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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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geschwind den Krug aus, und sagt dann zum Vogt:
Fang jezt nur an.)

Der Vogt murmelt von der Rechnung, und
sagt etwas vernemlich: Nun einmal den Gulden
hab ich nicht erhalten.

Michel. Besinn dich, Vogt!

Vogt. Ich weiß in Gottes Namen nichts da-
von. Er ruft seiner Frau: Frau! hast du die vo-
rige Woche einen Gulden vom Michel erhalten?

Die Frau. Behüt uns Gott! Keinen Kreu-
zer.

Vogt. Das ist wunderlich -- Gieb mir den
Rodel. (Sie bringt ihn.)

Der Vogt liest -- Da ist Montag -- nichts
von dir -- Dienstag -- nichts von dir -- Da ist
Mitwochen -- -- Am Mitwochen, sagtest du ja,
war es.

Michel. Ja.

Vogt. Da ist Mitwochen -- siehe da, es ist
nichts von dir -- Und auch Donnerstag, Freytag
und Samstag, es ist kein Wort da von dem Gulden.

Michel. Das ist vom Teufel; ich hab ihn
doch bezahlt.

Vogt. Sachte, sachte, Herr Nachbar! Ich
schreibe alles auf.

Michel. Was hab ich von deinem Ausschrei-
ben, Vogt? Ich habe den Gulden bezahlt.

Vogt. Das ist nicht wahr, Michel!

Michel.

geſchwind den Krug aus, und ſagt dann zum Vogt:
Fang jezt nur an.)

Der Vogt murmelt von der Rechnung, und
ſagt etwas vernemlich: Nun einmal den Gulden
hab ich nicht erhalten.

Michel. Beſinn dich, Vogt!

Vogt. Ich weiß in Gottes Namen nichts da-
von. Er ruft ſeiner Frau: Frau! haſt du die vo-
rige Woche einen Gulden vom Michel erhalten?

Die Frau. Behuͤt uns Gott! Keinen Kreu-
zer.

Vogt. Das iſt wunderlich — Gieb mir den
Rodel. (Sie bringt ihn.)

Der Vogt liest — Da iſt Montag — nichts
von dir — Dienſtag — nichts von dir — Da iſt
Mitwochen — — Am Mitwochen, ſagteſt du ja,
war es.

Michel. Ja.

Vogt. Da iſt Mitwochen — ſiehe da, es iſt
nichts von dir — Und auch Donnerſtag, Freytag
und Samſtag, es iſt kein Wort da von dem Gulden.

Michel. Das iſt vom Teufel; ich hab ihn
doch bezahlt.

Vogt. Sachte, ſachte, Herr Nachbar! Ich
ſchreibe alles auf.

Michel. Was hab ich von deinem Auſſchrei-
ben, Vogt? Ich habe den Gulden bezahlt.

Vogt. Das iſt nicht wahr, Michel!

Michel.
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[155/0180] geſchwind den Krug aus, und ſagt dann zum Vogt: Fang jezt nur an.) Der Vogt murmelt von der Rechnung, und ſagt etwas vernemlich: Nun einmal den Gulden hab ich nicht erhalten. Michel. Beſinn dich, Vogt! Vogt. Ich weiß in Gottes Namen nichts da- von. Er ruft ſeiner Frau: Frau! haſt du die vo- rige Woche einen Gulden vom Michel erhalten? Die Frau. Behuͤt uns Gott! Keinen Kreu- zer. Vogt. Das iſt wunderlich — Gieb mir den Rodel. (Sie bringt ihn.) Der Vogt liest — Da iſt Montag — nichts von dir — Dienſtag — nichts von dir — Da iſt Mitwochen — — Am Mitwochen, ſagteſt du ja, war es. Michel. Ja. Vogt. Da iſt Mitwochen — ſiehe da, es iſt nichts von dir — Und auch Donnerſtag, Freytag und Samſtag, es iſt kein Wort da von dem Gulden. Michel. Das iſt vom Teufel; ich hab ihn doch bezahlt. Vogt. Sachte, ſachte, Herr Nachbar! Ich ſchreibe alles auf. Michel. Was hab ich von deinem Auſſchrei- ben, Vogt? Ich habe den Gulden bezahlt. Vogt. Das iſt nicht wahr, Michel! Michel.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/180>, abgerufen am 04.05.2024.