res Gedächtniß und habe daher Schauspieler werden wollen; weil er nichts zu thun gehabt, denn er sey nie verliebt gewesen; aber so lang' er nicht improvisirt, sey es nicht gegangen. -- Den Joseph Klark, der alle Verwachsene nach¬ machen können, und den Betrüger Price, der in dreifacher Person herumgegangen, hab' er immer im Sinne gehabt -- Da sey ihm der Finstere Abends wieder in einem Nebel des Ufers über dem Wasser entgegengetreten und habe wie aus dem Bauche gemurmelt: "Pep¬ po, Peppo! *) schluck' das wahre Wort zu¬ rück, ich will das andere schon aussprechen" -- Und von dieser Stunde an hab' er die Bauchsprache gekonnt -- Er habe damit Todte und Stumme und Sprachmaschinen und Pa¬ pagaien und Schlafende und fremde Leute ins Theater, gut reden lassen, aber niemand in der Kirche, und das hab' ihn wohl ergötzt -- Ein unaufhörliches Echo hab' er oft auf Fel¬ sen gegeben, so daß die Menschen gar nicht wußten, wenn sie fortgehen sollten. Er habe
*) Josephchen.
res Gedächtniß und habe daher Schauſpieler werden wollen; weil er nichts zu thun gehabt, denn er ſey nie verliebt geweſen; aber ſo lang' er nicht improviſirt, ſey es nicht gegangen. — Den Joſeph Klark, der alle Verwachſene nach¬ machen können, und den Betrüger Price, der in dreifacher Perſon herumgegangen, hab' er immer im Sinne gehabt — Da ſey ihm der Finſtere Abends wieder in einem Nebel des Ufers über dem Waſſer entgegengetreten und habe wie aus dem Bauche gemurmelt: „Pep¬ po, Peppo! *) ſchluck' das wahre Wort zu¬ rück, ich will das andere ſchon ausſprechen“ — Und von dieſer Stunde an hab' er die Bauchſprache gekonnt — Er habe damit Todte und Stumme und Sprachmaſchinen und Pa¬ pagaien und Schlafende und fremde Leute ins Theater, gut reden laſſen, aber niemand in der Kirche, und das hab' ihn wohl ergötzt — Ein unaufhörliches Echo hab' er oft auf Fel¬ ſen gegeben, ſo daß die Menſchen gar nicht wußten, wenn ſie fortgehen ſollten. Er habe
*) Joſephchen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0533"n="521"/>
res Gedächtniß und habe daher Schauſpieler<lb/>
werden wollen; weil er nichts zu thun gehabt,<lb/>
denn er ſey nie verliebt geweſen; aber ſo lang'<lb/>
er nicht improviſirt, ſey es nicht gegangen. —<lb/>
Den Joſeph Klark, der alle Verwachſene nach¬<lb/>
machen können, und den Betrüger Price, der<lb/>
in dreifacher Perſon herumgegangen, hab' er<lb/>
immer im Sinne gehabt — Da ſey ihm der<lb/>
Finſtere Abends wieder in einem Nebel des<lb/>
Ufers über dem Waſſer entgegengetreten und<lb/>
habe wie aus dem Bauche gemurmelt: „<hirendition="#aq">Pep¬<lb/>
po, Peppo</hi>! <noteplace="foot"n="*)"><lb/>
Joſephchen.</note>ſchluck' das wahre Wort zu¬<lb/>
rück, ich will das andere ſchon ausſprechen“<lb/>— Und von dieſer Stunde an hab' er die<lb/>
Bauchſprache gekonnt — Er habe damit Todte<lb/>
und Stumme und Sprachmaſchinen und Pa¬<lb/>
pagaien und Schlafende und fremde Leute ins<lb/>
Theater, gut reden laſſen, aber niemand in<lb/>
der Kirche, und das hab' ihn wohl ergötzt —<lb/>
Ein unaufhörliches Echo hab' er oft auf Fel¬<lb/>ſen gegeben, ſo daß die Menſchen gar nicht<lb/>
wußten, wenn ſie fortgehen ſollten. Er habe<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[521/0533]
res Gedächtniß und habe daher Schauſpieler
werden wollen; weil er nichts zu thun gehabt,
denn er ſey nie verliebt geweſen; aber ſo lang'
er nicht improviſirt, ſey es nicht gegangen. —
Den Joſeph Klark, der alle Verwachſene nach¬
machen können, und den Betrüger Price, der
in dreifacher Perſon herumgegangen, hab' er
immer im Sinne gehabt — Da ſey ihm der
Finſtere Abends wieder in einem Nebel des
Ufers über dem Waſſer entgegengetreten und
habe wie aus dem Bauche gemurmelt: „Pep¬
po, Peppo! *) ſchluck' das wahre Wort zu¬
rück, ich will das andere ſchon ausſprechen“
— Und von dieſer Stunde an hab' er die
Bauchſprache gekonnt — Er habe damit Todte
und Stumme und Sprachmaſchinen und Pa¬
pagaien und Schlafende und fremde Leute ins
Theater, gut reden laſſen, aber niemand in
der Kirche, und das hab' ihn wohl ergötzt —
Ein unaufhörliches Echo hab' er oft auf Fel¬
ſen gegeben, ſo daß die Menſchen gar nicht
wußten, wenn ſie fortgehen ſollten. Er habe
*)
Joſephchen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/533>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.