Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorbericht von der Juristen einige Bischöffe ihre Meinung aus Furcht geändert haben,wie viel grösser und häßlicher ist derjenigen Beginnen, die so viel aus Mißtrauen gegen ihre Sache, die Leure zur Aenderung ihrer Meinung gezwungen haben. So schlägt auch der Teuffel mit Axt und Beilen an die Thüren derjeni- gen, da er auffgenommen wird, weil er nichts wahres bey sich hat. Der Heyland hingegen ist sanfftmüthig, wenn je- mand, sagt er, mir folgen und mein Jünger seyn will: Er lehrer auch, daß wenn Er zu jemand kommt, nicht mit Ge- walt eindränge, sondern vielmehr klopffte und sagte: Ma- che mir auff Schwester, meine Schwester: Wenn sie auff- thun, gehet er ein: Wo sie sich beschwehret befinden, oder nicht auffmachen wollen, gehet er weg. Denn die Wahr- heit wird nicht mit Schwerdt und Bürgerlicher oder Krie- gerischer Hand, sondern mit Uberreden und Rathen gepredi- get. Was ist aber da vor eine Freyheit von Uberreden, wo man Furcht vor dem Käyser hat[?] Oder was kan man vor Rath hohlen, da der so wieder spricht, zum Lohn das Elend oder den Tod bringt[?] Gewißlich dieses sind rechte herrli- che Worte. Augustinus redete eben so/ als er und andere so genannte Orthodoxen von denen Donatisten herum ge- tummelt worden. Er schriebe eine herrliche Epistel von der Dultung der dissentirenden. Wie führete er sich aber auff/ da die usque illorum facinus, qui, quod hominum est, minime causae suae
confidentium, inuitos ad mutationem sententiae coegerunt. Ita quoque diabolus, quia nihil veri habet, in securi & ascia inuadens, concutit fores eorum a quibus recipitur. Saluator contra man- suetus est, si quis inquit, velit me sequi, & esse discipulus meus: docetque se, cum ad quempiam venit, non vi instare, sed potius pulsare & dicere: aperi mihi soror, mea soror: quod si aperiant, intrat: sin grauentut, aut nolint aperire, abscedit. Non enim gladiis aut ciuili aut militari manu veritas praedicatur, sed suaden- do & consulendo. Quae autem ibi suadendi libertas, vbi im- peratoris est metus? aut quae confulendi ratio, vbi qui contra- dicit, pro mercede aut exilium aut mortem reportat? Vorbericht von der Juriſten einige Biſchoͤffe ihre Meinung aus Furcht geaͤndert haben,wie viel groͤſſer und haͤßlicher iſt derjenigen Beginnen, die ſo viel aus Mißtrauen gegen ihre Sache, die Leure zur Aenderung ihrer Meinung gezwungen haben. So ſchlaͤgt auch der Teuffel mit Axt und Beilen an die Thuͤren derjeni- gen, da er auffgenommen wird, weil er nichts wahres bey ſich hat. Der Heyland hingegen iſt ſanfftmuͤthig, wenn je- mand, ſagt er, mir folgen und mein Juͤnger ſeyn will: Er lehrer auch, daß wenn Er zu jemand kommt, nicht mit Ge- walt eindraͤnge, ſondern vielmehr klopffte und ſagte: Ma- che mir auff Schweſter, meine Schweſter: Wenn ſie auff- thun, gehet er ein: Wo ſie ſich beſchwehret befinden, oder nicht auffmachen wollen, gehet er weg. Denn die Wahr- heit wird nicht mit Schwerdt und Buͤrgerlicher oder Krie- geriſcher Hand, ſondern mit Uberreden und Rathen gepredi- get. Was iſt aber da vor eine Freyheit von Uberreden, wo man Furcht vor dem Kaͤyſer hat[?] Oder was kan man vor Rath hohlen, da der ſo wieder ſpricht, zum Lohn das Elend oder den Tod bringt[?] Gewißlich dieſes ſind rechte herrli- che Worte. Auguſtinus redete eben ſo/ als er und andere ſo genannte Orthodoxen von denen Donatiſten herum ge- tummelt worden. Er ſchriebe eine herrliche Epiſtel von der Dultung der diſſentirenden. Wie fuͤhrete er ſich aber auff/ da die usque illorum facinus, qui, quod hominum eſt, minime cauſæ ſuæ
confidentium, inuitos ad mutationem ſententiæ coegerunt. Ita quoque diabolus, quia nihil veri habet, in ſecuri & aſcia inuadens, concutit fores eorum a quibus recipitur. Saluator contra man- ſuetus eſt, ſi quis inquit, velit me ſequi, & eſſe diſcipulus meus: docetque ſe, cum ad quempiam venit, non vi inſtare, ſed potius pulſare & dicere: aperi mihi ſoror, mea ſoror: quod ſi aperiant, intrat: ſin grauentut, aut nolint aperire, abſcedit. Non enim gladiis aut ciuili aut militari manu veritas prædicatur, ſed ſuaden- do & conſulendo. Quæ autem ibi ſuadendi libertas, vbi im- peratoris eſt metus? aut quæ confulendi ratio, vbi qui contra- dicit, pro mercede aut exilium aut mortem reportat? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0055" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbericht von der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Juriſten</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">einige Biſchoͤffe ihre Meinung aus Furcht geaͤndert haben,<lb/> wie viel groͤſſer und haͤßlicher iſt derjenigen Beginnen, die<lb/> ſo viel aus Mißtrauen gegen ihre Sache, die Leure zur<lb/> Aenderung ihrer Meinung gezwungen haben. So ſchlaͤgt<lb/> auch der Teuffel mit Axt und Beilen an die Thuͤren derjeni-<lb/> gen, da er auffgenommen wird, weil er nichts wahres bey<lb/> ſich hat. Der Heyland hingegen iſt ſanfftmuͤthig, wenn je-<lb/> mand, ſagt er, mir folgen und mein Juͤnger ſeyn will: Er<lb/> lehrer auch, daß wenn Er zu jemand kommt, nicht mit Ge-<lb/> walt eindraͤnge, ſondern vielmehr klopffte und ſagte: Ma-<lb/> che mir auff Schweſter, meine Schweſter: Wenn ſie auff-<lb/> thun, gehet er ein: Wo ſie ſich beſchwehret befinden, oder<lb/> nicht auffmachen wollen, gehet er weg. Denn die Wahr-<lb/> heit wird nicht mit Schwerdt und Buͤrgerlicher oder Krie-<lb/> geriſcher Hand, ſondern mit Uberreden und Rathen gepredi-<lb/> get. Was iſt aber da vor eine Freyheit von Uberreden, wo<lb/> man Furcht vor dem Kaͤyſer hat<supplied>?</supplied> Oder was kan man vor<lb/> Rath hohlen, da der ſo wieder ſpricht, zum Lohn das Elend<lb/> oder den Tod bringt<supplied>?</supplied></hi> Gewißlich dieſes ſind rechte herrli-<lb/> che Worte. <hi rendition="#aq">Auguſtinus</hi> redete eben ſo/ als er und andere<lb/> ſo genannte <hi rendition="#aq">Orthodoxen</hi> von denen <hi rendition="#aq">Donatiſt</hi>en herum ge-<lb/> tummelt worden. Er ſchriebe eine herrliche Epiſtel von der<lb/><hi rendition="#fr">Dultung der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">diſſentirend</hi></hi><hi rendition="#fr">en.</hi> Wie fuͤhrete er ſich aber auff/ da<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="f32" prev="#f31" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">usque illorum facinus, qui, quod hominum eſt, minime cauſæ ſuæ<lb/> confidentium, inuitos ad mutationem ſententiæ coegerunt. Ita<lb/> quoque diabolus, quia nihil veri habet, in ſecuri & aſcia inuadens,<lb/> concutit fores eorum a quibus recipitur. Saluator contra man-<lb/> ſuetus eſt, ſi quis inquit, velit me ſequi, & eſſe diſcipulus meus:<lb/> docetque ſe, cum ad quempiam venit, non vi inſtare, ſed potius<lb/> pulſare & dicere: aperi mihi ſoror, mea ſoror: quod ſi aperiant,<lb/> intrat: ſin grauentut, aut nolint aperire, abſcedit. Non enim<lb/> gladiis aut ciuili aut militari manu veritas prædicatur, ſed ſuaden-<lb/> do & conſulendo. Quæ autem ibi ſuadendi libertas, vbi im-<lb/> peratoris eſt metus? aut quæ confulendi ratio, vbi qui contra-<lb/> dicit, pro mercede aut exilium aut mortem reportat?</hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0055]
Vorbericht von der Juriſten
einige Biſchoͤffe ihre Meinung aus Furcht geaͤndert haben,
wie viel groͤſſer und haͤßlicher iſt derjenigen Beginnen, die
ſo viel aus Mißtrauen gegen ihre Sache, die Leure zur
Aenderung ihrer Meinung gezwungen haben. So ſchlaͤgt
auch der Teuffel mit Axt und Beilen an die Thuͤren derjeni-
gen, da er auffgenommen wird, weil er nichts wahres bey
ſich hat. Der Heyland hingegen iſt ſanfftmuͤthig, wenn je-
mand, ſagt er, mir folgen und mein Juͤnger ſeyn will: Er
lehrer auch, daß wenn Er zu jemand kommt, nicht mit Ge-
walt eindraͤnge, ſondern vielmehr klopffte und ſagte: Ma-
che mir auff Schweſter, meine Schweſter: Wenn ſie auff-
thun, gehet er ein: Wo ſie ſich beſchwehret befinden, oder
nicht auffmachen wollen, gehet er weg. Denn die Wahr-
heit wird nicht mit Schwerdt und Buͤrgerlicher oder Krie-
geriſcher Hand, ſondern mit Uberreden und Rathen gepredi-
get. Was iſt aber da vor eine Freyheit von Uberreden, wo
man Furcht vor dem Kaͤyſer hat? Oder was kan man vor
Rath hohlen, da der ſo wieder ſpricht, zum Lohn das Elend
oder den Tod bringt? Gewißlich dieſes ſind rechte herrli-
che Worte. Auguſtinus redete eben ſo/ als er und andere
ſo genannte Orthodoxen von denen Donatiſten herum ge-
tummelt worden. Er ſchriebe eine herrliche Epiſtel von der
Dultung der diſſentirenden. Wie fuͤhrete er ſich aber auff/ da
die
(a)
(a) usque illorum facinus, qui, quod hominum eſt, minime cauſæ ſuæ
confidentium, inuitos ad mutationem ſententiæ coegerunt. Ita
quoque diabolus, quia nihil veri habet, in ſecuri & aſcia inuadens,
concutit fores eorum a quibus recipitur. Saluator contra man-
ſuetus eſt, ſi quis inquit, velit me ſequi, & eſſe diſcipulus meus:
docetque ſe, cum ad quempiam venit, non vi inſtare, ſed potius
pulſare & dicere: aperi mihi ſoror, mea ſoror: quod ſi aperiant,
intrat: ſin grauentut, aut nolint aperire, abſcedit. Non enim
gladiis aut ciuili aut militari manu veritas prædicatur, ſed ſuaden-
do & conſulendo. Quæ autem ibi ſuadendi libertas, vbi im-
peratoris eſt metus? aut quæ confulendi ratio, vbi qui contra-
dicit, pro mercede aut exilium aut mortem reportat?
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