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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. III. Cap. Von der solennen Ohren-Beichte,
Verord-
nung der
geheimenBeichte.
§. II.

Unter andern leichtfertigen Lehren/ so damahls
auf die Bahn/ ist auch eine gantz neue facon von der gehei-
men Beichte auf das tapet gekommen. Jn diesen Zeiten
muß man den Anfang der heute zu Tage gewöhnlichen
Beichte setzen. Innocentius gienge von dem alten Gebrauch
gäntzlich ab/ welches vornemlich darinn bestunde/ daß er
allen dasjenige aufferlegte/ was vor diesem in eines jeden
Willkühr gestanden. Lasset uns seine eigne Worte hieher
setzen a): Alle Gläubige beyderley Geschlechts, wenn sie zu
ihrem Verstande kommen, sollen alle ihre Sünden des Jahrs
wenigstens einmahl ihrem Priester bekennen, und die ihnen auf-
gelegte Busse aus eignen Kräfften verrichten, auch das heili-
ge Nachtmahl zum wenigsten zur Osterzeit gebührend genie-
sen, es wäre denn, daß sie auf Anrathen ihres Priesters um
wichtiger Ursache willen sich von diesem Mahl einige Zeit ent-
halten wolten; Wenn dieses nicht ist, so soll ein solcher, weil
er lebet, in dem Bann seyn, und wenn er verstirbet, keine Christ-
liche Begräbniß haben. Man soll also diese heilsame Verord-

nung
a) Die eignen
Worte der
Verordnung.
Diese Verordnung ist in dem 21. canone des Concilii zu befinden.
Jn denen Päbstlichen Rechten ist solche c. 12. X. de poenit. & remiss.
zu lesen. Die eignen Worte lauten so: Omnis vtriusque sexus
fidelis, postquam ad annos discretionis peruenerit, omnia sua
solus peccata, saltem semel in anno fideliter confiteatur, proprio
sacerdoti, & injunctam sibi poenitentiam, propriis viribus stude-
at adimplere, suscipiens reuerenter ad minus in Pascha eucharistiae
sacramentum: nisi forte de proprii sacerdotis consilio ob aliquam
rationabilem causam, ad tempus ab huiusmodi perceptione duxe-
rit abstinendum: alioquin & viuens ab ingressu ecclesiae arceatur,
& moriens Christiana careat sepultura. Vnde hoc salutare statu-
tum frequenter in ecclesiis publicetur ne quisquam ignorantiae
coecitate, velamen excusationis assumat. Si quis autem alieno sa-
cerdoti voluerit justa de causa sua confiteri peccata, licentiam prius
postulet a proprio sacerdote, cum aliter ipse illum non possit ab-
soluere, vel ligare. Sacerdos autem sit discretus & cautus, vt

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I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte,
Verord-
nung der
geheimenBeichte.
§. II.

Unter andern leichtfertigen Lehren/ ſo damahls
auf die Bahn/ iſt auch eine gantz neue façon von der gehei-
men Beichte auf das tapet gekommen. Jn dieſen Zeiten
muß man den Anfang der heute zu Tage gewoͤhnlichen
Beichte ſetzen. Innocentius gienge von dem alten Gebrauch
gaͤntzlich ab/ welches vornemlich darinn beſtunde/ daß er
allen dasjenige aufferlegte/ was vor dieſem in eines jeden
Willkuͤhr geſtanden. Laſſet uns ſeine eigne Worte hieher
ſetzen a): Alle Glaͤubige beyderley Geſchlechts, wenn ſie zu
ihrem Verſtande kommen, ſollen alle ihre Suͤnden des Jahrs
wenigſtens einmahl ihrem Prieſter bekennen, und die ihnen auf-
gelegte Buſſe aus eignen Kraͤfften verrichten, auch das heili-
ge Nachtmahl zum wenigſten zur Oſterzeit gebuͤhrend genie-
ſen, es waͤre denn, daß ſie auf Anrathen ihres Prieſters um
wichtiger Urſache willen ſich von dieſem Mahl einige Zeit ent-
halten wolten; Wenn dieſes nicht iſt, ſo ſoll ein ſolcher, weil
er lebet, in dem Bann ſeyn, und wenn er verſtirbet, keine Chriſt-
liche Begraͤbniß haben. Man ſoll alſo dieſe heilſame Verord-

nung
a) Die eignen
Worte der
Verordnung.
Dieſe Verordnung iſt in dem 21. canone des Concilii zu befinden.
Jn denen Paͤbſtlichen Rechten iſt ſolche c. 12. X. de pœnit. & remiſſ.
zu leſen. Die eignen Worte lauten ſo: Omnis vtriusque ſexus
fidelis, poſtquam ad annos diſcretionis peruenerit, omnia ſua
ſolus peccata, ſaltem ſemel in anno fideliter confiteatur, proprio
ſacerdoti, & injunctam ſibi pœnitentiam, propriis viribus ſtude-
at adimplere, ſuſcipiens reuerenter ad minus in Paſcha euchariſtiæ
ſacramentum: niſi forte de proprii ſacerdotis conſilio ob aliquam
rationabilem cauſam, ad tempus ab huiusmodi perceptione duxe-
rit abſtinendum: alioquin & viuens ab ingreſſu eccleſiæ arceatur,
& moriens Chriſtiana careat ſepultura. Vnde hoc ſalutare ſtatu-
tum frequenter in eccleſiis publicetur ne quisquam ignorantiæ
cœcitate, velamen excuſationis aſſumat. Si quis autem alieno ſa-
cerdoti voluerit juſta de cauſa ſua confiteri peccata, licentiam prius
poſtulet a proprio ſacerdote, cum aliter ipſe illum non posſit ab-
ſoluere, vel ligare. Sacerdos autem ſit diſcretus & cautus, vt

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[108/0127] I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte, §. II. Unter andern leichtfertigen Lehren/ ſo damahls auf die Bahn/ iſt auch eine gantz neue façon von der gehei- men Beichte auf das tapet gekommen. Jn dieſen Zeiten muß man den Anfang der heute zu Tage gewoͤhnlichen Beichte ſetzen. Innocentius gienge von dem alten Gebrauch gaͤntzlich ab/ welches vornemlich darinn beſtunde/ daß er allen dasjenige aufferlegte/ was vor dieſem in eines jeden Willkuͤhr geſtanden. Laſſet uns ſeine eigne Worte hieher ſetzen a): Alle Glaͤubige beyderley Geſchlechts, wenn ſie zu ihrem Verſtande kommen, ſollen alle ihre Suͤnden des Jahrs wenigſtens einmahl ihrem Prieſter bekennen, und die ihnen auf- gelegte Buſſe aus eignen Kraͤfften verrichten, auch das heili- ge Nachtmahl zum wenigſten zur Oſterzeit gebuͤhrend genie- ſen, es waͤre denn, daß ſie auf Anrathen ihres Prieſters um wichtiger Urſache willen ſich von dieſem Mahl einige Zeit ent- halten wolten; Wenn dieſes nicht iſt, ſo ſoll ein ſolcher, weil er lebet, in dem Bann ſeyn, und wenn er verſtirbet, keine Chriſt- liche Begraͤbniß haben. Man ſoll alſo dieſe heilſame Verord- nung a) Dieſe Verordnung iſt in dem 21. canone des Concilii zu befinden. Jn denen Paͤbſtlichen Rechten iſt ſolche c. 12. X. de pœnit. & remiſſ. zu leſen. Die eignen Worte lauten ſo: Omnis vtriusque ſexus fidelis, poſtquam ad annos diſcretionis peruenerit, omnia ſua ſolus peccata, ſaltem ſemel in anno fideliter confiteatur, proprio ſacerdoti, & injunctam ſibi pœnitentiam, propriis viribus ſtude- at adimplere, ſuſcipiens reuerenter ad minus in Paſcha euchariſtiæ ſacramentum: niſi forte de proprii ſacerdotis conſilio ob aliquam rationabilem cauſam, ad tempus ab huiusmodi perceptione duxe- rit abſtinendum: alioquin & viuens ab ingreſſu eccleſiæ arceatur, & moriens Chriſtiana careat ſepultura. Vnde hoc ſalutare ſtatu- tum frequenter in eccleſiis publicetur ne quisquam ignorantiæ cœcitate, velamen excuſationis aſſumat. Si quis autem alieno ſa- cerdoti voluerit juſta de cauſa ſua confiteri peccata, licentiam prius poſtulet a proprio ſacerdote, cum aliter ipſe illum non posſit ab- ſoluere, vel ligare. Sacerdos autem ſit diſcretus & cautus, vt more

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/127>, abgerufen am 24.11.2024.