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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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noth, er sagt Dir tausend Lebewohl, Lebe¬
wohl!" --

Das schien durch die dem Leben noch offnen
Ohren ins brechende Herz noch süße Töne der
alten lieben Zeit und heitere Träume der ewi¬
gen Liebe zu führen -- Der Mund fieng ein
kleines Lächeln an, von Lust und Tod zugleich
gezogen -- die breite Brust stieg noch einmal
voll auf zu einem frohen Seufzer -- es war
der letzte des Lebens und lächelnd blieb der
Verstorbne auf der Erde zurück.

Nun hast Du hienieden geendigt, strenger,
fester Geist, und in das letzte Abend-Gewitter
auf Deiner Brust quoll noch eine sanfte, spie¬
lende Sonne und füllte es mit Rosen und
Gold. Die Erdkugel und alles Irdische, wor¬
aus die flüchtigen Welten sich formen, war
Dir ja viel zu klein und leicht. Denn etwas
höheres als das Leben suchtest Du hinter dem
Leben, nicht Dein Ich, keinen Sterblichen,
nicht einen Unsterblichen, sondern den Ewigen,
den All-Ersten, den Gott. -- -- Das hie¬
sige Scheinen war Dir so gleichgültig, das
böse wie das gute. Nun ruhst Du im rech¬

noth, er ſagt Dir tauſend Lebewohl, Lebe¬
wohl!“ —

Das ſchien durch die dem Leben noch offnen
Ohren ins brechende Herz noch ſüße Töne der
alten lieben Zeit und heitere Träume der ewi¬
gen Liebe zu führen — Der Mund fieng ein
kleines Lächeln an, von Luſt und Tod zugleich
gezogen — die breite Bruſt ſtieg noch einmal
voll auf zu einem frohen Seufzer — es war
der letzte des Lebens und lächelnd blieb der
Verſtorbne auf der Erde zurück.

Nun haſt Du hienieden geendigt, ſtrenger,
feſter Geiſt, und in das letzte Abend-Gewitter
auf Deiner Bruſt quoll noch eine ſanfte, ſpie¬
lende Sonne und füllte es mit Roſen und
Gold. Die Erdkugel und alles Irdiſche, wor¬
aus die flüchtigen Welten ſich formen, war
Dir ja viel zu klein und leicht. Denn etwas
höheres als das Leben ſuchteſt Du hinter dem
Leben, nicht Dein Ich, keinen Sterblichen,
nicht einen Unſterblichen, ſondern den Ewigen,
den All-Erſten, den Gott. — — Das hie¬
ſige Scheinen war Dir ſo gleichgültig, das
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[509/0521] noth, er ſagt Dir tauſend Lebewohl, Lebe¬ wohl!“ — Das ſchien durch die dem Leben noch offnen Ohren ins brechende Herz noch ſüße Töne der alten lieben Zeit und heitere Träume der ewi¬ gen Liebe zu führen — Der Mund fieng ein kleines Lächeln an, von Luſt und Tod zugleich gezogen — die breite Bruſt ſtieg noch einmal voll auf zu einem frohen Seufzer — es war der letzte des Lebens und lächelnd blieb der Verſtorbne auf der Erde zurück. Nun haſt Du hienieden geendigt, ſtrenger, feſter Geiſt, und in das letzte Abend-Gewitter auf Deiner Bruſt quoll noch eine ſanfte, ſpie¬ lende Sonne und füllte es mit Roſen und Gold. Die Erdkugel und alles Irdiſche, wor¬ aus die flüchtigen Welten ſich formen, war Dir ja viel zu klein und leicht. Denn etwas höheres als das Leben ſuchteſt Du hinter dem Leben, nicht Dein Ich, keinen Sterblichen, nicht einen Unſterblichen, ſondern den Ewigen, den All-Erſten, den Gott. — — Das hie¬ ſige Scheinen war Dir ſo gleichgültig, das böſe wie das gute. Nun ruhſt Du im rech¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/521>, abgerufen am 23.11.2024.