Weissest du keinen, der näher wäre? Ich sagte, es sey gerad oben an der Kirche sehr reines Sand im Mattenbühl; aber es sey eigenthümliches Land: man müßte die Grube zahlen, und könnte nicht anders als durch Matten fahren, wo man einen Abtrag würde thun müssen. Das schadet nichts, antwortete er, es ist besser, als Sand aus dem Schachen herauf holen. Ja ich muß dir noch et- was erzählen.
Eben da er vom Sand redete, meldete der Knecht den Junker von Oberhofen. Ich glaubte, ich müßte jezt sagen, ich wollte ihn nicht aufhalten und ein andermal kommen. Er lachte und sagte: Nein, Mäurer! ich mache gern eine Arbeit aus, und erst wenn ich fertig bin, sehe in dann, wer weiter etwas mit mir wolle. Du kommst mir eben recht mit deinem Abschied nehmen. Es ge- hört zu deiner alten Ordnung, die aufhören muß, so liederlich bey jedem Anlaß Geschäffte und Arbeit liegen zu lassen.
Ich kratzete hinter den Ohren, Frau! hätte ich nur auch mit meinem ein andermal kommen geschwiegen.
Es hat dir auch etwas gehört, sagte Gertrud, und eben rief jemand vor der Thüre Holaho! Ist Niemand daheim?
§. 14.
F 2
Weiſſeſt du keinen, der naͤher waͤre? Ich ſagte, es ſey gerad oben an der Kirche ſehr reines Sand im Mattenbuͤhl; aber es ſey eigenthuͤmliches Land: man muͤßte die Grube zahlen, und koͤnnte nicht anders als durch Matten fahren, wo man einen Abtrag wuͤrde thun muͤſſen. Das ſchadet nichts, antwortete er, es iſt beſſer, als Sand aus dem Schachen herauf holen. Ja ich muß dir noch et- was erzaͤhlen.
Eben da er vom Sand redete, meldete der Knecht den Junker von Oberhofen. Ich glaubte, ich muͤßte jezt ſagen, ich wollte ihn nicht aufhalten und ein andermal kommen. Er lachte und ſagte: Nein, Maͤurer! ich mache gern eine Arbeit aus, und erſt wenn ich fertig bin, ſehe in dann, wer weiter etwas mit mir wolle. Du kommſt mir eben recht mit deinem Abſchied nehmen. Es ge- hoͤrt zu deiner alten Ordnung, die aufhoͤren muß, ſo liederlich bey jedem Anlaß Geſchaͤffte und Arbeit liegen zu laſſen.
Ich kratzete hinter den Ohren, Frau! haͤtte ich nur auch mit meinem ein andermal kommen geſchwiegen.
Es hat dir auch etwas gehoͤrt, ſagte Gertrud, und eben rief jemand vor der Thuͤre Holaho! Iſt Niemand daheim?
§. 14.
F 2
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Weiſſeſt du keinen, der naͤher waͤre? Ich ſagte, es
ſey gerad oben an der Kirche ſehr reines Sand im
Mattenbuͤhl; aber es ſey eigenthuͤmliches Land:
man muͤßte die Grube zahlen, und koͤnnte nicht
anders als durch Matten fahren, wo man einen
Abtrag wuͤrde thun muͤſſen. Das ſchadet nichts,
antwortete er, es iſt beſſer, als Sand aus dem
Schachen herauf holen. Ja ich muß dir noch et-
was erzaͤhlen.
Eben da er vom Sand redete, meldete der
Knecht den Junker von Oberhofen. Ich glaubte,
ich muͤßte jezt ſagen, ich wollte ihn nicht aufhalten
und ein andermal kommen. Er lachte und ſagte:
Nein, Maͤurer! ich mache gern eine Arbeit aus,
und erſt wenn ich fertig bin, ſehe in dann, wer
weiter etwas mit mir wolle. Du kommſt mir
eben recht mit deinem Abſchied nehmen. Es ge-
hoͤrt zu deiner alten Ordnung, die aufhoͤren muß,
ſo liederlich bey jedem Anlaß Geſchaͤffte und Arbeit
liegen zu laſſen.
Ich kratzete hinter den Ohren, Frau! haͤtte
ich nur auch mit meinem ein andermal kommen
geſchwiegen.
Es hat dir auch etwas gehoͤrt, ſagte Gertrud,
und eben rief jemand vor der Thuͤre Holaho! Iſt
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/108>, abgerufen am 21.11.2024.
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