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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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sie ihm laugnen sollten, was sie ihm schul-
dig. --

Der Meyer mußte auf einmal mit dreyen,
die alle die gleiche Sprache führten, vor's
Recht.

Er war in seiner Verantwortung kurz,
aber standhaft, und hielt sich wie er mußte,
an seinem Buch; aber es dunkte den Junker
selber bedenklich, daß ihrer drey auf einmal
die gleiche Sprache führten. -- Man schob
den Handel auf, und der Vogt sagte links
und rechts überlaut: es lasse sich, wenn man
Dinten u. Federn habe, auf's Papier schrei-
ben, was man wolle, und Buch hin, und
Buch her, so thäte der Meyer besser, er
würde das nicht zu weit treiben, wenn ihrer
drey die gleiche Sach sagen, so sey's fast
wie bewiesen, und wenn er im Unrecht erfun-
den werde, so könne man ihm sein ganzes
Buch unter den Tisch hinunter wischen.

Das Gemürmel, das solche Reden veran-
laßten, entrüsteten den Meyer so, daß er in
Gegenwart von mehr als zehn Gemeindsge-
nossen dem Vogt zur Antwort sagen ließ:
Er meyne, er habe ein redliches und auf-
rechtes Buch, und wenn ihrer hundert Schel-
men ein jeder in seiner Sach dawider strit-
ten, so müßte sein Buch ihme wider alle hun-
dert gut genug seyn, oder er wollte kein Wort

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ſie ihm laugnen ſollten, was ſie ihm ſchul-
dig. —

Der Meyer mußte auf einmal mit dreyen,
die alle die gleiche Sprache fuͤhrten, vor's
Recht.

Er war in ſeiner Verantwortung kurz,
aber ſtandhaft, und hielt ſich wie er mußte,
an ſeinem Buch; aber es dunkte den Junker
ſelber bedenklich, daß ihrer drey auf einmal
die gleiche Sprache fuͤhrten. — Man ſchob
den Handel auf, und der Vogt ſagte links
und rechts uͤberlaut: es laſſe ſich, wenn man
Dinten u. Federn habe, auf's Papier ſchrei-
ben, was man wolle, und Buch hin, und
Buch her, ſo thaͤte der Meyer beſſer, er
wuͤrde das nicht zu weit treiben, wenn ihrer
drey die gleiche Sach ſagen, ſo ſey's faſt
wie bewieſen, und wenn er im Unrecht erfun-
den werde, ſo koͤnne man ihm ſein ganzes
Buch unter den Tiſch hinunter wiſchen.

Das Gemuͤrmel, das ſolche Reden veran-
laßten, entruͤſteten den Meyer ſo, daß er in
Gegenwart von mehr als zehn Gemeindsge-
noſſen dem Vogt zur Antwort ſagen ließ:
Er meyne, er habe ein redliches und auf-
rechtes Buch, und wenn ihrer hundert Schel-
men ein jeder in ſeiner Sach dawider ſtrit-
ten, ſo muͤßte ſein Buch ihme wider alle hun-
dert gut genug ſeyn, oder er wollte kein Wort

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[311/0329] ſie ihm laugnen ſollten, was ſie ihm ſchul- dig. — Der Meyer mußte auf einmal mit dreyen, die alle die gleiche Sprache fuͤhrten, vor's Recht. Er war in ſeiner Verantwortung kurz, aber ſtandhaft, und hielt ſich wie er mußte, an ſeinem Buch; aber es dunkte den Junker ſelber bedenklich, daß ihrer drey auf einmal die gleiche Sprache fuͤhrten. — Man ſchob den Handel auf, und der Vogt ſagte links und rechts uͤberlaut: es laſſe ſich, wenn man Dinten u. Federn habe, auf's Papier ſchrei- ben, was man wolle, und Buch hin, und Buch her, ſo thaͤte der Meyer beſſer, er wuͤrde das nicht zu weit treiben, wenn ihrer drey die gleiche Sach ſagen, ſo ſey's faſt wie bewieſen, und wenn er im Unrecht erfun- den werde, ſo koͤnne man ihm ſein ganzes Buch unter den Tiſch hinunter wiſchen. Das Gemuͤrmel, das ſolche Reden veran- laßten, entruͤſteten den Meyer ſo, daß er in Gegenwart von mehr als zehn Gemeindsge- noſſen dem Vogt zur Antwort ſagen ließ: Er meyne, er habe ein redliches und auf- rechtes Buch, und wenn ihrer hundert Schel- men ein jeder in ſeiner Sach dawider ſtrit- ten, ſo muͤßte ſein Buch ihme wider alle hun- dert gut genug ſeyn, oder er wollte kein Wort mehr U 4

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/329>, abgerufen am 25.11.2024.