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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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dern. Die Bauern glauben mir immer eher zehen,
als dem Pfarrer ein halbes.

So sagt der Vogt zu sich selber, und dann zur
Frau: Füll mir die Saublatter mit Tabak; --
aber nicht von meinem, nur vom Stinker,
er ist gut für die Pursche. Und wenn des
Scheerers Bub Wein holt, so gib ihm vom drey-
mal geschwefelten, und thue in jede Maas ein halb
Glas Brennts.

Er gieng fort. Aber auf der Gasse, noch nahe
beym Hause, besann er sich wieder, kehrte zu-
rück und sagte der Frau; Es könnten Schelme
mitsaufen. Ich muß mich in Acht nehmen.
Schick mir vom gelbgesottenen Wasser, wenn ich
La Cote *) fordern lasse, und bring das selber.
Drauf gieng er wieder fort.

Aber ehe er noch im Barthaus war, unter der
Linde beym Schulhaus, trift er Nickel Spitz und
Jogli Rubel an. Wohinaus so im Sonnabend-
Habit, Herr Untervogt! fragte Nickel Spitz --

Vogt. Ich muß den Bart herunter haben --

Nickel. Das ist sonderbar, daß du am Sam-
stag Morgen schon Zeit hast --

Vogt. Es ist wahr, es ist nicht so das Jahr
durch --

Nickel.
*) La Cotte. Vin de la Cote. -- Welsch-Berner-
Wein.

dern. Die Bauern glauben mir immer eher zehen,
als dem Pfarrer ein halbes.

So ſagt der Vogt zu ſich ſelber, und dann zur
Frau: Fuͤll mir die Saublatter mit Tabak; —
aber nicht von meinem, nur vom Stinker,
er iſt gut fuͤr die Purſche. Und wenn des
Scheerers Bub Wein holt, ſo gib ihm vom drey-
mal geſchwefelten, und thue in jede Maas ein halb
Glas Brennts.

Er gieng fort. Aber auf der Gaſſe, noch nahe
beym Hauſe, beſann er ſich wieder, kehrte zu-
ruͤck und ſagte der Frau; Es koͤnnten Schelme
mitſaufen. Ich muß mich in Acht nehmen.
Schick mir vom gelbgeſottenen Waſſer, wenn ich
La Cote *) fordern laſſe, und bring das ſelber.
Drauf gieng er wieder fort.

Aber ehe er noch im Barthaus war, unter der
Linde beym Schulhaus, trift er Nickel Spitz und
Jogli Rubel an. Wohinaus ſo im Sonnabend-
Habit, Herr Untervogt! fragte Nickel Spitz —

Vogt. Ich muß den Bart herunter haben —

Nickel. Das iſt ſonderbar, daß du am Sam-
ſtag Morgen ſchon Zeit haſt —

Vogt. Es iſt wahr, es iſt nicht ſo das Jahr
durch —

Nickel.
*) La Cotte. Vin de la Côte. — Welſch-Berner-
Wein.
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[36/0059] dern. Die Bauern glauben mir immer eher zehen, als dem Pfarrer ein halbes. So ſagt der Vogt zu ſich ſelber, und dann zur Frau: Fuͤll mir die Saublatter mit Tabak; — aber nicht von meinem, nur vom Stinker, er iſt gut fuͤr die Purſche. Und wenn des Scheerers Bub Wein holt, ſo gib ihm vom drey- mal geſchwefelten, und thue in jede Maas ein halb Glas Brennts. Er gieng fort. Aber auf der Gaſſe, noch nahe beym Hauſe, beſann er ſich wieder, kehrte zu- ruͤck und ſagte der Frau; Es koͤnnten Schelme mitſaufen. Ich muß mich in Acht nehmen. Schick mir vom gelbgeſottenen Waſſer, wenn ich La Cote *) fordern laſſe, und bring das ſelber. Drauf gieng er wieder fort. Aber ehe er noch im Barthaus war, unter der Linde beym Schulhaus, trift er Nickel Spitz und Jogli Rubel an. Wohinaus ſo im Sonnabend- Habit, Herr Untervogt! fragte Nickel Spitz — Vogt. Ich muß den Bart herunter haben — Nickel. Das iſt ſonderbar, daß du am Sam- ſtag Morgen ſchon Zeit haſt — Vogt. Es iſt wahr, es iſt nicht ſo das Jahr durch — Nickel. *) La Cotte. Vin de la Côte. — Welſch-Berner- Wein.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/59>, abgerufen am 27.11.2024.