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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Fronfasten zusehen; ich weiß deinen Haupt-
weg zum voraus; er gehet vom Markstein
zum Galgen, und vom Galgen wieder zum
Markstein."

Solche Bosheiten rieff ihm der Hüni
durch alle Gassen nach, bis er im Pfarrhof
war, so daß Jedermann, wer schon auf
war, ans Fenster kam zu sehen, was für
ein Lärm sey. --

§. 32.
Es ist wohl so, wie sie sagen: Aber
wo die Hirten sich schlagen, da
werden die Schaafe gefressen.

Und das war just, was die Vorgesezten
wollten, und warum sie den Hüni an
diesen Plaz stellten, nämlich zu machen, daß
Jedermann im Dorf davon schwaze, der
Vogt seye des Nachts heimgelassen worden,
damit sie den Meyer zwingen können, auch
das noch dem Arner wider den Pfarrer an-
zubringen.

Dieser sperrte sich zwar wie immer, und
sagte ihnen: "Jhr wißt doch auch, daß der
Junker nichts so annihmt, und daß es völ-
lig ist, wie wenn man ihm nichts sage,
wenn man ihm mit so etwas kommt.

Aber

Fronfaſten zuſehen; ich weiß deinen Haupt-
weg zum voraus; er gehet vom Markſtein
zum Galgen, und vom Galgen wieder zum
Markſtein.“

Solche Bosheiten rieff ihm der Huͤni
durch alle Gaſſen nach, bis er im Pfarrhof
war, ſo daß Jedermann, wer ſchon auf
war, ans Fenſter kam zu ſehen, was fuͤr
ein Laͤrm ſey. —

§. 32.
Es iſt wohl ſo, wie ſie ſagen: Aber
wo die Hirten ſich ſchlagen, da
werden die Schaafe gefreſſen.

Und das war juſt, was die Vorgeſezten
wollten, und warum ſie den Huͤni an
dieſen Plaz ſtellten, naͤmlich zu machen, daß
Jedermann im Dorf davon ſchwaze, der
Vogt ſeye des Nachts heimgelaſſen worden,
damit ſie den Meyer zwingen koͤnnen, auch
das noch dem Arner wider den Pfarrer an-
zubringen.

Dieſer ſperrte ſich zwar wie immer, und
ſagte ihnen: „Jhr wißt doch auch, daß der
Junker nichts ſo annihmt, und daß es voͤl-
lig iſt, wie wenn man ihm nichts ſage,
wenn man ihm mit ſo etwas kommt.

Aber
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[120/0138] Fronfaſten zuſehen; ich weiß deinen Haupt- weg zum voraus; er gehet vom Markſtein zum Galgen, und vom Galgen wieder zum Markſtein.“ Solche Bosheiten rieff ihm der Huͤni durch alle Gaſſen nach, bis er im Pfarrhof war, ſo daß Jedermann, wer ſchon auf war, ans Fenſter kam zu ſehen, was fuͤr ein Laͤrm ſey. — §. 32. Es iſt wohl ſo, wie ſie ſagen: Aber wo die Hirten ſich ſchlagen, da werden die Schaafe gefreſſen. Und das war juſt, was die Vorgeſezten wollten, und warum ſie den Huͤni an dieſen Plaz ſtellten, naͤmlich zu machen, daß Jedermann im Dorf davon ſchwaze, der Vogt ſeye des Nachts heimgelaſſen worden, damit ſie den Meyer zwingen koͤnnen, auch das noch dem Arner wider den Pfarrer an- zubringen. Dieſer ſperrte ſich zwar wie immer, und ſagte ihnen: „Jhr wißt doch auch, daß der Junker nichts ſo annihmt, und daß es voͤl- lig iſt, wie wenn man ihm nichts ſage, wenn man ihm mit ſo etwas kommt. Aber

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/138>, abgerufen am 28.09.2024.