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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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izt aus der Kälte in die warme Stube zum
Junker kam, und seine Klage anbringen
wollte, schwankte und stotterte er wie ein
besoffener Mann, und das Gebrannte stank
ihm zum Munde heraus.

Der Vogt hingegen stellte sich gar demü-
thig, that wie wenn er fast wainen müßte,
und sagte: Es könnte wohl nichts traurigers
seyn, als wenn Kinder mit ihren Eltern vor
die Obrigkeit müßten, und es sey ihm, so
lang er lebe, nichts begegnet, das ihm so
weh thue; weil es aber izt doch so sey, so
müße er in Gottes Namen sagen, wo der
Jgel im Hag liege. Wenn er den Vater
vom Morgen bis zum Abend lumpen und
in Wirthshäusern steken ließe, und dann
für ihn zahlte, so hätte er gewiß nichts über
ihn zu klagen; aber er vermöge das nicht,
und es sey, ob Gott wolle, genug, daß er
die schöne Sache, die er gehabt, beynahe
bis auf den lezten Heller durchgebracht, u.
s. w. Der Vogt konnte reden wie eine
Dole, und allem eine Farbe anstreichen,
wie er nur wollte, und der Junker mußte
wohl glauben, was er sagte; das Brändt's
roch dem Alten zum Mund heraus. Auch
war die Sache bald richtig. Der Junker
ward über ihn böse, und sagte zu ihm: du
alter versoffener Lump; ich muß ja mit mei-

nen

izt aus der Kaͤlte in die warme Stube zum
Junker kam, und ſeine Klage anbringen
wollte, ſchwankte und ſtotterte er wie ein
beſoffener Mann, und das Gebrannte ſtank
ihm zum Munde heraus.

Der Vogt hingegen ſtellte ſich gar demuͤ-
thig, that wie wenn er faſt wainen muͤßte,
und ſagte: Es koͤnnte wohl nichts traurigers
ſeyn, als wenn Kinder mit ihren Eltern vor
die Obrigkeit muͤßten, und es ſey ihm, ſo
lang er lebe, nichts begegnet, das ihm ſo
weh thue; weil es aber izt doch ſo ſey, ſo
muͤße er in Gottes Namen ſagen, wo der
Jgel im Hag liege. Wenn er den Vater
vom Morgen bis zum Abend lumpen und
in Wirthshaͤuſern ſteken ließe, und dann
fuͤr ihn zahlte, ſo haͤtte er gewiß nichts uͤber
ihn zu klagen; aber er vermoͤge das nicht,
und es ſey, ob Gott wolle, genug, daß er
die ſchoͤne Sache, die er gehabt, beynahe
bis auf den lezten Heller durchgebracht, u.
ſ. w. Der Vogt konnte reden wie eine
Dole, und allem eine Farbe anſtreichen,
wie er nur wollte, und der Junker mußte
wohl glauben, was er ſagte; das Braͤndt's
roch dem Alten zum Mund heraus. Auch
war die Sache bald richtig. Der Junker
ward uͤber ihn boͤſe, und ſagte zu ihm: du
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[269/0287] izt aus der Kaͤlte in die warme Stube zum Junker kam, und ſeine Klage anbringen wollte, ſchwankte und ſtotterte er wie ein beſoffener Mann, und das Gebrannte ſtank ihm zum Munde heraus. Der Vogt hingegen ſtellte ſich gar demuͤ- thig, that wie wenn er faſt wainen muͤßte, und ſagte: Es koͤnnte wohl nichts traurigers ſeyn, als wenn Kinder mit ihren Eltern vor die Obrigkeit muͤßten, und es ſey ihm, ſo lang er lebe, nichts begegnet, das ihm ſo weh thue; weil es aber izt doch ſo ſey, ſo muͤße er in Gottes Namen ſagen, wo der Jgel im Hag liege. Wenn er den Vater vom Morgen bis zum Abend lumpen und in Wirthshaͤuſern ſteken ließe, und dann fuͤr ihn zahlte, ſo haͤtte er gewiß nichts uͤber ihn zu klagen; aber er vermoͤge das nicht, und es ſey, ob Gott wolle, genug, daß er die ſchoͤne Sache, die er gehabt, beynahe bis auf den lezten Heller durchgebracht, u. ſ. w. Der Vogt konnte reden wie eine Dole, und allem eine Farbe anſtreichen, wie er nur wollte, und der Junker mußte wohl glauben, was er ſagte; das Braͤndt's roch dem Alten zum Mund heraus. Auch war die Sache bald richtig. Der Junker ward uͤber ihn boͤſe, und ſagte zu ihm: du alter verſoffener Lump; ich muß ja mit mei- nen

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/287>, abgerufen am 25.11.2024.