Erst dann fieng der Pfarrer an; und redete mit dem Volk über den Vogt, über ihn selber, über das Elend der Sünde, und über das Glük des Rechtthuns -- Es war, wie wenn Er einem jeden aus dem Herzen redte, wie wenn Er einem jeden in seine Wohnstu- be hineindrang, und ihn abmahlte, wie er mit Weib und Kind, mit Vater und Bru- der, mit Knecht und Magd umgieng, und mit Unvorsichtigkeit und Lieblosigkeit, mit Nachläßigkeit und Leichtsinn links und rechts um sich aus guten Leuten böse mache, und aus kleinen Fehlern große veranlaaße, und so selber die Liebsten, die er in der Welt ha- be, anstatt glüklich, ruhig und zufrieden, unglüklich und elend mache, und in eine be- daurenswürdige Lage seze -- Es war, wie wenn der Vogt in der Hand des Pfarrers ein Spiegel wäre; so sahe das Volk in dem unglüklichen Manne sich selber -- Und der Segen des Herrn war mit dem Pfarrer. -- Jhrer viele vergaßen ob seinen Reden den Vogt, und fühlten izt nur sich selber, und dachten izt nur an sich selber. . . Ein paar Stellen aus seiner Rede muß ich doch her- sezen.
"Lie-
§. 5. Aus ſeiner Predigt.
Erſt dann fieng der Pfarrer an; und redete mit dem Volk uͤber den Vogt, uͤber ihn ſelber, uͤber das Elend der Suͤnde, und uͤber das Gluͤk des Rechtthuns — Es war, wie wenn Er einem jeden aus dem Herzen redte, wie wenn Er einem jeden in ſeine Wohnſtu- be hineindrang, und ihn abmahlte, wie er mit Weib und Kind, mit Vater und Bru- der, mit Knecht und Magd umgieng, und mit Unvorſichtigkeit und Liebloſigkeit, mit Nachlaͤßigkeit und Leichtſinn links und rechts um ſich aus guten Leuten boͤſe mache, und aus kleinen Fehlern große veranlaaße, und ſo ſelber die Liebſten, die er in der Welt ha- be, anſtatt gluͤklich, ruhig und zufrieden, ungluͤklich und elend mache, und in eine be- daurenswuͤrdige Lage ſeze — Es war, wie wenn der Vogt in der Hand des Pfarrers ein Spiegel waͤre; ſo ſahe das Volk in dem ungluͤklichen Manne ſich ſelber — Und der Segen des Herrn war mit dem Pfarrer. — Jhrer viele vergaßen ob ſeinen Reden den Vogt, und fuͤhlten izt nur ſich ſelber, und dachten izt nur an ſich ſelber. . . Ein paar Stellen aus ſeiner Rede muß ich doch her- ſezen.
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§. 5.
Aus ſeiner Predigt.
Erſt dann fieng der Pfarrer an; und redete
mit dem Volk uͤber den Vogt, uͤber ihn
ſelber, uͤber das Elend der Suͤnde, und uͤber
das Gluͤk des Rechtthuns — Es war, wie
wenn Er einem jeden aus dem Herzen redte,
wie wenn Er einem jeden in ſeine Wohnſtu-
be hineindrang, und ihn abmahlte, wie er
mit Weib und Kind, mit Vater und Bru-
der, mit Knecht und Magd umgieng, und
mit Unvorſichtigkeit und Liebloſigkeit, mit
Nachlaͤßigkeit und Leichtſinn links und rechts
um ſich aus guten Leuten boͤſe mache, und
aus kleinen Fehlern große veranlaaße, und
ſo ſelber die Liebſten, die er in der Welt ha-
be, anſtatt gluͤklich, ruhig und zufrieden,
ungluͤklich und elend mache, und in eine be-
daurenswuͤrdige Lage ſeze — Es war, wie
wenn der Vogt in der Hand des Pfarrers
ein Spiegel waͤre; ſo ſahe das Volk in dem
ungluͤklichen Manne ſich ſelber — Und der
Segen des Herrn war mit dem Pfarrer. —
Jhrer viele vergaßen ob ſeinen Reden den
Vogt, und fuͤhlten izt nur ſich ſelber, und
dachten izt nur an ſich ſelber. . . Ein paar
Stellen aus ſeiner Rede muß ich doch her-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/29>, abgerufen am 24.11.2024.
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