x0364;k begegnete, &#x017F;agten die Kerls,<lb/>
&#x017F;o liederlich &#x017F;ie waren, giengen er&#x017F;chroken<lb/>
nach Haus, und erza&#x0364;hlten in ihren Stuben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0338] Jch hoͤre halt das Donnern nicht gern; aber ſonſt was wollt mir ſo ein Wetter ma- chen? erwiederte der Vogt. Zehn ſolche Wetter moͤchten dir nichts machen; — du haſt gut reden, ſo reich als du biſt — ſag' aber das ein andrer auch, wenn er kann — erwiederten die Lumpen, die bey ihm ſoffen. Das iſt eben der Vortheil, ſagte der Vogt, und grinzte das Glas in der Hand, gegen die Kerl, wie ein Aff. Das Wort war noch in ſeinem Mund, und ein Donner, ſtaͤrker als ſie je einen ge- hoͤrt, ſchlug uͤber ihrem Haupt, ſie wurden alle todtblaß, der Vogt verſchuͤttete das Glas, das er eben in den Haͤnden hatte, und der Chriſten ſagte zu ihm: Du biſt doch izt auch erſchroken — Es iſt wahr, erwiederte dieſer — ich foͤrchte mich ganz erſchroͤklich vor dem Donner — dann bath er ſie, daß ſie doch bey ihm bleiben, bis das Wetter voruͤber; allein, weit die wenigſten wollten; — es moͤchte begegnen was es wollte, ſo muß man heim, wenns ſo kom̃t, — ich wollte nicht Lohn nehmen, und mir nachreden laſſen, ich waͤr da im Wirthshaus, wenn ein Ungluͤk begegnete, ſagten die Kerls, ſo liederlich ſie waren, giengen erſchroken nach Haus, und erzaͤhlten in ihren Stuben, Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/338
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/338>, abgerufen am 22.11.2024.