Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 58.
Arner genießt wieder den Lohn
seiner Arbeit.

Damit endete sich der Abend des Rechts-
Tages dem Arner. Er entließ izt die
Gemeinde, und ritt dann heim.

Jm Angesicht seiner Burg glänzte die un-
tergehende Sonne ihm entgegen. Arner er-
innerte sich ihres Aufgangs, und seines
Morgengebeths, und sagte, an sie hinstau-
nend: "Gottlob! ich kann sie mit frohem
Herzen untergehen sehen;" und die lezten
Stunden dieses Tages waren ihm Wonne
einer noch nie also genossenen Wohllust.

Noch nie hatte er in der Umarmung sei-
nes Weibes und seiner Kinder sich edler
und größer gefühlt; denn er hatte noch nie
so viel Gutes gewürket als heute.

§. 59.
Es nahet ein Todtbette.

Jch kehre von ihm weg zu der Hütte der
Sterbenden. -- Jhr Mann lag in
stummem stillem Schweigen vor ihrem Bett.
Sie both ihm tröstend die Hand, nahm

bey
O 2
§. 58.
Arner genießt wieder den Lohn
ſeiner Arbeit.

Damit endete ſich der Abend des Rechts-
Tages dem Arner. Er entließ izt die
Gemeinde, und ritt dann heim.

Jm Angeſicht ſeiner Burg glaͤnzte die un-
tergehende Sonne ihm entgegen. Arner er-
innerte ſich ihres Aufgangs, und ſeines
Morgengebeths, und ſagte, an ſie hinſtau-
nend: „Gottlob! ich kann ſie mit frohem
Herzen untergehen ſehen;“ und die lezten
Stunden dieſes Tages waren ihm Wonne
einer noch nie alſo genoſſenen Wohlluſt.

Noch nie hatte er in der Umarmung ſei-
nes Weibes und ſeiner Kinder ſich edler
und groͤßer gefuͤhlt; denn er hatte noch nie
ſo viel Gutes gewuͤrket als heute.

§. 59.
Es nahet ein Todtbette.

Jch kehre von ihm weg zu der Huͤtte der
Sterbenden. — Jhr Mann lag in
ſtummem ſtillem Schweigen vor ihrem Bett.
Sie both ihm troͤſtend die Hand, nahm

bey
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0229" n="211"/>
        <div n="2">
          <head>§. 58.<lb/>
Arner genießt wieder den Lohn<lb/>
&#x017F;einer Arbeit.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>amit endete &#x017F;ich der Abend des Rechts-<lb/>
Tages dem Arner. Er entließ izt die<lb/>
Gemeinde, und ritt dann heim.</p><lb/>
          <p>Jm Ange&#x017F;icht &#x017F;einer Burg gla&#x0364;nzte die un-<lb/>
tergehende Sonne ihm entgegen. Arner er-<lb/>
innerte &#x017F;ich ihres Aufgangs, und &#x017F;eines<lb/>
Morgengebeths, und &#x017F;agte, an &#x017F;ie hin&#x017F;tau-<lb/>
nend: &#x201E;Gottlob! ich kann &#x017F;ie mit frohem<lb/>
Herzen untergehen &#x017F;ehen;&#x201C; und die lezten<lb/>
Stunden die&#x017F;es Tages waren ihm Wonne<lb/>
einer noch nie al&#x017F;o geno&#x017F;&#x017F;enen Wohllu&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Noch nie hatte er in der Umarmung &#x017F;ei-<lb/>
nes Weibes und &#x017F;einer Kinder &#x017F;ich edler<lb/>
und gro&#x0364;ßer gefu&#x0364;hlt; denn er hatte noch nie<lb/>
&#x017F;o viel Gutes gewu&#x0364;rket als heute.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 59.<lb/>
Es nahet ein Todtbette.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch kehre von ihm weg zu der Hu&#x0364;tte der<lb/>
Sterbenden. &#x2014; Jhr Mann lag in<lb/>
&#x017F;tummem &#x017F;tillem Schweigen vor ihrem Bett.<lb/>
Sie both ihm tro&#x0364;&#x017F;tend die Hand, nahm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0229] §. 58. Arner genießt wieder den Lohn ſeiner Arbeit. Damit endete ſich der Abend des Rechts- Tages dem Arner. Er entließ izt die Gemeinde, und ritt dann heim. Jm Angeſicht ſeiner Burg glaͤnzte die un- tergehende Sonne ihm entgegen. Arner er- innerte ſich ihres Aufgangs, und ſeines Morgengebeths, und ſagte, an ſie hinſtau- nend: „Gottlob! ich kann ſie mit frohem Herzen untergehen ſehen;“ und die lezten Stunden dieſes Tages waren ihm Wonne einer noch nie alſo genoſſenen Wohlluſt. Noch nie hatte er in der Umarmung ſei- nes Weibes und ſeiner Kinder ſich edler und groͤßer gefuͤhlt; denn er hatte noch nie ſo viel Gutes gewuͤrket als heute. §. 59. Es nahet ein Todtbette. Jch kehre von ihm weg zu der Huͤtte der Sterbenden. — Jhr Mann lag in ſtummem ſtillem Schweigen vor ihrem Bett. Sie both ihm troͤſtend die Hand, nahm bey O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/229
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/229>, abgerufen am 06.05.2024.