Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

dann just noch den Waibel an, der vom
Markt heim kam; -- Dieser sagte ihm vom
Roß hinunter: "Was hast du da für eine
Bürde Papier unter dem Arm?" --

Jch wollte, dein Roß wäre heut verna-
gelt gewesen, damit du daheim geblieben --
du hast mir nothwendig helffen sollen, ant-
wortete der Vogt.

Waibel. Worinn?

Vogt. Jch habe müssen das Heu und
Vieh, so im Dorf ist, aufschreiben.

Waibel. Warum das? Giebts Krieg?

Vogt. Nein, nur wegen der Wayd.

Waibel. So --

Vogt. Wenn du nur auch da gewesen
wärest.

Waibel. Warum hast du mirs nicht am
Morgen sagen lassen? Jch bin erst um Mit-
tag fort.

Vogt. Jch bin auf Schlag zwölf Uhr
selber zu dir kommen, und hab es dir sagen
wollen.

Waibel. Das ist doch fatal -- Jch bin
kaum um den Hauseken herum gewesen, so
hab ich Jemand hören klopfen, und mit
meiner Tochter reden; Gewiß bist du's ge-
wesen?

Vogt. Daß du auch nicht umgekehrt --

Wai-

dann juſt noch den Waibel an, der vom
Markt heim kam; — Dieſer ſagte ihm vom
Roß hinunter: „Was haſt du da fuͤr eine
Buͤrde Papier unter dem Arm?“ —

Jch wollte, dein Roß waͤre heut verna-
gelt geweſen, damit du daheim geblieben —
du haſt mir nothwendig helffen ſollen, ant-
wortete der Vogt.

Waibel. Worinn?

Vogt. Jch habe muͤſſen das Heu und
Vieh, ſo im Dorf iſt, aufſchreiben.

Waibel. Warum das? Giebts Krieg?

Vogt. Nein, nur wegen der Wayd.

Waibel. So —

Vogt. Wenn du nur auch da geweſen
waͤreſt.

Waibel. Warum haſt du mirs nicht am
Morgen ſagen laſſen? Jch bin erſt um Mit-
tag fort.

Vogt. Jch bin auf Schlag zwoͤlf Uhr
ſelber zu dir kommen, und hab es dir ſagen
wollen.

Waibel. Das iſt doch fatal — Jch bin
kaum um den Hauseken herum geweſen, ſo
hab ich Jemand hoͤren klopfen, und mit
meiner Tochter reden; Gewiß biſt du's ge-
weſen?

Vogt. Daß du auch nicht umgekehrt —

Wai-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0157" n="139"/>
dann ju&#x017F;t noch den Waibel an, der vom<lb/>
Markt heim kam; &#x2014; Die&#x017F;er &#x017F;agte ihm vom<lb/>
Roß hinunter: &#x201E;Was ha&#x017F;t du da fu&#x0364;r eine<lb/>
Bu&#x0364;rde Papier unter dem Arm?&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jch wollte, dein Roß wa&#x0364;re heut verna-<lb/>
gelt gewe&#x017F;en, damit du daheim geblieben &#x2014;<lb/>
du ha&#x017F;t mir nothwendig helffen &#x017F;ollen, ant-<lb/>
wortete der Vogt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Waibel.</hi> Worinn?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vogt.</hi> Jch habe mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Heu und<lb/>
Vieh, &#x017F;o im Dorf i&#x017F;t, auf&#x017F;chreiben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Waibel.</hi> Warum das? Giebts Krieg?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vogt.</hi> Nein, nur wegen der Wayd.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Waibel.</hi> So &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vogt.</hi> Wenn du nur auch da gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Waibel.</hi> Warum ha&#x017F;t du mirs nicht am<lb/>
Morgen &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en? Jch bin er&#x017F;t um Mit-<lb/>
tag fort.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vogt.</hi> Jch bin auf Schlag zwo&#x0364;lf Uhr<lb/>
&#x017F;elber zu dir kommen, und hab es dir &#x017F;agen<lb/>
wollen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Waibel.</hi> Das i&#x017F;t doch fatal &#x2014; Jch bin<lb/>
kaum um den Hauseken herum gewe&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
hab ich Jemand ho&#x0364;ren klopfen, und mit<lb/>
meiner Tochter reden; Gewiß bi&#x017F;t du's ge-<lb/>
we&#x017F;en?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vogt.</hi> Daß du auch nicht umgekehrt &#x2014;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wai-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0157] dann juſt noch den Waibel an, der vom Markt heim kam; — Dieſer ſagte ihm vom Roß hinunter: „Was haſt du da fuͤr eine Buͤrde Papier unter dem Arm?“ — Jch wollte, dein Roß waͤre heut verna- gelt geweſen, damit du daheim geblieben — du haſt mir nothwendig helffen ſollen, ant- wortete der Vogt. Waibel. Worinn? Vogt. Jch habe muͤſſen das Heu und Vieh, ſo im Dorf iſt, aufſchreiben. Waibel. Warum das? Giebts Krieg? Vogt. Nein, nur wegen der Wayd. Waibel. So — Vogt. Wenn du nur auch da geweſen waͤreſt. Waibel. Warum haſt du mirs nicht am Morgen ſagen laſſen? Jch bin erſt um Mit- tag fort. Vogt. Jch bin auf Schlag zwoͤlf Uhr ſelber zu dir kommen, und hab es dir ſagen wollen. Waibel. Das iſt doch fatal — Jch bin kaum um den Hauseken herum geweſen, ſo hab ich Jemand hoͤren klopfen, und mit meiner Tochter reden; Gewiß biſt du's ge- weſen? Vogt. Daß du auch nicht umgekehrt — Wai-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/157
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/157>, abgerufen am 25.11.2024.