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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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seyn, ob die Welt rund wird oder eckig und
nach Frankreich ist mein erster Schritt."

Albano mußte dieses griechische Feuer des
Zorns, das am Ende zur stärkenden Kur des
durch Demüthigung erfrornen Körpers wirkte,
immer tiefer unter sich brennen lassen, da jedes
Löschen es nur nährte; nur mußt' er wachen,
daß er keine freie einsame Minute bekäme, um
brennend zu entspringen und den Spanier auf¬
zusuchen. Albano wich Tag und Nacht nicht
von seinem Kanapee-Lager, auch aus andern
Gründen. Denn war Schoppe einsam und sein
Mordian schlief, (den er niemals weckte, weil
der Hund, sagt' er, offenbar träume und da
in idealischen Welten fliege und schnuppere,
wovon auf den Gassen der wirklichen kaum
eine Schatten-Spur zu wittern sey,) war er
also allein mit dem stillen Thier (denn wacht'
es, so hatt' er Gesellschaft genug) und sein
Blick fiel zufällig auf seine Beine oder Hände:
so fuhr seine kalte Furcht über ihn her, daß er
sich erscheinen und den Ich sehen könne. Der
Spiegel mußte verhangen werden, damit er
sich nicht fände.

ſeyn, ob die Welt rund wird oder eckig und
nach Frankreich iſt mein erſter Schritt.“

Albano mußte dieſes griechiſche Feuer des
Zorns, das am Ende zur ſtärkenden Kur des
durch Demüthigung erfrornen Körpers wirkte,
immer tiefer unter ſich brennen laſſen, da jedes
Löſchen es nur nährte; nur mußt' er wachen,
daß er keine freie einſame Minute bekäme, um
brennend zu entſpringen und den Spanier auf¬
zuſuchen. Albano wich Tag und Nacht nicht
von ſeinem Kanapee-Lager, auch aus andern
Gründen. Denn war Schoppe einſam und ſein
Mordian ſchlief, (den er niemals weckte, weil
der Hund, ſagt' er, offenbar träume und da
in idealiſchen Welten fliege und ſchnuppere,
wovon auf den Gaſſen der wirklichen kaum
eine Schatten-Spur zu wittern ſey,) war er
alſo allein mit dem ſtillen Thier (denn wacht'
es, ſo hatt' er Geſellſchaft genug) und ſein
Blick fiel zufällig auf ſeine Beine oder Hände:
ſo fuhr ſeine kalte Furcht über ihn her, daß er
ſich erſcheinen und den Ich ſehen könne. Der
Spiegel mußte verhangen werden, damit er
ſich nicht fände.

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[471/0483] ſeyn, ob die Welt rund wird oder eckig und nach Frankreich iſt mein erſter Schritt.“ Albano mußte dieſes griechiſche Feuer des Zorns, das am Ende zur ſtärkenden Kur des durch Demüthigung erfrornen Körpers wirkte, immer tiefer unter ſich brennen laſſen, da jedes Löſchen es nur nährte; nur mußt' er wachen, daß er keine freie einſame Minute bekäme, um brennend zu entſpringen und den Spanier auf¬ zuſuchen. Albano wich Tag und Nacht nicht von ſeinem Kanapee-Lager, auch aus andern Gründen. Denn war Schoppe einſam und ſein Mordian ſchlief, (den er niemals weckte, weil der Hund, ſagt' er, offenbar träume und da in idealiſchen Welten fliege und ſchnuppere, wovon auf den Gaſſen der wirklichen kaum eine Schatten-Spur zu wittern ſey,) war er alſo allein mit dem ſtillen Thier (denn wacht' es, ſo hatt' er Geſellſchaft genug) und ſein Blick fiel zufällig auf ſeine Beine oder Hände: ſo fuhr ſeine kalte Furcht über ihn her, daß er ſich erſcheinen und den Ich ſehen könne. Der Spiegel mußte verhangen werden, damit er ſich nicht fände.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/483>, abgerufen am 22.11.2024.