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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Streit fortgekommen, und strich beym Wein
seinen Kameraden hoch aus, was das für
Leute seyen, die ihres gleichen zwischen Him-
mel und Erden nicht haben, und wie gut sie
mit ihm seyen, u. s. w. Wenn er dann
aber auch mit ihnen in Streit kam, so waren
es im Augenblik auch wieder Schelmen wie
die andern all, und Narren oben drauf.

Aber wer am härtesten bey ihm den Kopf
anstieß, war der Mann, der Ordnung lieb-
te, der still und bedächtlich in seinem Thun
einher gieng, den Kreuzer zweymal umkehr-
te, ehe er ihn ausgab, und Treu und Glau-
ben foderte, weil er selber Treu und Wort
hielt; -- mit solchen Leuten war er wie
Feuer und Wasser, und ruhete nicht, bis
er sie aufgerieben.

Dafür war er so bekannt, daß jedermann
im Dorf offentlich sagte, es sey ein Wun-
der, daß er den Baumwollen-Meyer nicht
meistern mögen.

Er ist nämlich mit diesem zu spat gekom-
men. -- Der Baumwollen-Verdienst,
den der Meyer ins Dorf brachte, gefiel dem
Vogt gar zu wohl, so lang die Leute ihn
ganz im Wirthshaus verfraßen und versof-
fen; erst da er sah, daß der Meyer reich
werden wollte, und auch einige andere ihren
Verdienst zusammenhielten, fieng er an, den

er-
U 3

Streit fortgekommen, und ſtrich beym Wein
ſeinen Kameraden hoch aus, was das fuͤr
Leute ſeyen, die ihres gleichen zwiſchen Him-
mel und Erden nicht haben, und wie gut ſie
mit ihm ſeyen, u. ſ. w. Wenn er dann
aber auch mit ihnen in Streit kam, ſo waren
es im Augenblik auch wieder Schelmen wie
die andern all, und Narren oben drauf.

Aber wer am haͤrteſten bey ihm den Kopf
anſtieß, war der Mann, der Ordnung lieb-
te, der ſtill und bedaͤchtlich in ſeinem Thun
einher gieng, den Kreuzer zweymal umkehr-
te, ehe er ihn ausgab, und Treu und Glau-
ben foderte, weil er ſelber Treu und Wort
hielt; — mit ſolchen Leuten war er wie
Feuer und Waſſer, und ruhete nicht, bis
er ſie aufgerieben.

Dafuͤr war er ſo bekannt, daß jedermann
im Dorf offentlich ſagte, es ſey ein Wun-
der, daß er den Baumwollen-Meyer nicht
meiſtern moͤgen.

Er iſt naͤmlich mit dieſem zu ſpat gekom-
men. — Der Baumwollen-Verdienſt,
den der Meyer ins Dorf brachte, gefiel dem
Vogt gar zu wohl, ſo lang die Leute ihn
ganz im Wirthshaus verfraßen und verſof-
fen; erſt da er ſah, daß der Meyer reich
werden wollte, und auch einige andere ihren
Verdienſt zuſammenhielten, fieng er an, den

er-
U 3
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[309/0327] Streit fortgekommen, und ſtrich beym Wein ſeinen Kameraden hoch aus, was das fuͤr Leute ſeyen, die ihres gleichen zwiſchen Him- mel und Erden nicht haben, und wie gut ſie mit ihm ſeyen, u. ſ. w. Wenn er dann aber auch mit ihnen in Streit kam, ſo waren es im Augenblik auch wieder Schelmen wie die andern all, und Narren oben drauf. Aber wer am haͤrteſten bey ihm den Kopf anſtieß, war der Mann, der Ordnung lieb- te, der ſtill und bedaͤchtlich in ſeinem Thun einher gieng, den Kreuzer zweymal umkehr- te, ehe er ihn ausgab, und Treu und Glau- ben foderte, weil er ſelber Treu und Wort hielt; — mit ſolchen Leuten war er wie Feuer und Waſſer, und ruhete nicht, bis er ſie aufgerieben. Dafuͤr war er ſo bekannt, daß jedermann im Dorf offentlich ſagte, es ſey ein Wun- der, daß er den Baumwollen-Meyer nicht meiſtern moͤgen. Er iſt naͤmlich mit dieſem zu ſpat gekom- men. — Der Baumwollen-Verdienſt, den der Meyer ins Dorf brachte, gefiel dem Vogt gar zu wohl, ſo lang die Leute ihn ganz im Wirthshaus verfraßen und verſof- fen; erſt da er ſah, daß der Meyer reich werden wollte, und auch einige andere ihren Verdienſt zuſammenhielten, fieng er an, den er- U 3

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/327>, abgerufen am 22.11.2024.