Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

bekommen, als ihr andern; aber für die es darum
ein Glück ist, weil sie sonst nichts haben. Weiß
doch keiner von euch, wie es seinen Kindern und
Kindskindern noch gehn wird.

Da entließ Arner die Gemeinde, und rief dann
dem Hübelrudi, daß er nach einer Viertelstunde zu
ihm in's Pfarrhaus kommen soll.

Und dann giengen der Junker und der Pfarrer
zu den Frauen auf den Kirchhof, und von da mit
ihnen ins Pfarrhaus.

Der Pfarrer aber lobte Arnern, für die Weis-
heit und die Menschlichkeit, mit welcher er an seinen
lieben Pfarrkindern gehandelt habe; und sagte zu
ihm: Ich werde Sie nie weiter weder um Schonung
noch um Mitleiden gegen Jemand bitten, denn ihr
Vaterherz ist wahrlich über meine Bitten und über
meine Lehren erhaben.


§. 94.
Der Junker dankt dem Pfarrer.

Der Junker aber antwortete dem Pfarrer: Ich
bitte Euch, beschämt mich nicht. Ich gehe so in
Einfalt meine Wege, und bin noch jung; will's
Gott! werde ich's noch besser lernen. Mich freut es
herzlich, wenn Ihr mit meinem Urtheil zufrieden

seyd;

bekommen, als ihr andern; aber fuͤr die es darum
ein Gluͤck iſt, weil ſie ſonſt nichts haben. Weiß
doch keiner von euch, wie es ſeinen Kindern und
Kindskindern noch gehn wird.

Da entließ Arner die Gemeinde, und rief dann
dem Huͤbelrudi, daß er nach einer Viertelſtunde zu
ihm in’s Pfarrhaus kommen ſoll.

Und dann giengen der Junker und der Pfarrer
zu den Frauen auf den Kirchhof, und von da mit
ihnen ins Pfarrhaus.

Der Pfarrer aber lobte Arnern, fuͤr die Weis-
heit und die Menſchlichkeit, mit welcher er an ſeinen
lieben Pfarrkindern gehandelt habe; und ſagte zu
ihm: Ich werde Sie nie weiter weder um Schonung
noch um Mitleiden gegen Jemand bitten, denn ihr
Vaterherz iſt wahrlich uͤber meine Bitten und uͤber
meine Lehren erhaben.


§. 94.
Der Junker dankt dem Pfarrer.

Der Junker aber antwortete dem Pfarrer: Ich
bitte Euch, beſchaͤmt mich nicht. Ich gehe ſo in
Einfalt meine Wege, und bin noch jung; will’s
Gott! werde ich’s noch beſſer lernen. Mich freut es
herzlich, wenn Ihr mit meinem Urtheil zufrieden

ſeyd;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0388" n="363"/>
bekommen, als ihr andern; aber fu&#x0364;r die es darum<lb/>
ein Glu&#x0364;ck i&#x017F;t, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nichts haben. Weiß<lb/>
doch keiner von euch, wie es &#x017F;einen Kindern und<lb/>
Kindskindern noch gehn wird.</p><lb/>
        <p>Da entließ Arner die Gemeinde, und rief dann<lb/>
dem Hu&#x0364;belrudi, daß er nach einer Viertel&#x017F;tunde zu<lb/>
ihm in&#x2019;s Pfarrhaus kommen &#x017F;oll.</p><lb/>
        <p>Und dann giengen der Junker und der Pfarrer<lb/>
zu den Frauen auf den Kirchhof, und von da mit<lb/>
ihnen ins Pfarrhaus.</p><lb/>
        <p>Der Pfarrer aber lobte Arnern, fu&#x0364;r die Weis-<lb/>
heit und die Men&#x017F;chlichkeit, mit welcher er an &#x017F;einen<lb/>
lieben Pfarrkindern gehandelt habe; und &#x017F;agte zu<lb/>
ihm: Ich werde Sie nie weiter weder um Schonung<lb/>
noch um Mitleiden gegen Jemand bitten, denn ihr<lb/>
Vaterherz i&#x017F;t wahrlich u&#x0364;ber meine Bitten und u&#x0364;ber<lb/>
meine Lehren erhaben.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="2">
        <head>§. 94.<lb/><hi rendition="#b">Der Junker dankt dem Pfarrer.</hi></head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er Junker aber antwortete dem Pfarrer: Ich<lb/>
bitte Euch, be&#x017F;cha&#x0364;mt mich nicht. Ich gehe &#x017F;o in<lb/>
Einfalt meine Wege, und bin noch jung; will&#x2019;s<lb/>
Gott! werde ich&#x2019;s noch be&#x017F;&#x017F;er lernen. Mich freut es<lb/>
herzlich, wenn Ihr mit meinem Urtheil zufrieden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eyd;</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0388] bekommen, als ihr andern; aber fuͤr die es darum ein Gluͤck iſt, weil ſie ſonſt nichts haben. Weiß doch keiner von euch, wie es ſeinen Kindern und Kindskindern noch gehn wird. Da entließ Arner die Gemeinde, und rief dann dem Huͤbelrudi, daß er nach einer Viertelſtunde zu ihm in’s Pfarrhaus kommen ſoll. Und dann giengen der Junker und der Pfarrer zu den Frauen auf den Kirchhof, und von da mit ihnen ins Pfarrhaus. Der Pfarrer aber lobte Arnern, fuͤr die Weis- heit und die Menſchlichkeit, mit welcher er an ſeinen lieben Pfarrkindern gehandelt habe; und ſagte zu ihm: Ich werde Sie nie weiter weder um Schonung noch um Mitleiden gegen Jemand bitten, denn ihr Vaterherz iſt wahrlich uͤber meine Bitten und uͤber meine Lehren erhaben. §. 94. Der Junker dankt dem Pfarrer. Der Junker aber antwortete dem Pfarrer: Ich bitte Euch, beſchaͤmt mich nicht. Ich gehe ſo in Einfalt meine Wege, und bin noch jung; will’s Gott! werde ich’s noch beſſer lernen. Mich freut es herzlich, wenn Ihr mit meinem Urtheil zufrieden ſeyd;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/388
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/388>, abgerufen am 25.11.2024.