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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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aus, so wie seinem betrügerischen Spiel." Al¬
bano wunderte sich über die Ansicht dieser An¬
rede, (freudig über die moralische Schärfe,) da
er bisher ganz andere Gesinnungen für Bou¬
verot im Vater anzutreffen geglaubt.

Am Tage darauf fand er den Vater schon
wieder auf der Treppe aus der Gruft. Der
Eilbote wurde abgedankt -- alle Briefe zurück¬
gefodert -- der Fürst Lauria stand heiter da --:
"bloß eine fremde Krankheit hat meine geheilt"
sagte der Vater. Der Brief, den ihm der Bru¬
der aus Pestiz gebracht, hatte die Nachricht
enthalten, daß sein alter Freund, der dasige
Fürst, der letzten Stunde schnell zueile, weil
man seine Wassersucht bloß für Embonpoint
gehalten und ihn versäumet habe. -- "Ich
hoffe, (sagte Gaspard,) durch meinen Antheil
so heilsam erschüttert zu seyn, daß ich noch früh
genug die Reise zur letzten Stunde der Freund¬
schaft zu machen vermag." Er setzte dazu, daß
dann diese Reise wieder Bahn zu Albano's sei¬
ner nach Neapel mache.

Da kam die Fürstinn in der Bestürzung über
den Brief, der ihres Gemahles Gefahr und

aus, ſo wie ſeinem betrügeriſchen Spiel.“ Al¬
bano wunderte ſich über die Anſicht dieſer An¬
rede, (freudig über die moraliſche Schärfe,) da
er bisher ganz andere Geſinnungen für Bou¬
verot im Vater anzutreffen geglaubt.

Am Tage darauf fand er den Vater ſchon
wieder auf der Treppe aus der Gruft. Der
Eilbote wurde abgedankt — alle Briefe zurück¬
gefodert — der Fürſt Lauria ſtand heiter da —:
„bloß eine fremde Krankheit hat meine geheilt“
ſagte der Vater. Der Brief, den ihm der Bru¬
der aus Peſtiz gebracht, hatte die Nachricht
enthalten, daß ſein alter Freund, der daſige
Fürſt, der letzten Stunde ſchnell zueile, weil
man ſeine Waſſerſucht bloß für Embonpoint
gehalten und ihn verſäumet habe. — „Ich
hoffe, (ſagte Gaſpard,) durch meinen Antheil
ſo heilſam erſchüttert zu ſeyn, daß ich noch früh
genug die Reiſe zur letzten Stunde der Freund¬
ſchaft zu machen vermag.“ Er ſetzte dazu, daß
dann dieſe Reiſe wieder Bahn zu Albano's ſei¬
ner nach Neapel mache.

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[77/0089] aus, ſo wie ſeinem betrügeriſchen Spiel.“ Al¬ bano wunderte ſich über die Anſicht dieſer An¬ rede, (freudig über die moraliſche Schärfe,) da er bisher ganz andere Geſinnungen für Bou¬ verot im Vater anzutreffen geglaubt. Am Tage darauf fand er den Vater ſchon wieder auf der Treppe aus der Gruft. Der Eilbote wurde abgedankt — alle Briefe zurück¬ gefodert — der Fürſt Lauria ſtand heiter da —: „bloß eine fremde Krankheit hat meine geheilt“ ſagte der Vater. Der Brief, den ihm der Bru¬ der aus Peſtiz gebracht, hatte die Nachricht enthalten, daß ſein alter Freund, der daſige Fürſt, der letzten Stunde ſchnell zueile, weil man ſeine Waſſerſucht bloß für Embonpoint gehalten und ihn verſäumet habe. — „Ich hoffe, (ſagte Gaſpard,) durch meinen Antheil ſo heilſam erſchüttert zu ſeyn, daß ich noch früh genug die Reiſe zur letzten Stunde der Freund¬ ſchaft zu machen vermag.“ Er ſetzte dazu, daß dann dieſe Reiſe wieder Bahn zu Albano's ſei¬ ner nach Neapel mache. Da kam die Fürſtinn in der Beſtürzung über den Brief, der ihres Gemahles Gefahr und

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/89>, abgerufen am 24.11.2024.