Albano mehr von Gebäuden, als von jedem andern Kunstwerk ergriffen wurde: so sah er mit heiligem Herzen von weiten das lange Kunst-Gebürg, das wieder Hügel trug -- so trat er vor die Ebene, um welche zwei unge¬ heuere Kolonnaden wie Korso's laufen, ein Volk von Statuen tragend; in der Mitte steigt der Obeliskus und zu seiner Rechten und Linken ein ewiges Wasser auf und von den hohen Stufen schauet die stolze Kirche der Welt, in¬ nen mit Kirchen besetzt, auf sich einen Tempel gen Himmel reichend, auf die Erde herunter. -- Aber wie waren in der Nähe ihre Säulen und ihre Felsenwand ungeheuer aufgestiegen und flohen den Blick!
Er trat in die Zauberkirche, die der Welt Seegen, Fluch, Könige und Päbste gab, -- mit dem Bewußtseyn, daß sie wie das Weltge¬ bäude sich immer mehr erweitere und entferne, je länger man in ihr ist. Auf zwei Kinder von weissem Marmor, die eine Weih-Muschel von gelbem hielten, giengen sie hin, die Kin¬ der wuchsen durch das Nahen, bis sie Riesen waren. Endlich standen sie am Hauptaltar und
Albano mehr von Gebäuden, als von jedem andern Kunſtwerk ergriffen wurde: ſo ſah er mit heiligem Herzen von weiten das lange Kunſt-Gebürg, das wieder Hügel trug — ſo trat er vor die Ebene, um welche zwei unge¬ heuere Kolonnaden wie Korſo's laufen, ein Volk von Statuen tragend; in der Mitte ſteigt der Obeliskus und zu ſeiner Rechten und Linken ein ewiges Waſſer auf und von den hohen Stufen ſchauet die ſtolze Kirche der Welt, in¬ nen mit Kirchen beſetzt, auf ſich einen Tempel gen Himmel reichend, auf die Erde herunter. — Aber wie waren in der Nähe ihre Säulen und ihre Felſenwand ungeheuer aufgeſtiegen und flohen den Blick!
Er trat in die Zauberkirche, die der Welt Seegen, Fluch, Könige und Päbſte gab, — mit dem Bewußtſeyn, daß ſie wie das Weltge¬ bäude ſich immer mehr erweitere und entferne, je länger man in ihr iſt. Auf zwei Kinder von weiſſem Marmor, die eine Weih-Muſchel von gelbem hielten, giengen ſie hin, die Kin¬ der wuchſen durch das Nahen, bis ſie Rieſen waren. Endlich ſtanden ſie am Hauptaltar und
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Albano mehr von Gebäuden, als von jedem
andern Kunſtwerk ergriffen wurde: ſo ſah er
mit heiligem Herzen von weiten das lange
Kunſt-Gebürg, das wieder Hügel trug — ſo
trat er vor die Ebene, um welche zwei unge¬
heuere Kolonnaden wie Korſo's laufen, ein Volk
von Statuen tragend; in der Mitte ſteigt der
Obeliskus und zu ſeiner Rechten und Linken
ein ewiges Waſſer auf und von den hohen
Stufen ſchauet die ſtolze Kirche der Welt, in¬
nen mit Kirchen beſetzt, auf ſich einen Tempel
gen Himmel reichend, auf die Erde herunter.
— Aber wie waren in der Nähe ihre Säulen
und ihre Felſenwand ungeheuer aufgeſtiegen
und flohen den Blick!
Er trat in die Zauberkirche, die der Welt
Seegen, Fluch, Könige und Päbſte gab, —
mit dem Bewußtſeyn, daß ſie wie das Weltge¬
bäude ſich immer mehr erweitere und entferne,
je länger man in ihr iſt. Auf zwei Kinder
von weiſſem Marmor, die eine Weih-Muſchel
von gelbem hielten, giengen ſie hin, die Kin¬
der wuchſen durch das Nahen, bis ſie Rieſen
waren. Endlich ſtanden ſie am Hauptaltar und
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/49>, abgerufen am 03.12.2024.
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