Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

es hörten, sagten, das sey das allervernünf-
tigste von allem, so heute noch geredt wor-
den. --

§. 44.
Der alte Trümpi bringt eine
böse Nachricht.

Jndem sie so redten, kam noch der alte
Trümpi, der sein Lebtag immer allen-
thalben zu spät kam, und brachte die Nach-
richt, der Vogt und der Waibel spazieren
mit dem Michel und dem Hünerträger die
Kirchgaß hinunter gegen das Dorf, und ha-
ben Papier und Dinte und Federn bey sich.

Wie ein Lauffeuer gieng diese Nachricht in
allen Bänken unter der Linden herum. --
Von allen Bänken, und von allen Eken
rieff man dem Trümpi: Was sagst du? was
ist das? was sagst du? --

Vornehmes und Gemeines -- Alles strek-
te die Köpf izt nur gegen den Trümpi, u.
so lang er lebte, hatte er nie den Zehnden so
viel zu antworten als izt.

"Es ist nichts anders, als das verfluchte
Kühzählen und Heumessen geht wieder an,
sagten die Bauren aus einem Mund -- und

be-

es hoͤrten, ſagten, das ſey das allervernuͤnf-
tigſte von allem, ſo heute noch geredt wor-
den. —

§. 44.
Der alte Truͤmpi bringt eine
boͤſe Nachricht.

Jndem ſie ſo redten, kam noch der alte
Truͤmpi, der ſein Lebtag immer allen-
thalben zu ſpaͤt kam, und brachte die Nach-
richt, der Vogt und der Waibel ſpazieren
mit dem Michel und dem Huͤnertraͤger die
Kirchgaß hinunter gegen das Dorf, und ha-
ben Papier und Dinte und Federn bey ſich.

Wie ein Lauffeuer gieng dieſe Nachricht in
allen Baͤnken unter der Linden herum. —
Von allen Baͤnken, und von allen Eken
rieff man dem Truͤmpi: Was ſagſt du? was
iſt das? was ſagſt du? —

Vornehmes und Gemeines — Alles ſtrek-
te die Koͤpf izt nur gegen den Truͤmpi, u.
ſo lang er lebte, hatte er nie den Zehnden ſo
viel zu antworten als izt.

„Es iſt nichts anders, als das verfluchte
Kuͤhzaͤhlen und Heumeſſen geht wieder an,
ſagten die Bauren aus einem Mund — und

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0174" n="156"/>
es ho&#x0364;rten, &#x017F;agten, das &#x017F;ey das allervernu&#x0364;nf-<lb/>
tig&#x017F;te von allem, &#x017F;o heute noch geredt wor-<lb/>
den. &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 44.<lb/>
Der alte Tru&#x0364;mpi bringt eine<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Nachricht.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ndem &#x017F;ie &#x017F;o redten, kam noch der alte<lb/>
Tru&#x0364;mpi, der &#x017F;ein Lebtag immer allen-<lb/>
thalben zu &#x017F;pa&#x0364;t kam, und brachte die Nach-<lb/>
richt, der Vogt und der Waibel &#x017F;pazieren<lb/>
mit dem Michel und dem Hu&#x0364;nertra&#x0364;ger die<lb/>
Kirchgaß hinunter gegen das Dorf, und ha-<lb/>
ben Papier und Dinte und Federn bey &#x017F;ich.</p><lb/>
          <p>Wie ein Lauffeuer gieng die&#x017F;e Nachricht in<lb/>
allen Ba&#x0364;nken unter der Linden herum. &#x2014;<lb/>
Von allen Ba&#x0364;nken, und von allen Eken<lb/>
rieff man dem Tru&#x0364;mpi: Was &#x017F;ag&#x017F;t du? was<lb/>
i&#x017F;t das? was &#x017F;ag&#x017F;t du? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Vornehmes und Gemeines &#x2014; Alles &#x017F;trek-<lb/>
te die Ko&#x0364;pf izt nur gegen den Tru&#x0364;mpi, u.<lb/>
&#x017F;o lang er lebte, hatte er nie den Zehnden &#x017F;o<lb/>
viel zu antworten als izt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es i&#x017F;t nichts anders, als das verfluchte<lb/>
Ku&#x0364;hza&#x0364;hlen und Heume&#x017F;&#x017F;en geht wieder an,<lb/>
&#x017F;agten die Bauren aus einem Mund &#x2014; und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0174] es hoͤrten, ſagten, das ſey das allervernuͤnf- tigſte von allem, ſo heute noch geredt wor- den. — §. 44. Der alte Truͤmpi bringt eine boͤſe Nachricht. Jndem ſie ſo redten, kam noch der alte Truͤmpi, der ſein Lebtag immer allen- thalben zu ſpaͤt kam, und brachte die Nach- richt, der Vogt und der Waibel ſpazieren mit dem Michel und dem Huͤnertraͤger die Kirchgaß hinunter gegen das Dorf, und ha- ben Papier und Dinte und Federn bey ſich. Wie ein Lauffeuer gieng dieſe Nachricht in allen Baͤnken unter der Linden herum. — Von allen Baͤnken, und von allen Eken rieff man dem Truͤmpi: Was ſagſt du? was iſt das? was ſagſt du? — Vornehmes und Gemeines — Alles ſtrek- te die Koͤpf izt nur gegen den Truͤmpi, u. ſo lang er lebte, hatte er nie den Zehnden ſo viel zu antworten als izt. „Es iſt nichts anders, als das verfluchte Kuͤhzaͤhlen und Heumeſſen geht wieder an, ſagten die Bauren aus einem Mund — und be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/174
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/174>, abgerufen am 07.05.2024.