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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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schlief, oder im Wald den Vögeln nachklet-
terte, oder mit den größern Waidhirten
spielte, und gestohlne Erdäpfel bratete.
Wenns der arme Kleine nicht thun wollte,
so zwikte er ihn mit der Geisel.

Von den schandbaren und unzüchtigen
Dingen, die auf dieser Waide vorfielen,
darf ich nicht reden.

So wars freylich bey den Alten nicht.
Sie nahmen kein fremdes Gesindel in ihre
Dienste, und ließen ihre Hirten nicht so
zu einander lauffen. Wer bey ihnen ein
Hausgenoß war, für den sorgten sie in Ab-
sicht auf Leib und Seele. Sie machten
ihre Hüterbuben bey der Heerde bleiben,
und gaben ihnen beym Hüten ihre tägliche
Arbeit auf. Das Hirtenmädchen strikte
Wollen; und der Hirtenknabe sammelte dür-
re Reiser, und machte Bürden Holz. Da
war das Hüterleben noch ein gutes Leben.
Man sah den frommen Hirten am Abend
und Morgen auf seinen Knien bethen, und
am Schatten der Bäume, unter denen die
Heerden zusammen lauffen, in der Bibel
lesen.

Noch zu Hummels Zeiten hatten die Al-
ten im Brauch, von ihren Hirten am Abend
Rechenschaft zu fodern; aber da es nicht
mehr alle thaten, richteten die, so es thaten,

nichts

ſchlief, oder im Wald den Voͤgeln nachklet-
terte, oder mit den groͤßern Waidhirten
ſpielte, und geſtohlne Erdaͤpfel bratete.
Wenns der arme Kleine nicht thun wollte,
ſo zwikte er ihn mit der Geiſel.

Von den ſchandbaren und unzuͤchtigen
Dingen, die auf dieſer Waide vorfielen,
darf ich nicht reden.

So wars freylich bey den Alten nicht.
Sie nahmen kein fremdes Geſindel in ihre
Dienſte, und ließen ihre Hirten nicht ſo
zu einander lauffen. Wer bey ihnen ein
Hausgenoß war, fuͤr den ſorgten ſie in Ab-
ſicht auf Leib und Seele. Sie machten
ihre Huͤterbuben bey der Heerde bleiben,
und gaben ihnen beym Huͤten ihre taͤgliche
Arbeit auf. Das Hirtenmaͤdchen ſtrikte
Wollen; und der Hirtenknabe ſammelte duͤr-
re Reiſer, und machte Buͤrden Holz. Da
war das Huͤterleben noch ein gutes Leben.
Man ſah den frommen Hirten am Abend
und Morgen auf ſeinen Knien bethen, und
am Schatten der Baͤume, unter denen die
Heerden zuſammen lauffen, in der Bibel
leſen.

Noch zu Hummels Zeiten hatten die Al-
ten im Brauch, von ihren Hirten am Abend
Rechenſchaft zu fodern; aber da es nicht
mehr alle thaten, richteten die, ſo es thaten,

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[253/0271] ſchlief, oder im Wald den Voͤgeln nachklet- terte, oder mit den groͤßern Waidhirten ſpielte, und geſtohlne Erdaͤpfel bratete. Wenns der arme Kleine nicht thun wollte, ſo zwikte er ihn mit der Geiſel. Von den ſchandbaren und unzuͤchtigen Dingen, die auf dieſer Waide vorfielen, darf ich nicht reden. So wars freylich bey den Alten nicht. Sie nahmen kein fremdes Geſindel in ihre Dienſte, und ließen ihre Hirten nicht ſo zu einander lauffen. Wer bey ihnen ein Hausgenoß war, fuͤr den ſorgten ſie in Ab- ſicht auf Leib und Seele. Sie machten ihre Huͤterbuben bey der Heerde bleiben, und gaben ihnen beym Huͤten ihre taͤgliche Arbeit auf. Das Hirtenmaͤdchen ſtrikte Wollen; und der Hirtenknabe ſammelte duͤr- re Reiſer, und machte Buͤrden Holz. Da war das Huͤterleben noch ein gutes Leben. Man ſah den frommen Hirten am Abend und Morgen auf ſeinen Knien bethen, und am Schatten der Baͤume, unter denen die Heerden zuſammen lauffen, in der Bibel leſen. Noch zu Hummels Zeiten hatten die Al- ten im Brauch, von ihren Hirten am Abend Rechenſchaft zu fodern; aber da es nicht mehr alle thaten, richteten die, ſo es thaten, nichts

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/271>, abgerufen am 23.11.2024.