und bespricht sich m mir über die Heilanstal¬ ten in Irrenanstalten. Ein Fichtianer kann er seyn (aus seinem Ich schließ' ich's) und ein Humorist auch; ist nun aber eines von beiden schon schwer von Verrückung zu trennen, wie viel mehr ihre Einigung! Mit welcher Freude über das Zusammentreffen unserer Beobachtun¬ gen ich Ihnen hier den Schlüssel zu seiner Stu¬ be gebe, das denken Sie sich selber!" -- "Wenn er kein Narr ist, (sagte seine Frau,) warum zerschlägt er denn alle Spiegel?" "Eben dar¬ um (versetzte der Inspektor), ist er aber einer, so ist Dein Mann ein noch größerer."
Keine Thür öffnete Albano je beklommener als die zu Schoppens kleinem Zimmerchen. "Ich hole Dich ab, mein Bruder," rief er so¬ gleich, um sich und ihm Schamröthe zu erspa¬ ren; aber als er den alten Löwen näher sah, fand er ihn in dieser Fanggrube ganz verwan¬ delt, nicht zahm, kriechend, wedelnd, aber ent¬ zweigeschlagen und mit zerbrochnen Tatzen auf die Erde gedrückt; -- die Anklage des Mords, die er rechtschaffen eingeräumt, verbunden mit Gaspards unbarmherziger Verurtheilung, hat¬
und beſpricht ſich m mir über die Heilanſtal¬ ten in Irrenanſtalten. Ein Fichtianer kann er ſeyn (aus ſeinem Ich ſchließ' ich's) und ein Humoriſt auch; iſt nun aber eines von beiden ſchon ſchwer von Verrückung zu trennen, wie viel mehr ihre Einigung! Mit welcher Freude über das Zuſammentreffen unſerer Beobachtun¬ gen ich Ihnen hier den Schlüſſel zu ſeiner Stu¬ be gebe, das denken Sie ſich ſelber!“ — „Wenn er kein Narr iſt, (ſagte ſeine Frau,) warum zerſchlägt er denn alle Spiegel?“ „Eben dar¬ um (verſetzte der Inſpektor), iſt er aber einer, ſo iſt Dein Mann ein noch größerer.“
Keine Thür öffnete Albano je beklommener als die zu Schoppens kleinem Zimmerchen. „Ich hole Dich ab, mein Bruder,“ rief er ſo¬ gleich, um ſich und ihm Schamröthe zu erſpa¬ ren; aber als er den alten Löwen näher ſah, fand er ihn in dieſer Fanggrube ganz verwan¬ delt, nicht zahm, kriechend, wedelnd, aber ent¬ zweigeſchlagen und mit zerbrochnen Tatzen auf die Erde gedrückt; — die Anklage des Mords, die er rechtſchaffen eingeräumt, verbunden mit Gaſpards unbarmherziger Verurtheilung, hat¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0468"n="456"/>
und beſpricht ſich m mir über die Heilanſtal¬<lb/>
ten in Irrenanſtalten. Ein Fichtianer kann er<lb/>ſeyn (aus ſeinem Ich ſchließ' ich's) und ein<lb/>
Humoriſt auch; iſt nun aber eines von beiden<lb/>ſchon ſchwer von Verrückung zu trennen, wie<lb/>
viel mehr ihre Einigung! Mit welcher Freude<lb/>
über das Zuſammentreffen unſerer Beobachtun¬<lb/>
gen ich Ihnen hier den Schlüſſel zu ſeiner Stu¬<lb/>
be gebe, das denken Sie ſich ſelber!“—„Wenn<lb/>
er kein Narr iſt, (ſagte ſeine Frau,) warum<lb/>
zerſchlägt er denn alle Spiegel?“„Eben dar¬<lb/>
um (verſetzte der Inſpektor), iſt er aber einer,<lb/>ſo iſt Dein Mann ein noch größerer.“</p><lb/><p>Keine Thür öffnete Albano je beklommener<lb/>
als die zu Schoppens kleinem Zimmerchen.<lb/>„Ich hole Dich ab, mein Bruder,“ rief er ſo¬<lb/>
gleich, um ſich und ihm Schamröthe zu erſpa¬<lb/>
ren; aber als er den alten Löwen näher ſah,<lb/>
fand er ihn in dieſer Fanggrube ganz verwan¬<lb/>
delt, nicht zahm, kriechend, wedelnd, aber ent¬<lb/>
zweigeſchlagen und mit zerbrochnen Tatzen auf<lb/>
die Erde gedrückt; — die Anklage des Mords,<lb/>
die er rechtſchaffen eingeräumt, verbunden mit<lb/>
Gaſpards unbarmherziger Verurtheilung, hat¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[456/0468]
und beſpricht ſich m mir über die Heilanſtal¬
ten in Irrenanſtalten. Ein Fichtianer kann er
ſeyn (aus ſeinem Ich ſchließ' ich's) und ein
Humoriſt auch; iſt nun aber eines von beiden
ſchon ſchwer von Verrückung zu trennen, wie
viel mehr ihre Einigung! Mit welcher Freude
über das Zuſammentreffen unſerer Beobachtun¬
gen ich Ihnen hier den Schlüſſel zu ſeiner Stu¬
be gebe, das denken Sie ſich ſelber!“ — „Wenn
er kein Narr iſt, (ſagte ſeine Frau,) warum
zerſchlägt er denn alle Spiegel?“ „Eben dar¬
um (verſetzte der Inſpektor), iſt er aber einer,
ſo iſt Dein Mann ein noch größerer.“
Keine Thür öffnete Albano je beklommener
als die zu Schoppens kleinem Zimmerchen.
„Ich hole Dich ab, mein Bruder,“ rief er ſo¬
gleich, um ſich und ihm Schamröthe zu erſpa¬
ren; aber als er den alten Löwen näher ſah,
fand er ihn in dieſer Fanggrube ganz verwan¬
delt, nicht zahm, kriechend, wedelnd, aber ent¬
zweigeſchlagen und mit zerbrochnen Tatzen auf
die Erde gedrückt; — die Anklage des Mords,
die er rechtſchaffen eingeräumt, verbunden mit
Gaſpards unbarmherziger Verurtheilung, hat¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/468>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.