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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Gut, sagte Arner! sey morgen um neun Uhr
auf dem Kirchhof -- Ich werde dich daselbst an-
treffen --

Da gieng der Vogt fort; ganz erfreut über
diese Rede; denn er dachte bey sich selber, das ist
eine neue Milchkuh in meinen Stall, und sann
schon auf Ränke, dem Mäurer das Geld, das
er bey diesem Bau verdienen möchte, abzulocken;
und schnell eilte er heim und nach des Mäurers
kleiner Hütte.

Es war schon dunkel, als er mit Ungestüm
anpochte.

Lienhard und Gertrud sassen noch beym Tische.
Noch stuhnd der Rest ihres Essens vor ihnen.
Lienhard aber erkannte die Stimme des neidischen
Vogts. Er erschrack und schob das Essen in einen
Winkel.

Gertrud ermunterte ihn zwar, daß er sich nicht
fürchten, und daß er sich auf Arner vertrauen soll-
te. Dennoch wurd er todtblaß, als er dem Vogt
die Thüre öffnete. Dieser roch schnell wie ein
gieriger Hund das verborgene Nachtessen; that
aber doch freundlich und sagte -- nur lächelnd --

Ihr laßt euch recht wohl seyn, ihr Leute; so
endlich ist's leicht ohne das Wirthshaus zu seyn;
nicht wahr, Lienhard?

Dieser schlug die Augen nieder und schwieg;
aber Gertrud war kühner -- und sagte; Was be-

fihlt

Gut, ſagte Arner! ſey morgen um neun Uhr
auf dem Kirchhof — Ich werde dich daſelbſt an-
treffen —

Da gieng der Vogt fort; ganz erfreut uͤber
dieſe Rede; denn er dachte bey ſich ſelber, das iſt
eine neue Milchkuh in meinen Stall, und ſann
ſchon auf Raͤnke, dem Maͤurer das Geld, das
er bey dieſem Bau verdienen moͤchte, abzulocken;
und ſchnell eilte er heim und nach des Maͤurers
kleiner Huͤtte.

Es war ſchon dunkel, als er mit Ungeſtuͤm
anpochte.

Lienhard und Gertrud ſaſſen noch beym Tiſche.
Noch ſtuhnd der Reſt ihres Eſſens vor ihnen.
Lienhard aber erkannte die Stimme des neidiſchen
Vogts. Er erſchrack und ſchob das Eſſen in einen
Winkel.

Gertrud ermunterte ihn zwar, daß er ſich nicht
fuͤrchten, und daß er ſich auf Arner vertrauen ſoll-
te. Dennoch wurd er todtblaß, als er dem Vogt
die Thuͤre oͤffnete. Dieſer roch ſchnell wie ein
gieriger Hund das verborgene Nachteſſen; that
aber doch freundlich und ſagte — nur laͤchelnd —

Ihr laßt euch recht wohl ſeyn, ihr Leute; ſo
endlich iſt’s leicht ohne das Wirthshaus zu ſeyn;
nicht wahr, Lienhard?

Dieſer ſchlug die Augen nieder und ſchwieg;
aber Gertrud war kuͤhner — und ſagte; Was be-

fihlt
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[18/0041] Gut, ſagte Arner! ſey morgen um neun Uhr auf dem Kirchhof — Ich werde dich daſelbſt an- treffen — Da gieng der Vogt fort; ganz erfreut uͤber dieſe Rede; denn er dachte bey ſich ſelber, das iſt eine neue Milchkuh in meinen Stall, und ſann ſchon auf Raͤnke, dem Maͤurer das Geld, das er bey dieſem Bau verdienen moͤchte, abzulocken; und ſchnell eilte er heim und nach des Maͤurers kleiner Huͤtte. Es war ſchon dunkel, als er mit Ungeſtuͤm anpochte. Lienhard und Gertrud ſaſſen noch beym Tiſche. Noch ſtuhnd der Reſt ihres Eſſens vor ihnen. Lienhard aber erkannte die Stimme des neidiſchen Vogts. Er erſchrack und ſchob das Eſſen in einen Winkel. Gertrud ermunterte ihn zwar, daß er ſich nicht fuͤrchten, und daß er ſich auf Arner vertrauen ſoll- te. Dennoch wurd er todtblaß, als er dem Vogt die Thuͤre oͤffnete. Dieſer roch ſchnell wie ein gieriger Hund das verborgene Nachteſſen; that aber doch freundlich und ſagte — nur laͤchelnd — Ihr laßt euch recht wohl ſeyn, ihr Leute; ſo endlich iſt’s leicht ohne das Wirthshaus zu ſeyn; nicht wahr, Lienhard? Dieſer ſchlug die Augen nieder und ſchwieg; aber Gertrud war kuͤhner — und ſagte; Was be- fihlt

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/41>, abgerufen am 21.11.2024.