"ist -- wenn es anders wäre -- so würde es ge- "wiß noch schlimmer seyn."
"Das läßt sich hören, antwortete das Schaf, "wenn der Stall zu ist -- aber wenn er offen wä- "re -- so würde es denn doch auch keine Wahr- "heit für mich seyn."
"Es ist freylich gut, daß Wölfe, Füchse und "Raubthiere da seyn -- aber es ist auch gut, daß "man die Schafställe ordentlich zumache -- und "daß die guten schwachen Thiere gute Hirten und "Schutzhunde haben, gegen die Raubthiere."
"Behüte mir Gott meine Hütte, setzte der "Pilger hinzu. Es gibt eben allenthalben viel "Raubthiere und wenig gute Hirten *) -- Heili- "ger Gott! du weissest, warum es so ist; wir "müssen schweigen. Seine Cameraden setzten "hinzu: Ja wir müssen wohl schweigen -- und "denn -- Heilige Mutter Gottes! bitte für uns "jezt und in der Stunde unsers Absterbens, Amen."
Es rührete uns alle, wie die Pilger so herzlich redeten, und wir konnten einmahl jezt nicht den Narren treiben, wie sonst ob ihrem Heilige Mut- ter Gottes bitte für uns.
Vogt. Ja das H. Mutter Gottes gehört auch zu einer so herzlichen Schafsmeynung, nach wel-
cher
*) Das geschahe nicht unter der gegenwärtigen Re- gierung Ludwigs des XVI.
„iſt — wenn es anders waͤre — ſo wuͤrde es ge- „wiß noch ſchlimmer ſeyn.„
“Das laͤßt ſich hoͤren, antwortete das Schaf, „wenn der Stall zu iſt — aber wenn er offen waͤ- „re — ſo wuͤrde es denn doch auch keine Wahr- „heit fuͤr mich ſeyn.„
“Es iſt freylich gut, daß Woͤlfe, Fuͤchſe und „Raubthiere da ſeyn — aber es iſt auch gut, daß „man die Schafſtaͤlle ordentlich zumache — und „daß die guten ſchwachen Thiere gute Hirten und „Schutzhunde haben, gegen die Raubthiere.„
“Behuͤte mir Gott meine Huͤtte, ſetzte der „Pilger hinzu. Es gibt eben allenthalben viel „Raubthiere und wenig gute Hirten *) — Heili- „ger Gott! du weiſſeſt, warum es ſo iſt; wir „muͤſſen ſchweigen. Seine Cameraden ſetzten „hinzu: Ja wir muͤſſen wohl ſchweigen — und „denn — Heilige Mutter Gottes! bitte fuͤr uns „jezt und in der Stunde unſers Abſterbens, Amen.„
Es ruͤhrete uns alle, wie die Pilger ſo herzlich redeten, und wir konnten einmahl jezt nicht den Narren treiben, wie ſonſt ob ihrem Heilige Mut- ter Gottes bitte fuͤr uns.
Vogt. Ja das H. Mutter Gottes gehoͤrt auch zu einer ſo herzlichen Schafsmeynung, nach wel-
cher
*) Das geſchahe nicht unter der gegenwaͤrtigen Re- gierung Ludwigs des XVI.
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„iſt — wenn es anders waͤre — ſo wuͤrde es ge-
„wiß noch ſchlimmer ſeyn.„
“Das laͤßt ſich hoͤren, antwortete das Schaf,
„wenn der Stall zu iſt — aber wenn er offen waͤ-
„re — ſo wuͤrde es denn doch auch keine Wahr-
„heit fuͤr mich ſeyn.„
“Es iſt freylich gut, daß Woͤlfe, Fuͤchſe und
„Raubthiere da ſeyn — aber es iſt auch gut, daß
„man die Schafſtaͤlle ordentlich zumache — und
„daß die guten ſchwachen Thiere gute Hirten und
„Schutzhunde haben, gegen die Raubthiere.„
“Behuͤte mir Gott meine Huͤtte, ſetzte der
„Pilger hinzu. Es gibt eben allenthalben viel
„Raubthiere und wenig gute Hirten *) — Heili-
„ger Gott! du weiſſeſt, warum es ſo iſt; wir
„muͤſſen ſchweigen. Seine Cameraden ſetzten
„hinzu: Ja wir muͤſſen wohl ſchweigen — und
„denn — Heilige Mutter Gottes! bitte fuͤr uns
„jezt und in der Stunde unſers Abſterbens, Amen.„
Es ruͤhrete uns alle, wie die Pilger ſo herzlich
redeten, und wir konnten einmahl jezt nicht den
Narren treiben, wie ſonſt ob ihrem Heilige Mut-
ter Gottes bitte fuͤr uns.
Vogt. Ja das H. Mutter Gottes gehoͤrt auch
zu einer ſo herzlichen Schafsmeynung, nach wel-
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*) Das geſchahe nicht unter der gegenwaͤrtigen Re-
gierung Ludwigs des XVI.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/66>, abgerufen am 15.08.2024.
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