geschwind den Krug aus, und sagt dann zum Vogt: Fang jezt nur an.)
Der Vogt murmelt von der Rechnung, und sagt etwas vernemlich: Nun einmal den Gulden hab ich nicht erhalten.
Michel. Besinn dich, Vogt!
Vogt. Ich weiß in Gottes Namen nichts da- von. Er ruft seiner Frau: Frau! hast du die vo- rige Woche einen Gulden vom Michel erhalten?
Die Frau. Behüt uns Gott! Keinen Kreu- zer.
Vogt. Das ist wunderlich -- Gieb mir den Rodel. (Sie bringt ihn.)
Der Vogt liest -- Da ist Montag -- nichts von dir -- Dienstag -- nichts von dir -- Da ist Mitwochen -- -- Am Mitwochen, sagtest du ja, war es.
Michel. Ja.
Vogt. Da ist Mitwochen -- siehe da, es ist nichts von dir -- Und auch Donnerstag, Freytag und Samstag, es ist kein Wort da von dem Gulden.
Michel. Das ist vom Teufel; ich hab ihn doch bezahlt.
Vogt. Sachte, sachte, Herr Nachbar! Ich schreibe alles auf.
Michel. Was hab ich von deinem Ausschrei- ben, Vogt? Ich habe den Gulden bezahlt.
Vogt. Das ist nicht wahr, Michel!
Michel.
geſchwind den Krug aus, und ſagt dann zum Vogt: Fang jezt nur an.)
Der Vogt murmelt von der Rechnung, und ſagt etwas vernemlich: Nun einmal den Gulden hab ich nicht erhalten.
Michel. Beſinn dich, Vogt!
Vogt. Ich weiß in Gottes Namen nichts da- von. Er ruft ſeiner Frau: Frau! haſt du die vo- rige Woche einen Gulden vom Michel erhalten?
Die Frau. Behuͤt uns Gott! Keinen Kreu- zer.
Vogt. Das iſt wunderlich — Gieb mir den Rodel. (Sie bringt ihn.)
Der Vogt liest — Da iſt Montag — nichts von dir — Dienſtag — nichts von dir — Da iſt Mitwochen — — Am Mitwochen, ſagteſt du ja, war es.
Michel. Ja.
Vogt. Da iſt Mitwochen — ſiehe da, es iſt nichts von dir — Und auch Donnerſtag, Freytag und Samſtag, es iſt kein Wort da von dem Gulden.
Michel. Das iſt vom Teufel; ich hab ihn doch bezahlt.
Vogt. Sachte, ſachte, Herr Nachbar! Ich ſchreibe alles auf.
Michel. Was hab ich von deinem Auſſchrei- ben, Vogt? Ich habe den Gulden bezahlt.
Vogt. Das iſt nicht wahr, Michel!
Michel.
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geſchwind den Krug aus, und ſagt dann zum Vogt:
Fang jezt nur an.)
Der Vogt murmelt von der Rechnung, und
ſagt etwas vernemlich: Nun einmal den Gulden
hab ich nicht erhalten.
Michel. Beſinn dich, Vogt!
Vogt. Ich weiß in Gottes Namen nichts da-
von. Er ruft ſeiner Frau: Frau! haſt du die vo-
rige Woche einen Gulden vom Michel erhalten?
Die Frau. Behuͤt uns Gott! Keinen Kreu-
zer.
Vogt. Das iſt wunderlich — Gieb mir den
Rodel. (Sie bringt ihn.)
Der Vogt liest — Da iſt Montag — nichts
von dir — Dienſtag — nichts von dir — Da iſt
Mitwochen — — Am Mitwochen, ſagteſt du ja,
war es.
Michel. Ja.
Vogt. Da iſt Mitwochen — ſiehe da, es iſt
nichts von dir — Und auch Donnerſtag, Freytag
und Samſtag, es iſt kein Wort da von dem Gulden.
Michel. Das iſt vom Teufel; ich hab ihn
doch bezahlt.
Vogt. Sachte, ſachte, Herr Nachbar! Ich
ſchreibe alles auf.
Michel. Was hab ich von deinem Auſſchrei-
ben, Vogt? Ich habe den Gulden bezahlt.
Vogt. Das iſt nicht wahr, Michel!
Michel.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/180>, abgerufen am 16.02.2025.
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