schwistern thun und zeigen muß, das thut und zei- get es ihnen alles so häßig, so unartig, und so ganz ohne Anmuth und Liebe, daß keines nichts von ihm lernt. -- -- Es arbeitet doch braf, viel- leicht sind die andern auch Schuld, man muß ihm etwas verzeihen, war immer meine Antwort. -- Jezt habe ich dieses Arbeiten; ich hätte es doch denken sollen, wenn bey einem Menschen das Herz einmal hart ist, so ist's aus, was er auch sonst Gutes hat, man kann nicht mehr auf ihn zählen. Aber, wenn ich's nur auch meiner Frau schon gesagt hätte; wie wird sie doch thun!
Da der Mann so mit ihm selber redte, stuhnd der Vogt neben ihm zu, und er sah ihn nicht ein- mal.
Was darfst du denn deiner Frau nicht sagen, Kienast? fragt ihn jezt dieser.
Der Kienast sieht auf, erblickt den Vogt, und sagt: Bist du da, Vogt? Ich sah dich nicht -- Ha, was darf ich meiner Frau nicht sagen? Das Susanneli hat in der Stadt Dienste genommen, und wir hätten's jezt auch so nöthig! Aber ich hätte fast vergessen zu fragen, was willst du bey mir?
Vogt. Es kann dir vielleicht ein Trost seyn, was ich bringe, weil's mit dem Susanneli so ist.
Kienast. Das wär wohl ein Glück in meiner Noth.
Vogt.
ſchwiſtern thun und zeigen muß, das thut und zei- get es ihnen alles ſo haͤßig, ſo unartig, und ſo ganz ohne Anmuth und Liebe, daß keines nichts von ihm lernt. — — Es arbeitet doch braf, viel- leicht ſind die andern auch Schuld, man muß ihm etwas verzeihen, war immer meine Antwort. — Jezt habe ich dieſes Arbeiten; ich haͤtte es doch denken ſollen, wenn bey einem Menſchen das Herz einmal hart iſt, ſo iſt’s aus, was er auch ſonſt Gutes hat, man kann nicht mehr auf ihn zaͤhlen. Aber, wenn ich’s nur auch meiner Frau ſchon geſagt haͤtte; wie wird ſie doch thun!
Da der Mann ſo mit ihm ſelber redte, ſtuhnd der Vogt neben ihm zu, und er ſah ihn nicht ein- mal.
Was darfſt du denn deiner Frau nicht ſagen, Kienaſt? fragt ihn jezt dieſer.
Der Kienaſt ſieht auf, erblickt den Vogt, und ſagt: Biſt du da, Vogt? Ich ſah dich nicht — Ha, was darf ich meiner Frau nicht ſagen? Das Suſanneli hat in der Stadt Dienſte genommen, und wir haͤtten’s jezt auch ſo noͤthig! Aber ich haͤtte faſt vergeſſen zu fragen, was willſt du bey mir?
Vogt. Es kann dir vielleicht ein Troſt ſeyn, was ich bringe, weil’s mit dem Suſanneli ſo iſt.
Kienaſt. Das waͤr wohl ein Gluͤck in meiner Noth.
Vogt.
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ſchwiſtern thun und zeigen muß, das thut und zei-
get es ihnen alles ſo haͤßig, ſo unartig, und ſo
ganz ohne Anmuth und Liebe, daß keines nichts
von ihm lernt. — — Es arbeitet doch braf, viel-
leicht ſind die andern auch Schuld, man muß ihm
etwas verzeihen, war immer meine Antwort. —
Jezt habe ich dieſes Arbeiten; ich haͤtte es doch
denken ſollen, wenn bey einem Menſchen das Herz
einmal hart iſt, ſo iſt’s aus, was er auch ſonſt
Gutes hat, man kann nicht mehr auf ihn zaͤhlen.
Aber, wenn ich’s nur auch meiner Frau ſchon
geſagt haͤtte; wie wird ſie doch thun!
Da der Mann ſo mit ihm ſelber redte, ſtuhnd
der Vogt neben ihm zu, und er ſah ihn nicht ein-
mal.
Was darfſt du denn deiner Frau nicht ſagen,
Kienaſt? fragt ihn jezt dieſer.
Der Kienaſt ſieht auf, erblickt den Vogt, und
ſagt: Biſt du da, Vogt? Ich ſah dich nicht —
Ha, was darf ich meiner Frau nicht ſagen? Das
Suſanneli hat in der Stadt Dienſte genommen,
und wir haͤtten’s jezt auch ſo noͤthig! Aber ich
haͤtte faſt vergeſſen zu fragen, was willſt du bey
mir?
Vogt. Es kann dir vielleicht ein Troſt ſeyn,
was ich bringe, weil’s mit dem Suſanneli ſo iſt.
Kienaſt. Das waͤr wohl ein Gluͤck in meiner
Noth.
Vogt.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/166>, abgerufen am 21.11.2024.
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