Kriegs-Gott und für Friedens-Göttinn zugleich. -- --
Lasse mich das nicht durch Sprechen entwei¬ hen. Nimm aber hier mein leises festes Wort und leg' es in Deine Brust zurück, daß ich mir, sobald Galliens wahrscheinlicher Freiheitskrieg anhebt, meine Rolle durchaus nehme in ihm, für ihn. Abhalten kann mich nichts, auch nicht mein Vater. Dieser Entschluß gehört zu mei¬ ner Ruhe und Existenz. Aus Ehrgeiz ergreif' ich ihn nicht; obwohl aus Ehrliebe gegen mich selber. Schon in meinen frühern Jahren konnt' ich nie das platte Lob einer ewigen häuslichen Glückseeligkeit genießen, was gewiß eher Wei¬ bern als Männern geziemt. Freilich Deine Stärke oder Gemüthsweise, alles Große ruhig aufzunehmen und die Welt still in einen innern Traum zu zerschmelzen, hat wohl niemand. Du schauest die Abendwolken an und hernach die Milchstraße und sagst kalt: Gewölk! Kommst Du aber doch nicht zu tief in dieses Gefühl, in diese kalte Gruft hinunter? Zwar will das Gift dieses Gefühls einen überall und gerade in Rom, diesem Kirchhof so ferner Völker, so
Kriegs-Gott und für Friedens-Göttinn zugleich. — —
Laſſe mich das nicht durch Sprechen entwei¬ hen. Nimm aber hier mein leiſes feſtes Wort und leg' es in Deine Bruſt zurück, daß ich mir, ſobald Galliens wahrſcheinlicher Freiheitskrieg anhebt, meine Rolle durchaus nehme in ihm, für ihn. Abhalten kann mich nichts, auch nicht mein Vater. Dieſer Entſchluß gehört zu mei¬ ner Ruhe und Exiſtenz. Aus Ehrgeiz ergreif' ich ihn nicht; obwohl aus Ehrliebe gegen mich ſelber. Schon in meinen frühern Jahren konnt' ich nie das platte Lob einer ewigen häuslichen Glückſeeligkeit genießen, was gewiß eher Wei¬ bern als Männern geziemt. Freilich Deine Stärke oder Gemüthsweiſe, alles Große ruhig aufzunehmen und die Welt ſtill in einen innern Traum zu zerſchmelzen, hat wohl niemand. Du ſchaueſt die Abendwolken an und hernach die Milchſtraße und ſagſt kalt: Gewölk! Kommſt Du aber doch nicht zu tief in dieſes Gefühl, in dieſe kalte Gruft hinunter? Zwar will das Gift dieſes Gefühls einen überall und gerade in Rom, dieſem Kirchhof ſo ferner Völker, ſo
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Kriegs-Gott und für Friedens-Göttinn
zugleich. — —
Laſſe mich das nicht durch Sprechen entwei¬
hen. Nimm aber hier mein leiſes feſtes Wort
und leg' es in Deine Bruſt zurück, daß ich mir,
ſobald Galliens wahrſcheinlicher Freiheitskrieg
anhebt, meine Rolle durchaus nehme in ihm,
für ihn. Abhalten kann mich nichts, auch nicht
mein Vater. Dieſer Entſchluß gehört zu mei¬
ner Ruhe und Exiſtenz. Aus Ehrgeiz ergreif'
ich ihn nicht; obwohl aus Ehrliebe gegen mich
ſelber. Schon in meinen frühern Jahren konnt'
ich nie das platte Lob einer ewigen häuslichen
Glückſeeligkeit genießen, was gewiß eher Wei¬
bern als Männern geziemt. Freilich Deine
Stärke oder Gemüthsweiſe, alles Große ruhig
aufzunehmen und die Welt ſtill in einen innern
Traum zu zerſchmelzen, hat wohl niemand.
Du ſchaueſt die Abendwolken an und hernach
die Milchſtraße und ſagſt kalt: Gewölk! Kommſt
Du aber doch nicht zu tief in dieſes Gefühl, in
dieſe kalte Gruft hinunter? Zwar will das
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/66>, abgerufen am 07.05.2024.
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