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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Der Wüst aber fieng wieder an, und sagte:
Herr Pfarrer! ich habe noch etwas anzubringen.

Pfarrer. Was denn?

Wüst. Ich bin seit dem Handel dem Vogt
noch acht Gulden schuldig. Er sagte zwar vorge-
stern, er wolle die Handschrift zerreissen; aber ich
will nicht, daß er mir etwas schenke, ich will ihn
bezahlen.

Pfarrer. Du hast Recht; das muß unum-
gänglich seyn, und noch ehe du Arnern die Sache
entdeckest.

Wüst. Ich habe unten im Haus einen Bün-
del; es ist mein Sonntagsrock und noch etwas da-
rinnen, das zusammen wohl die acht Gulden werth
ist. Ich muß in Gottes Namen die acht Gulden
entlehnen, und ich habe gedacht, ihr zürnet es nicht,
wenn ich euch bitte, daß ihr mir sie gegen dieses
Pfand vorstrecket.

Pfarrer. Ich nehme nie keine Sicherheit von
Jemand, und oft muß ich so etwas abschlagen, so
weh es mir auch thut; aber in deinem Fall schlage
ich es nicht ab. Sogleich giebt er ihm das Geld,
und sagt: Trag es alsobald zum Vogt hin, und
deinen Bündel, den nimm nur wieder mit dir
heim.



§. 65.
S 4

Der Wuͤſt aber fieng wieder an, und ſagte:
Herr Pfarrer! ich habe noch etwas anzubringen.

Pfarrer. Was denn?

Wuͤſt. Ich bin ſeit dem Handel dem Vogt
noch acht Gulden ſchuldig. Er ſagte zwar vorge-
ſtern, er wolle die Handſchrift zerreiſſen; aber ich
will nicht, daß er mir etwas ſchenke, ich will ihn
bezahlen.

Pfarrer. Du haſt Recht; das muß unum-
gaͤnglich ſeyn, und noch ehe du Arnern die Sache
entdeckeſt.

Wuͤſt. Ich habe unten im Haus einen Buͤn-
del; es iſt mein Sonntagsrock und noch etwas da-
rinnen, das zuſammen wohl die acht Gulden werth
iſt. Ich muß in Gottes Namen die acht Gulden
entlehnen, und ich habe gedacht, ihr zuͤrnet es nicht,
wenn ich euch bitte, daß ihr mir ſie gegen dieſes
Pfand vorſtrecket.

Pfarrer. Ich nehme nie keine Sicherheit von
Jemand, und oft muß ich ſo etwas abſchlagen, ſo
weh es mir auch thut; aber in deinem Fall ſchlage
ich es nicht ab. Sogleich giebt er ihm das Geld,
und ſagt: Trag es alſobald zum Vogt hin, und
deinen Buͤndel, den nimm nur wieder mit dir
heim.



§. 65.
S 4
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[279/0304] Der Wuͤſt aber fieng wieder an, und ſagte: Herr Pfarrer! ich habe noch etwas anzubringen. Pfarrer. Was denn? Wuͤſt. Ich bin ſeit dem Handel dem Vogt noch acht Gulden ſchuldig. Er ſagte zwar vorge- ſtern, er wolle die Handſchrift zerreiſſen; aber ich will nicht, daß er mir etwas ſchenke, ich will ihn bezahlen. Pfarrer. Du haſt Recht; das muß unum- gaͤnglich ſeyn, und noch ehe du Arnern die Sache entdeckeſt. Wuͤſt. Ich habe unten im Haus einen Buͤn- del; es iſt mein Sonntagsrock und noch etwas da- rinnen, das zuſammen wohl die acht Gulden werth iſt. Ich muß in Gottes Namen die acht Gulden entlehnen, und ich habe gedacht, ihr zuͤrnet es nicht, wenn ich euch bitte, daß ihr mir ſie gegen dieſes Pfand vorſtrecket. Pfarrer. Ich nehme nie keine Sicherheit von Jemand, und oft muß ich ſo etwas abſchlagen, ſo weh es mir auch thut; aber in deinem Fall ſchlage ich es nicht ab. Sogleich giebt er ihm das Geld, und ſagt: Trag es alſobald zum Vogt hin, und deinen Buͤndel, den nimm nur wieder mit dir heim. §. 65. S 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/304>, abgerufen am 22.11.2024.