Pfr. "Lassen Sie dann Jhr Volk Birren essen und Apfel -- und gedenken, daß ihre Väter das nicht hatten." -- Das war die Antwort des Pfarrers, und er sezte hin- zu: "Jn allen Volksfesten des Alterthums wird der Arme mit Speis und Trank er- quikt, und am Feste des neuen Bundes sel- ber, nahm der Herr Brod, und gab den Sei- nigen zu essen, und Wein, und gab ihnen zu trinken; und überhaupt ist die Aufhebung des Bedrükenden in den Nahrungssorgen der Armen der Geist der Gottesverehrung, die Er auf Erde gestiftet, -- so wie sie über- haupt Aufhebung alles Bedrükenden im Unterscheid der Stände der Menschen, und Emporhebung der Elenden und Armen zum frohen theilnehmenden Mitgenuß aller Seg- nungen und Wohlthaten Gottes ist." --
"Jch will Jhr Fest stiften" -- wieder- hollte der Junker.
Eine Weile staunten er und der Pfarrer still dem großen Gedanken nach -- Dann sagte der Junker: "Aber ach! so schön als wir träumen, wird nie nichts auf Erden."
"Es ist wahr -- sagte der Pfarrer, -- Aber der Lohn der Tugend ist nicht, daß sie das Unkraut von der Erde vertilge; Genug ists dem Frommen, daß im Aker des Fleißi- gen der gute Saame meister wird -- Und
es
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Pfr. „Laſſen Sie dann Jhr Volk Birren eſſen und Apfel — und gedenken, daß ihre Vaͤter das nicht hatten.“ — Das war die Antwort des Pfarrers, und er ſezte hin- zu: „Jn allen Volksfeſten des Alterthums wird der Arme mit Speis und Trank er- quikt, und am Feſte des neuen Bundes ſel- ber, nahm der Herr Brod, und gab den Sei- nigen zu eſſen, und Wein, und gab ihnen zu trinken; und uͤberhaupt iſt die Aufhebung des Bedruͤkenden in den Nahrungsſorgen der Armen der Geiſt der Gottesverehrung, die Er auf Erde geſtiftet, — ſo wie ſie uͤber- haupt Aufhebung alles Bedruͤkenden im Unterſcheid der Staͤnde der Menſchen, und Emporhebung der Elenden und Armen zum frohen theilnehmenden Mitgenuß aller Seg- nungen und Wohlthaten Gottes iſt.“ —
„Jch will Jhr Feſt ſtiften“ — wieder- hollte der Junker.
Eine Weile ſtaunten er und der Pfarrer ſtill dem großen Gedanken nach — Dann ſagte der Junker: „Aber ach! ſo ſchoͤn als wir traͤumen, wird nie nichts auf Erden.“
„Es iſt wahr — ſagte der Pfarrer, — Aber der Lohn der Tugend iſt nicht, daß ſie das Unkraut von der Erde vertilge; Genug iſts dem Frommen, daß im Aker des Fleißi- gen der gute Saame meiſter wird — Und
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Pfr. „Laſſen Sie dann Jhr Volk Birren
eſſen und Apfel — und gedenken, daß ihre
Vaͤter das nicht hatten.“ — Das war die
Antwort des Pfarrers, und er ſezte hin-
zu: „Jn allen Volksfeſten des Alterthums
wird der Arme mit Speis und Trank er-
quikt, und am Feſte des neuen Bundes ſel-
ber, nahm der Herr Brod, und gab den Sei-
nigen zu eſſen, und Wein, und gab ihnen zu
trinken; und uͤberhaupt iſt die Aufhebung
des Bedruͤkenden in den Nahrungsſorgen der
Armen der Geiſt der Gottesverehrung, die
Er auf Erde geſtiftet, — ſo wie ſie uͤber-
haupt Aufhebung alles Bedruͤkenden im
Unterſcheid der Staͤnde der Menſchen, und
Emporhebung der Elenden und Armen zum
frohen theilnehmenden Mitgenuß aller Seg-
nungen und Wohlthaten Gottes iſt.“ —
„Jch will Jhr Feſt ſtiften“ — wieder-
hollte der Junker.
Eine Weile ſtaunten er und der Pfarrer
ſtill dem großen Gedanken nach — Dann
ſagte der Junker: „Aber ach! ſo ſchoͤn als
wir traͤumen, wird nie nichts auf Erden.“
„Es iſt wahr — ſagte der Pfarrer, —
Aber der Lohn der Tugend iſt nicht, daß ſie
das Unkraut von der Erde vertilge; Genug
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/165>, abgerufen am 23.11.2024.
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