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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Jch ächtete den Hunger und Mangel,
der aus euren Augen redte, wie nichts, u.
sah nur den Pfenning, der in eurer Hand
war. --

Jch sparte den Tropfen im Glas, der euch
gehörte -- ich leerte das Maas nicht aus,
in dem euer Mähl war -- ich nahm den
Rahm von der Milch, die ihr für eure
Kinder kauftet -- im Brod und Anken,
(Butter) im Wein und Fleisch gab ich euch
nie das volle Maas und Gewicht, und
zwang euch, von mir theurer zu kauffen,
was euch andre wohlfeiler gegeben hätten.

Um der Sünde unsers Hauses willen seyd
ihr alle, und noch hunderte, die nicht da sind,
unglüklich geworden. --

Um unserer Sünde willen haben die Kin-
der des Dorfs ihre Eltern, -- die Dienste
ihre Meister -- die Weiber ihre Männer
bestohlen, und den Raub in unser Hause
gebracht. --

Darum sind wir elender worden als alle
Menschen. --

Viele von euch lidten die Straffe des
Diebstahls, und haben für uns gestohlen. --

Viele lidten den Unsegen ungehorsammer
Kinder, und sind um unsertwillen ungehor-
sam worden. --

Vie-
P

Jch aͤchtete den Hunger und Mangel,
der aus euren Augen redte, wie nichts, u.
ſah nur den Pfenning, der in eurer Hand
war. —

Jch ſparte den Tropfen im Glas, der euch
gehoͤrte — ich leerte das Maas nicht aus,
in dem euer Maͤhl war — ich nahm den
Rahm von der Milch, die ihr fuͤr eure
Kinder kauftet — im Brod und Anken,
(Butter) im Wein und Fleiſch gab ich euch
nie das volle Maas und Gewicht, und
zwang euch, von mir theurer zu kauffen,
was euch andre wohlfeiler gegeben haͤtten.

Um der Suͤnde unſers Hauſes willen ſeyd
ihr alle, und noch hunderte, die nicht da ſind,
ungluͤklich geworden. —

Um unſerer Suͤnde willen haben die Kin-
der des Dorfs ihre Eltern, — die Dienſte
ihre Meiſter — die Weiber ihre Maͤnner
beſtohlen, und den Raub in unſer Hauſe
gebracht. —

Darum ſind wir elender worden als alle
Menſchen. —

Viele von euch lidten die Straffe des
Diebſtahls, und haben fuͤr uns geſtohlen. —

Viele lidten den Unſegen ungehorſammer
Kinder, und ſind um unſertwillen ungehor-
ſam worden. —

Vie-
P
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[225/0243] Jch aͤchtete den Hunger und Mangel, der aus euren Augen redte, wie nichts, u. ſah nur den Pfenning, der in eurer Hand war. — Jch ſparte den Tropfen im Glas, der euch gehoͤrte — ich leerte das Maas nicht aus, in dem euer Maͤhl war — ich nahm den Rahm von der Milch, die ihr fuͤr eure Kinder kauftet — im Brod und Anken, (Butter) im Wein und Fleiſch gab ich euch nie das volle Maas und Gewicht, und zwang euch, von mir theurer zu kauffen, was euch andre wohlfeiler gegeben haͤtten. Um der Suͤnde unſers Hauſes willen ſeyd ihr alle, und noch hunderte, die nicht da ſind, ungluͤklich geworden. — Um unſerer Suͤnde willen haben die Kin- der des Dorfs ihre Eltern, — die Dienſte ihre Meiſter — die Weiber ihre Maͤnner beſtohlen, und den Raub in unſer Hauſe gebracht. — Darum ſind wir elender worden als alle Menſchen. — Viele von euch lidten die Straffe des Diebſtahls, und haben fuͤr uns geſtohlen. — Viele lidten den Unſegen ungehorſammer Kinder, und ſind um unſertwillen ungehor- ſam worden. — Vie- P

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/243>, abgerufen am 22.11.2024.