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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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nichts mehr aus. Die, so nichts arbeite-
ten, verfolgten die, so eine Arbeit mitbrach-
ten; sie jagten ihnen ihr Viehe weit und
breit irre, zerrissen ihnen ihr Strikgarn,
und verderbten ihnen ihre Arbeit, so daß
kein Waidkind mehr eine Arbeit auf den
Berg nehmen wollte; und so gieng auch
diese alte gute Sitte hin.

Jm Winter darauf hätte er auf der
Waldrüti spinnen sollen; da aber luff er
weg, und gieng wieder heim.

So übel er bey seinen Eltern versorgt ge-
wesen, so war ers bey seinem Meister doch
noch schlimmer. Er kam voll Ungeziefers
und wild wie ein Raubthier zurük. Die
armen Eltern zeigten dem bösen Buben,
daß sie froh waren, daß er wieder gekom-
men; und er mißbrauchte ihre Schwäche
und Güte so sehr, daß er ihnen den ganzen
Winter über für keinen Kreuzer arbeitete,
und sie doch dahin brachte, in Hoffnung,
er werde dann fleißiger arbeiten, ihn ganz
neu zu kleiden, ob sie es schon käumerlich
vermochten.

Jn diesem Winter und dem darauf fol-
genden wurde er zum Tisch des Herrn un-
terwiesen, und blendete da den Pfarrer mit
seinem Auswendiglernen zu seinen Günsten,
ungeachtet er alle Bosheiten in seiner Stube

aus-

nichts mehr aus. Die, ſo nichts arbeite-
ten, verfolgten die, ſo eine Arbeit mitbrach-
ten; ſie jagten ihnen ihr Viehe weit und
breit irre, zerriſſen ihnen ihr Strikgarn,
und verderbten ihnen ihre Arbeit, ſo daß
kein Waidkind mehr eine Arbeit auf den
Berg nehmen wollte; und ſo gieng auch
dieſe alte gute Sitte hin.

Jm Winter darauf haͤtte er auf der
Waldruͤti ſpinnen ſollen; da aber luff er
weg, und gieng wieder heim.

So uͤbel er bey ſeinen Eltern verſorgt ge-
weſen, ſo war ers bey ſeinem Meiſter doch
noch ſchlimmer. Er kam voll Ungeziefers
und wild wie ein Raubthier zuruͤk. Die
armen Eltern zeigten dem boͤſen Buben,
daß ſie froh waren, daß er wieder gekom-
men; und er mißbrauchte ihre Schwaͤche
und Guͤte ſo ſehr, daß er ihnen den ganzen
Winter uͤber fuͤr keinen Kreuzer arbeitete,
und ſie doch dahin brachte, in Hoffnung,
er werde dann fleißiger arbeiten, ihn ganz
neu zu kleiden, ob ſie es ſchon kaͤumerlich
vermochten.

Jn dieſem Winter und dem darauf fol-
genden wurde er zum Tiſch des Herrn un-
terwieſen, und blendete da den Pfarrer mit
ſeinem Auswendiglernen zu ſeinen Guͤnſten,
ungeachtet er alle Bosheiten in ſeiner Stube

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[254/0272] nichts mehr aus. Die, ſo nichts arbeite- ten, verfolgten die, ſo eine Arbeit mitbrach- ten; ſie jagten ihnen ihr Viehe weit und breit irre, zerriſſen ihnen ihr Strikgarn, und verderbten ihnen ihre Arbeit, ſo daß kein Waidkind mehr eine Arbeit auf den Berg nehmen wollte; und ſo gieng auch dieſe alte gute Sitte hin. Jm Winter darauf haͤtte er auf der Waldruͤti ſpinnen ſollen; da aber luff er weg, und gieng wieder heim. So uͤbel er bey ſeinen Eltern verſorgt ge- weſen, ſo war ers bey ſeinem Meiſter doch noch ſchlimmer. Er kam voll Ungeziefers und wild wie ein Raubthier zuruͤk. Die armen Eltern zeigten dem boͤſen Buben, daß ſie froh waren, daß er wieder gekom- men; und er mißbrauchte ihre Schwaͤche und Guͤte ſo ſehr, daß er ihnen den ganzen Winter uͤber fuͤr keinen Kreuzer arbeitete, und ſie doch dahin brachte, in Hoffnung, er werde dann fleißiger arbeiten, ihn ganz neu zu kleiden, ob ſie es ſchon kaͤumerlich vermochten. Jn dieſem Winter und dem darauf fol- genden wurde er zum Tiſch des Herrn un- terwieſen, und blendete da den Pfarrer mit ſeinem Auswendiglernen zu ſeinen Guͤnſten, ungeachtet er alle Bosheiten in ſeiner Stube aus-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/272>, abgerufen am 23.11.2024.