Claudius Ptolemäus entsprechen würde, hat der britische Zoolog Sclater Lemuria genannt, weil es den Verbreitungsbezirk der Halb- affen umschliessen würde. Ein solches Festland aber ist deswegen ein anthropologisches Bedürfniss, weil wir dann die niedrig stehenden Bevölkerungen Australiens, Indiens, sowie die Papuanen der hinter- indischen Inseln, endlich auch die Neger fast trockenen Fusses in ihre heutigen Wohnstätten einziehen lassen könnten. Klimatisch würde sich ein solcher Welttheil geeignet haben, weil er in die Zone fällt wo wir jetzt die menschenähnlichen Affen antreffen 1).
Auch ist die Wahl jenes Schauplatzes weit orthodoxer als es auf den ersten Blick erscheinen könnte, denn wir befinden uns dort in der Nähe der vier räthselhaften Flüsse des biblischen Eden in der Nähe des Nil, des Euphrat, Tigris und des Indus. Auch wäre durch das allmähliche Untertauchen Lemuriens die Austreibung aus dem Paradies unerbittlich vollzogen worden. Dazu käme noch, dass alte Schriftsteller der Kirche, wie Lactantius 2), Beda der Ehr- würdige 3), Hrabanus Maurus 4), Kosmas Indicopleustes 5), ferner der ungenannte Geograph von Ravenna 6) das biblische Paradies in das südöstliche Asien, zum Theil ausdrücklich auf einen abgetrennten Continent verlegt haben, und uns die naiven Weltkarten des Mittel- alters das erste Elternpaar in einem vor Indien gelegenen meer- umflossenen Land zeigen. Daher erklärt sich auch, dass Christoval Colon nach Entdeckung Südamerika's, weil er es für einen Insel- continent südöstlich von der Gangesmündung gelegen hielt, nach Spanien schreiben konnte: "Grosse Anzeichen deuten hier auf die Nähe des irdischen Paradieses, denn es entspricht nicht nur die mathematische Lage den Ansichten der heiligen und gelehrten Theologen, sondern es treffen auch alle sonstigen Merkmale zu- sammen 7)".
1) Das Obige wurde geschrieben und abgedruckt im Jahre 1867. Aus- land 1867. No. 47 vom 19. Nvbr. S. 1113. und in veränderter Form. Aus- land 1869. S. 1105.
2) Div. Instit. II, 13.
3) De mundi constit. p. 326.
4) De Universo XII, 3.
5) ed. Montfaucon, tom. II. p. 188.
6) Geogr. lib. I, cap. 6.
7)Navarrete, Coleccion de los viages y descubrimientos. Madrid 1825. tom. I, p. 259.
3*
Schöpfungsherd des Menschengeschlechtes.
Claudius Ptolemäus entsprechen würde, hat der britische Zoolog Sclater Lemuria genannt, weil es den Verbreitungsbezirk der Halb- affen umschliessen würde. Ein solches Festland aber ist deswegen ein anthropologisches Bedürfniss, weil wir dann die niedrig stehenden Bevölkerungen Australiens, Indiens, sowie die Papuanen der hinter- indischen Inseln, endlich auch die Neger fast trockenen Fusses in ihre heutigen Wohnstätten einziehen lassen könnten. Klimatisch würde sich ein solcher Welttheil geeignet haben, weil er in die Zone fällt wo wir jetzt die menschenähnlichen Affen antreffen 1).
Auch ist die Wahl jenes Schauplatzes weit orthodoxer als es auf den ersten Blick erscheinen könnte, denn wir befinden uns dort in der Nähe der vier räthselhaften Flüsse des biblischen Eden in der Nähe des Nil, des Euphrat, Tigris und des Indus. Auch wäre durch das allmähliche Untertauchen Lemuriens die Austreibung aus dem Paradies unerbittlich vollzogen worden. Dazu käme noch, dass alte Schriftsteller der Kirche, wie Lactantius 2), Beda der Ehr- würdige 3), Hrabanus Maurus 4), Kosmas Indicopleustes 5), ferner der ungenannte Geograph von Ravenna 6) das biblische Paradies in das südöstliche Asien, zum Theil ausdrücklich auf einen abgetrennten Continent verlegt haben, und uns die naiven Weltkarten des Mittel- alters das erste Elternpaar in einem vor Indien gelegenen meer- umflossenen Land zeigen. Daher erklärt sich auch, dass Christoval Colón nach Entdeckung Südamerika’s, weil er es für einen Insel- continent südöstlich von der Gangesmündung gelegen hielt, nach Spanien schreiben konnte: „Grosse Anzeichen deuten hier auf die Nähe des irdischen Paradieses, denn es entspricht nicht nur die mathematische Lage den Ansichten der heiligen und gelehrten Theologen, sondern es treffen auch alle sonstigen Merkmale zu- sammen 7)“.
1) Das Obige wurde geschrieben und abgedruckt im Jahre 1867. Aus- land 1867. No. 47 vom 19. Nvbr. S. 1113. und in veränderter Form. Aus- land 1869. S. 1105.
2) Div. Instit. II, 13.
3) De mundi constit. p. 326.
4) De Universo XII, 3.
5) ed. Montfaucon, tom. II. p. 188.
6) Geogr. lib. I, cap. 6.
7)Navarrete, Coleccion de los viages y descubrimientos. Madrid 1825. tom. I, p. 259.
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Schöpfungsherd des Menschengeschlechtes.
Claudius Ptolemäus entsprechen würde, hat der britische Zoolog
Sclater Lemuria genannt, weil es den Verbreitungsbezirk der Halb-
affen umschliessen würde. Ein solches Festland aber ist deswegen
ein anthropologisches Bedürfniss, weil wir dann die niedrig stehenden
Bevölkerungen Australiens, Indiens, sowie die Papuanen der hinter-
indischen Inseln, endlich auch die Neger fast trockenen Fusses in
ihre heutigen Wohnstätten einziehen lassen könnten. Klimatisch
würde sich ein solcher Welttheil geeignet haben, weil er in die
Zone fällt wo wir jetzt die menschenähnlichen Affen antreffen 1).
Auch ist die Wahl jenes Schauplatzes weit orthodoxer als es
auf den ersten Blick erscheinen könnte, denn wir befinden uns dort
in der Nähe der vier räthselhaften Flüsse des biblischen Eden
in der Nähe des Nil, des Euphrat, Tigris und des Indus. Auch
wäre durch das allmähliche Untertauchen Lemuriens die Austreibung
aus dem Paradies unerbittlich vollzogen worden. Dazu käme noch,
dass alte Schriftsteller der Kirche, wie Lactantius 2), Beda der Ehr-
würdige 3), Hrabanus Maurus 4), Kosmas Indicopleustes 5), ferner der
ungenannte Geograph von Ravenna 6) das biblische Paradies in das
südöstliche Asien, zum Theil ausdrücklich auf einen abgetrennten
Continent verlegt haben, und uns die naiven Weltkarten des Mittel-
alters das erste Elternpaar in einem vor Indien gelegenen meer-
umflossenen Land zeigen. Daher erklärt sich auch, dass Christoval
Colón nach Entdeckung Südamerika’s, weil er es für einen Insel-
continent südöstlich von der Gangesmündung gelegen hielt, nach
Spanien schreiben konnte: „Grosse Anzeichen deuten hier auf die
Nähe des irdischen Paradieses, denn es entspricht nicht nur die
mathematische Lage den Ansichten der heiligen und gelehrten
Theologen, sondern es treffen auch alle sonstigen Merkmale zu-
sammen 7)“.
1) Das Obige wurde geschrieben und abgedruckt im Jahre 1867. Aus-
land 1867. No. 47 vom 19. Nvbr. S. 1113. und in veränderter Form. Aus-
land 1869. S. 1105.
2) Div. Instit. II, 13.
3) De mundi constit. p. 326.
4) De Universo XII, 3.
5) ed. Montfaucon, tom. II. p. 188.
6) Geogr. lib. I, cap. 6.
7) Navarrete, Coleccion de los viages y descubrimientos. Madrid
1825. tom. I, p. 259.
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/53>, abgerufen am 16.07.2024.
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