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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Heute sagte sie ihnen: Wir danken dir, himm-
lischer Vater! daß du unsern lieben Eltern in die-
ser Woche die schweren Sorgen für ihr Brod und
für ihre Haushaltung erleichtert, und dem Vater
einen guten, einträglichen Verdienst gezeiget hast.
Wir danken dir, daß unsere Obrigkeit mit wah-
rem Vaterherzen unser Schutz, unser Trost und
unsere Hülfe in allem Elend und in aller Noth ist.
Wir danken dir für die Gutthat unsers Gnädigen
Herrn. Wir wollen, will's Gott! aufwachsen, wie
zu deiner Ehre, also auch zu seinem Dienst und
Wohlgefallen; denn er ist uns, wie ein treuer Va-
ter.

Hierauf sprach sie der Lise vor: Verzeih mir, o
mein Gott! meine alte Unart, und lehre mich, mei-
ne Zunge im Zaum halten -- schweigen, wo ich
nicht reden soll, und behutsam und bedächtlich ant-
worten, wo man mich fraget.

Sodann spricht sie dem Niclas vor: Bewahre
mich, Vater im Himmel! doch in Zukunft vor mei-
nem hastigen Wesen, und lehre mich, mich auch
in Acht nehmen, was ich mache, und wer um
und an mir sey.

Dann dem Anneli: Es ist mir leid, mein lie-
ber Gott! daß ich mein Brüderlein so leichtsinnig ver-
lassen, und damit die liebe Mutter so in Schrecken
gesetzt habe. Ich will es in meinem Leben nicht mehr
thun, mein lieber Gott!

Und

Heute ſagte ſie ihnen: Wir danken dir, himm-
liſcher Vater! daß du unſern lieben Eltern in die-
ſer Woche die ſchweren Sorgen fuͤr ihr Brod und
fuͤr ihre Haushaltung erleichtert, und dem Vater
einen guten, eintraͤglichen Verdienſt gezeiget haſt.
Wir danken dir, daß unſere Obrigkeit mit wah-
rem Vaterherzen unſer Schutz, unſer Troſt und
unſere Huͤlfe in allem Elend und in aller Noth iſt.
Wir danken dir fuͤr die Gutthat unſers Gnaͤdigen
Herrn. Wir wollen, will’s Gott! aufwachſen, wie
zu deiner Ehre, alſo auch zu ſeinem Dienſt und
Wohlgefallen; denn er iſt uns, wie ein treuer Va-
ter.

Hierauf ſprach ſie der Liſe vor: Verzeih mir, o
mein Gott! meine alte Unart, und lehre mich, mei-
ne Zunge im Zaum halten — ſchweigen, wo ich
nicht reden ſoll, und behutſam und bedaͤchtlich ant-
worten, wo man mich fraget.

Sodann ſpricht ſie dem Niclas vor: Bewahre
mich, Vater im Himmel! doch in Zukunft vor mei-
nem haſtigen Weſen, und lehre mich, mich auch
in Acht nehmen, was ich mache, und wer um
und an mir ſey.

Dann dem Anneli: Es iſt mir leid, mein lie-
ber Gott! daß ich mein Bruͤderlein ſo leichtſinnig ver-
laſſen, und damit die liebe Mutter ſo in Schrecken
geſetzt habe. Ich will es in meinem Leben nicht mehr
thun, mein lieber Gott!

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[180/0205] Heute ſagte ſie ihnen: Wir danken dir, himm- liſcher Vater! daß du unſern lieben Eltern in die- ſer Woche die ſchweren Sorgen fuͤr ihr Brod und fuͤr ihre Haushaltung erleichtert, und dem Vater einen guten, eintraͤglichen Verdienſt gezeiget haſt. Wir danken dir, daß unſere Obrigkeit mit wah- rem Vaterherzen unſer Schutz, unſer Troſt und unſere Huͤlfe in allem Elend und in aller Noth iſt. Wir danken dir fuͤr die Gutthat unſers Gnaͤdigen Herrn. Wir wollen, will’s Gott! aufwachſen, wie zu deiner Ehre, alſo auch zu ſeinem Dienſt und Wohlgefallen; denn er iſt uns, wie ein treuer Va- ter. Hierauf ſprach ſie der Liſe vor: Verzeih mir, o mein Gott! meine alte Unart, und lehre mich, mei- ne Zunge im Zaum halten — ſchweigen, wo ich nicht reden ſoll, und behutſam und bedaͤchtlich ant- worten, wo man mich fraget. Sodann ſpricht ſie dem Niclas vor: Bewahre mich, Vater im Himmel! doch in Zukunft vor mei- nem haſtigen Weſen, und lehre mich, mich auch in Acht nehmen, was ich mache, und wer um und an mir ſey. Dann dem Anneli: Es iſt mir leid, mein lie- ber Gott! daß ich mein Bruͤderlein ſo leichtſinnig ver- laſſen, und damit die liebe Mutter ſo in Schrecken geſetzt habe. Ich will es in meinem Leben nicht mehr thun, mein lieber Gott! Und

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/205>, abgerufen am 21.11.2024.