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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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eines gewissen Beicht-Vaters.
nes Orthodoxen Lehrers a). Sodann aber könte man füg-
lich einen andern erwehlen/ wenn einer GOttes Wort zu-
wieder lehrete/ und in administrirung der Sacramenten
sich nicht nach Christi Einsetzung richtete b). Wenn wir
aber keine weitere Ursach der Veränderung wollen gelten
lassen als diese/ so muß ich bekennen/ daß wir hierinn weit
strenger als die Papisten verfahren/ wie ich alsobald mit
mehrern darthun will.

§. XII.
a) Dieses ist die Meinung des seeligen Gerhardi in loc. Theol. Tom.Gerhardi
Meinung

wird unter-
sucht,

VI. de minist. eccles. sect. VII. §. 117. pag. 196. Jch wolte wünschen,
daß dieser Theologus zugleich gemeldet, was vor eine göttliche
Ordnung durch Aenderung des Beicht-Vaters turbiret würde.
Jn der gantzen heiligen Schrifft ist nichts von unserer Beichte,
und also auch nichts von denen Beicht-Vätern zu erblicken. Folg-
bar stehet auch in solcher nicht eine syllabe von Aenderung des
Beicht-Vaters, und wird keine göttliche Ordnung turbiret, wenn
ich mich zu einem andern wende. Jch kan dem vorigen in an-
dern Dingen allezeit gewogen bleiben, wenn ich gleich bey einem
andern meine Beichte ablege.
b) Ja wenn dieses wahr ist, so halte ich dafür, es sey fast eben so vielund ferner wie-
derlegt.

gesagt/ als wenn man vorgegeben, man könte den Beicht-Vater nie-
mahls ändern. Denn wenn ich die Sache betrachte, so kan man von
der Orthodoxie so wenig als von dem Geschmack disputiren. Jch will
nicht sagen, daß alle secten Orthodox seyn wollen, sondern will nur
von denen Lutheranern etwas einfliessen lassen. Diejenigen, so den
Glauben bloß in das Gehirne setzen, und alles mit speculatiui-
schen terminis abmessen, verlangen kat' exokhen orthodox genen-
net zu werden. Die, so Christi Lehre mit ihren Wercken darle-
gen wollen, und auf das Leben die meiste Absicht richten, meinen
abermahls, sie wären orthodox. Allein alle beyde werden sich
diesen Titul nicht vindiciren können, wenn eine Parthey der an-
dern nicht überlegen. Will man sagen, dasjenige sey die ortho-
doxe
Lehre, was mit denen libris symbolicis überein käme, und
was denenselben zuwieder, stritte auch mit der Schrifft, so ist die
Sache doch noch nicht gehoben. Jch will anjetzo nichts von dem
Anse-
(Recht der Beicht-Stühle.) c c

eines gewiſſen Beicht-Vaters.
nes Orthodoxen Lehrers a). Sodann aber koͤnte man fuͤg-
lich einen andern erwehlen/ wenn einer GOttes Wort zu-
wieder lehrete/ und in adminiſtrirung der Sacramenten
ſich nicht nach Chriſti Einſetzung richtete b). Wenn wir
aber keine weitere Urſach der Veraͤnderung wollen gelten
laſſen als dieſe/ ſo muß ich bekennen/ daß wir hierinn weit
ſtrenger als die Papiſten verfahren/ wie ich alſobald mit
mehrern darthun will.

§. XII.
a) Dieſes iſt die Meinung des ſeeligen Gerhardi in loc. Theol. Tom.Gerhardi
Meinung

wird unter-
ſucht,

VI. de miniſt. eccles. ſect. VII. §. 117. pag. 196. Jch wolte wuͤnſchen,
daß dieſer Theologus zugleich gemeldet, was vor eine goͤttliche
Ordnung durch Aenderung des Beicht-Vaters turbiret wuͤrde.
Jn der gantzen heiligen Schrifft iſt nichts von unſerer Beichte,
und alſo auch nichts von denen Beicht-Vaͤtern zu erblicken. Folg-
bar ſtehet auch in ſolcher nicht eine ſyllabe von Aenderung des
Beicht-Vaters, und wird keine goͤttliche Ordnung turbiret, wenn
ich mich zu einem andern wende. Jch kan dem vorigen in an-
dern Dingen allezeit gewogen bleiben, wenn ich gleich bey einem
andern meine Beichte ablege.
b) Ja wenn dieſes wahr iſt, ſo halte ich dafuͤr, es ſey faſt eben ſo vielund ferner wie-
derlegt.

geſagt/ als wenn man vorgegeben, man koͤnte den Beicht-Vater nie-
mahls aͤndern. Denn wenn ich die Sache betrachte, ſo kan man von
der Orthodoxie ſo wenig als von dem Geſchmack diſputiren. Jch will
nicht ſagen, daß alle ſecten Orthodox ſeyn wollen, ſondern will nur
von denen Lutheranern etwas einflieſſen laſſen. Diejenigen, ſo den
Glauben bloß in das Gehirne ſetzen, und alles mit ſpeculatiui-
ſchen terminis abmeſſen, verlangen κατ᾽ ἐξοχὴν orthodox genen-
net zu werden. Die, ſo Chriſti Lehre mit ihren Wercken darle-
gen wollen, und auf das Leben die meiſte Abſicht richten, meinen
abermahls, ſie waͤren orthodox. Allein alle beyde werden ſich
dieſen Titul nicht vindiciren koͤnnen, wenn eine Parthey der an-
dern nicht uͤberlegen. Will man ſagen, dasjenige ſey die ortho-
doxe
Lehre, was mit denen libris ſymbolicis uͤberein kaͤme, und
was denenſelben zuwieder, ſtritte auch mit der Schrifft, ſo iſt die
Sache doch noch nicht gehoben. Jch will anjetzo nichts von dem
Anſe-
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) c c
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[201/0220] eines gewiſſen Beicht-Vaters. nes Orthodoxen Lehrers a). Sodann aber koͤnte man fuͤg- lich einen andern erwehlen/ wenn einer GOttes Wort zu- wieder lehrete/ und in adminiſtrirung der Sacramenten ſich nicht nach Chriſti Einſetzung richtete b). Wenn wir aber keine weitere Urſach der Veraͤnderung wollen gelten laſſen als dieſe/ ſo muß ich bekennen/ daß wir hierinn weit ſtrenger als die Papiſten verfahren/ wie ich alſobald mit mehrern darthun will. §. XII. a) Dieſes iſt die Meinung des ſeeligen Gerhardi in loc. Theol. Tom. VI. de miniſt. eccles. ſect. VII. §. 117. pag. 196. Jch wolte wuͤnſchen, daß dieſer Theologus zugleich gemeldet, was vor eine goͤttliche Ordnung durch Aenderung des Beicht-Vaters turbiret wuͤrde. Jn der gantzen heiligen Schrifft iſt nichts von unſerer Beichte, und alſo auch nichts von denen Beicht-Vaͤtern zu erblicken. Folg- bar ſtehet auch in ſolcher nicht eine ſyllabe von Aenderung des Beicht-Vaters, und wird keine goͤttliche Ordnung turbiret, wenn ich mich zu einem andern wende. Jch kan dem vorigen in an- dern Dingen allezeit gewogen bleiben, wenn ich gleich bey einem andern meine Beichte ablege. b) Ja wenn dieſes wahr iſt, ſo halte ich dafuͤr, es ſey faſt eben ſo viel geſagt/ als wenn man vorgegeben, man koͤnte den Beicht-Vater nie- mahls aͤndern. Denn wenn ich die Sache betrachte, ſo kan man von der Orthodoxie ſo wenig als von dem Geſchmack diſputiren. Jch will nicht ſagen, daß alle ſecten Orthodox ſeyn wollen, ſondern will nur von denen Lutheranern etwas einflieſſen laſſen. Diejenigen, ſo den Glauben bloß in das Gehirne ſetzen, und alles mit ſpeculatiui- ſchen terminis abmeſſen, verlangen κατ᾽ ἐξοχὴν orthodox genen- net zu werden. Die, ſo Chriſti Lehre mit ihren Wercken darle- gen wollen, und auf das Leben die meiſte Abſicht richten, meinen abermahls, ſie waͤren orthodox. Allein alle beyde werden ſich dieſen Titul nicht vindiciren koͤnnen, wenn eine Parthey der an- dern nicht uͤberlegen. Will man ſagen, dasjenige ſey die ortho- doxe Lehre, was mit denen libris ſymbolicis uͤberein kaͤme, und was denenſelben zuwieder, ſtritte auch mit der Schrifft, ſo iſt die Sache doch noch nicht gehoben. Jch will anjetzo nichts von dem Anſe- (Recht der Beicht-Stuͤhle.) c c

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/220>, abgerufen am 12.05.2024.