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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Es ist izt mehr denn zwanzig Jahr seit
diesen Ganten; aber das Elend, das dar-
aus entstanden, dauert noch izt, und wird
noch lange dauern, wenn wir alle nicht mehr
da sind. Es sind unter meinen 35. Allmo-
sensgenößigen, 14. Abkömmlinge von diesen
Verganteten; über diese sind noch vier Ab-
kömmlinge von ihnen wegen Diebstals im
Zuchthaus, und 5. Töchter und 7. Kna-
ben von ihnen ziehn im Bättel herum.

Er hat als Waibel so viele Leute ins
Schloßgefängniß gebracht, daß alles ehren-
feste Leben unter uns aufgehört hat. Es
waren vorher viele Geschlechter, die eine
Freude daran hatten, und ihre Ehre darinn
suchten, daß bey hundert Jahren niemand
von ihrem Namen ins Gefängniß gekommen;
aber er hat es dahin gebracht, daß das nie-
mand mehr sagen konnte. Ach! es war,
wie wenn er unsre Geschlechter und unser
Volk mit Gift anstekte während seinem
Dienst, so sehr wußte er alle Spur von
Scham und Ehr auszutilgen, die noch unter
uns war. Die Reichen soffen und spielten
im Gefängniß; indessen die Armen darinn
verfaulten.

Jm siebenten Jahr seines Waibeldienstes
kaufte er das Wirthshaus und die Mühle,
und konnte 4500. fl. baares Geld daran

zah-

Es iſt izt mehr denn zwanzig Jahr ſeit
dieſen Ganten; aber das Elend, das dar-
aus entſtanden, dauert noch izt, und wird
noch lange dauern, wenn wir alle nicht mehr
da ſind. Es ſind unter meinen 35. Allmo-
ſensgenoͤßigen, 14. Abkoͤmmlinge von dieſen
Verganteten; uͤber dieſe ſind noch vier Ab-
koͤmmlinge von ihnen wegen Diebſtals im
Zuchthaus, und 5. Toͤchter und 7. Kna-
ben von ihnen ziehn im Baͤttel herum.

Er hat als Waibel ſo viele Leute ins
Schloßgefaͤngniß gebracht, daß alles ehren-
feſte Leben unter uns aufgehoͤrt hat. Es
waren vorher viele Geſchlechter, die eine
Freude daran hatten, und ihre Ehre darinn
ſuchten, daß bey hundert Jahren niemand
von ihrem Namen ins Gefaͤngniß gekom̃en;
aber er hat es dahin gebracht, daß das nie-
mand mehr ſagen konnte. Ach! es war,
wie wenn er unſre Geſchlechter und unſer
Volk mit Gift anſtekte waͤhrend ſeinem
Dienſt, ſo ſehr wußte er alle Spur von
Scham und Ehr auszutilgen, die noch unter
uns war. Die Reichen ſoffen und ſpielten
im Gefaͤngniß; indeſſen die Armen darinn
verfaulten.

Jm ſiebenten Jahr ſeines Waibeldienſtes
kaufte er das Wirthshaus und die Muͤhle,
und konnte 4500. fl. baares Geld daran

zah-
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[272/0290] Es iſt izt mehr denn zwanzig Jahr ſeit dieſen Ganten; aber das Elend, das dar- aus entſtanden, dauert noch izt, und wird noch lange dauern, wenn wir alle nicht mehr da ſind. Es ſind unter meinen 35. Allmo- ſensgenoͤßigen, 14. Abkoͤmmlinge von dieſen Verganteten; uͤber dieſe ſind noch vier Ab- koͤmmlinge von ihnen wegen Diebſtals im Zuchthaus, und 5. Toͤchter und 7. Kna- ben von ihnen ziehn im Baͤttel herum. Er hat als Waibel ſo viele Leute ins Schloßgefaͤngniß gebracht, daß alles ehren- feſte Leben unter uns aufgehoͤrt hat. Es waren vorher viele Geſchlechter, die eine Freude daran hatten, und ihre Ehre darinn ſuchten, daß bey hundert Jahren niemand von ihrem Namen ins Gefaͤngniß gekom̃en; aber er hat es dahin gebracht, daß das nie- mand mehr ſagen konnte. Ach! es war, wie wenn er unſre Geſchlechter und unſer Volk mit Gift anſtekte waͤhrend ſeinem Dienſt, ſo ſehr wußte er alle Spur von Scham und Ehr auszutilgen, die noch unter uns war. Die Reichen ſoffen und ſpielten im Gefaͤngniß; indeſſen die Armen darinn verfaulten. Jm ſiebenten Jahr ſeines Waibeldienſtes kaufte er das Wirthshaus und die Muͤhle, und konnte 4500. fl. baares Geld daran zah-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/290>, abgerufen am 22.11.2024.